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26. Juni 2011
Dominik Irtenkauf
für satt.org

  Devin Townsend Project: Deconstruction
Devin Townsend Project: Deconstruction
Insideout Music (EMI) 2011

Devin Townsend Project: Ghost
Devin Townsend Project: Ghost
Insideout Music (EMI) 2011
» www.hevydevy.com


Komplizierte Musik
ist Masturbation und sterbenslangweilig:

Im Gespräch mit

Devin Townsend Project

Der kanadische Workaholic und Multi-Instrumentalist machte am 5. April 2011 bei seinem Label »Inside Out Music« in Dortmund Station und stand zu den zwei neuen Alben »Deconstruction« und »Ghost« Rede und Antwort. Bald schon führte das Gespräch von den zwei wie Tag und Nacht verschiedenen Alben hin zu den generellen Problemen Devin Townsends: dem Umgang mit der eigenen Kreativität und dem Drogenkonsum.

»Deconstruction« packt die Metalkeule aus und verteilt Schläge, manchmal auch unter die Gürtellinie, so zum Beispiel im Song »The Mighty Masturbator«, der sich über 16 Minuten hinzieht und geballte Gitarrenwände mit hektischen Drums paart, und schlicht zeigt, was man instrumentell bewältigen kann. Vor allem dann, wenn der Kopf wie bei Townsend unablässig mit verrückten Ideen überfüllt ist. Stücke wie »Planet Of The Apes« und »Sumeria« setzen den schizophrenen Sound des Kanadiers fort: hymnischer Gesang (besonders im letzteren Song) gesellt sich zu einem Wall Of Sound, gegen den anzurennen beim Hören des Albums sinnlos ist. Dabei unterstützen Devin einige illustre Musiker aus anderen Metalbands. Entweder man nimmt diese schrecklich komplizierte Musik an – oder man legt das andere Album auf. »Ghost« nimmt sich dementsprechend zurück: Akustikgitarren, Keyboard und Klangflächen, die eher an einen spirituellen Trip ans andere Ende der Welt erinnern.

◊ ◊ ◊

satt.org: Du scheinst in deinem Arbeitseifer nicht nachlassen zu wollen. Am 20. Juni 2011 erscheinen zeitgleich zwei Alben von dir. Üblicherweise findet man ja diese harten und subtileren Passagen auf jedem Devin Townsend-Album. Nun hast du diese Einflüsse auf zwei Alben verteilt. Wieso?

Devin Townsend: Eigentlich um die verschiedenen Teile besser verstehen zu können. In der Vergangenheit haben meine Alben stets viele verschiedene Ideen gleichzeitig aufgegriffen und wohl einen gewissen Gemütszustand von mir repräsentiert. Das ist für eine ganz bestimmte Phase meines Lebens charakteristisch. Ich habe sehr verschiedene Alben über die Jahre aufgenommen, dabei jedoch nie richtig verstanden, was es bedeutet, wenn man ein Element herauspickt und konsequent daran arbeitet. Als Produzent und Musiker hatte ich stets das Gefühl, so verschiedene Ideen zu haben, dass ich sie alle auf einmal verwirklichen wollte. Das führte dann immer zu diesem Wall of Sound. Mit dieser Tetralogie wollte ich selbstkritisch analysieren, was ich eigentlich mit meiner Musik mache, um es für die Zukunft besser anwenden zu können. Ich wollte auch in Sachen Produktion experimentieren und mich nur auf ein Element meiner vielschichtigen Musik konzentrieren. »Deconstruction« und »Ghost« unterscheiden sich ziemlich, doch denke ich, dass sie diese Form annehmen mussten.

Das führte dann zu einer Tetralogie. Heißt das, du konntest deine Ideen nur auf vier Alben und nicht weniger ausführen?

Devin Townsend: Ich denke, dass es ein wenig länger braucht, bis sich die Songs entwickeln. Doch sind die Songs auch stark selbstverliebt. Das nächste Album soll recht simpel ausfallen, zumindest hoffe ich das. Davor wollte ich noch ein wenig mit Selbstverliebtheit experimentieren. Siebzehn Minuten lange Songs schreiben, endlos scheinende Jams, beinahe masturbatorisch anmutende Riffs – eine Verkörperung des Progressive Metals. »The Mighty Masturbator« auf »Deconstructio« sagt eigentlich schon alles. (lacht) Auf »Ghost« wollte ich mit fließenden Übergängen arbeiten, softe Parts, viel Ambience-Passagen.

»Ghost« ist vor allem eine intimere Scheibe. Ganz anders als der Wall of Sound, der recht typisch für die Musik vom Devin Townsend Project zu sein scheint. Indem du die Elemente separat auf den einzelnen Scheiben behandelst, ist es nun möglich, andere Wege zu beschreiten.

Devin Townsend: Das Konzept hinter der Tetralogie beabsichtigte, die einzelnen Vorlagen meiner Musik »auszubrennen«. Ich kann noch nicht sagen, wo mich mein Weg nach diesen vier Alben hinführen wird. Zum Beispiel wollte ich schon immer mal mit einem anderen Produzenten zusammenarbeiten. Gerne würde ich auch mal Stücke schreiben, die weniger experimentell sind. Um diesen Schritt rechtfertigen zu können, musste ich zuvor Alben aufnehmen, die keine Grenzen kannten. (lacht) »Deconstruction« war der Anspruch an mich selbst, das auszureizen. Das Album mag nicht leicht ins Ohr gehen, doch sicher hat das Album viel Spaß beim Komponieren gemacht, denn ich arbeitete mit orchestralen Parts und sehr bizarren Rhythmusstrukturen. »Ghost« hat ebenso all die Mühe gelohnt, denn ich habe nicht absichtlich ein solches Album geschrieben, sondern weil ich es ausprobieren wollte.

 



»Ghost« hört sich an Stellen ziemlich stark nach New Age-Musik an.

Devin Townsend: Ich habe viel New Age-Musik vor Metal gehört. Ich wollte schon immer solch ein Album machen, doch weiß ich nicht, ob »Ghost« mir abgenommen worden wäre, hätte ich nicht zuvor »Deconstruction« aufgenommen. Das gilt auch umgekehrt. Doch mit diesen Alben wollte ich herausfinden, wer ich selbst bin und meine Grenzen ausloten.

Du hast vorhin von Selbstverliebtheit gesprochen. Doch man findet auf beiden Alben auch viel an Selbstironie. Zum Beispiel verweisen die ersten Zeilen des Titeltracks von »Deconstruction« auf die Zergliederung eines Cheeseburgers. Das scheint mir eine starke Opposition zur Dekonstruktion als Theorie zu sein.

Devin Townsend: Ich denke nicht, dass sich die beiden Dinge ausschließen. Der Charakter auf dem Album dekonstruiert sein ganzes Leben durch das Chaos, das darin herrscht, und dabei ist er überzeugt, dass seine Sichtweise die absolute Wahrheit darstellt. Er nimmt jedoch eine kritische Distanz dazu ein und bemerkt, dass sein Verhalten ziemlich dumm gewesen ist. Darüber hinaus ist er Vegetarier, er kann also nicht mal den Cheeseburger wirklich auseinandernehmen. Alles ist in allem enthalten. Egal, was du dir betrachtest, überall triffst du auf Unendlichkeit.

Auf der anderen Seite werden die Hörer solch anspruchsvoller Musik ein tieferes Konzept hinter den Texten vermuten.

Devin Townsend: Genau das meine ich. »Deconstruction« möchte den Leuten zeigen, dass die komplizierteren Dinge im Leben überhaupt nicht wichtig sind. Ich denke, momentan herrscht besonders in der Musik eine Tendenz vor, immer technischer zu werden. Meine Absicht war, ein kompliziertes Album zu machen, das behauptet: Komplizierte Musik ist sterbenslangweilig. Komplizierte Musik macht keinen großen Sinn. Natürlich nicht jede. Ich wollte dieser Musikszene mitteilen, dass ich eher Folkmusik als komplizierten Metal hören möchte. Auf einen Cheeseburger hinzuweisen, macht die Kompliziertheit jeder Dekonstruktion beinahe überflüssig, denn die vermeintliche Bedeutung einer solchen Analyse stellt sich als unwichtig heraus. Ich wollte klarmachen, dass mich das nicht interessiert. Aber ich musste mich in dieses Feld begeben, um möglichst nahe zu kommen und mehr über mich selbst zu erfahren. In der Musik herrscht eine Faszination für technische Fertigkeit und komplizierte Aussagen vor. Letzten Endes bekomme ich davon nur Kopfschmerzen. Mit »Deconstruction« wollte ich Kopfschmerzen produzieren und ich denke, das ist mir gelungen.

Das Problem mit Musik ist ja generell, dass man mit jedem Song wiederum ein Statement gibt. Was letztlich das Risiko einer Fehlinterpretation erhöht.

Devin Townsend: Ich denke, hierbei spielen Rechenschaften eine große Rolle. Meiner Meinung nach passiert das vor allem dann, wenn die Musiker von sich behaupten, sie würden eine spezielle Art von Musik spielen. Dann fangen die Interpretationen und Projektionen der Hörer an. Auf meinen früheren Scheiben stellte sich ein anderes Problem, und zwar, dass ich nicht wusste, was ich wirklich tat. Inzwischen kann ich das besser separieren und für die neuen Alben sagen, was es für mich repräsentiert. Ich habe die Tetralogie gemacht, um zu zeigen, was ich als Künstler zu leisten vermag. In der Zukunft kann ich mir daher alle Freiheiten nehmen. Wenn du Musik machst, musst du viele Dinge ausblenden, vor allem, dass du mißverstanden werden könntest. Es gehört dazu, dass die Leute besser oder schlechter von dir denken, als du dich selbst in deiner Kunst wahrnimmst.

Hängt das möglicherweise auch mit den Produktionsarbeiten für fremde Bands zusammen, so dass du dir immer einen aktuellen Überblick zur Szene verschaffen konntest?

Devin Townsend: Ich denke nicht, dass diese Arbeit Rückwirkungen auf meine Musik hat. Ich denke, das lohnt sich gar nicht, darüber nachzudenken. (sagt er nach einer längeren Denkpause.) Über Dinge, die sich meiner Kontrolle entziehen, nachzudenken, lohnt sich nicht.
Meine Meinung zur Szene ist Wahrnehmung, persönliche Sichtweise. Ich denke, dass die Musik so kompliziert geworden ist, dass ich mich nicht mehr stark für harte Musik interessiere. Es scheint mir ein ständiger Schwanzgrößenvergleich zu sein. Mein Beitrag zu diesem Pimmelwettbewerb war, meinen Schwanz in »Deconstruction« reinzuhängen und am Ende zu sagen: Hey Überraschung, ist nur ein Dildo! (lacht)

Devin Townsend wird selbst als ein Paradebeispiel für experimentelle Musik wahrgenommen. Das hat sicher auch zu Phasen geführt, in denen diese Fremdwahrnehmung alles Andere als angenehm war.

Devin Townsend: Ich denke, es hängt davon ab, sich selbst zu verändern. Mit einigen Dingen kam ich selbst nicht zurecht und habe sie auf meine Musik, meine Karriere, das Touren und mein Publikum projiziert. Ich bekam dann vor einiger Zeit beinahe die Chance aufgezwungen, mich von der Musik für einige Zeit zurückzuziehen. Ich geriet in eine kreative Sackgasse. Ich nahm damals an, dass es das Touren und die Musikindustrie waren, die mich in diese Sackgasse getrieben hatten. Schließlich wurde mir bewusst, dass es vielleicht ich selbst war, der diese Probleme hervorrief. Mir wurde bewusst, dass ich mit Drogen und dem Alkohol nicht einfach fortfahren konnte. Ich gab viel auf. Mein Verfolgungswahn und Halluzinationen verschwanden, als ich zu realisieren begann, dass viele dieser Probleme nicht mit meiner Musik, sondern mir selbst zusammenhingen. Ich hatte vor mir selbst Angst, konnte mir selbst nicht vertrauen. Inzwischen fühlt sich das alles wieder recht selbstverständlich an. Ich weiß nun, worin meine Stärken als Musiker liegen. Vor einigen Jahren hätte ich auf solche Fragen nur antworten können: weiß nicht, wovon du redest.

Denkst du denn, dass man eine gewisse Spannung im Leben spüren muss, um kreativ sein zu können?

Devin Townsend: Es gibt verschiedene Arten von Spannungen. Ich denke, dass du in unserer heutigen Welt ständig unter Druck stehst. Ich sprach vorhin jedoch von selbstzerstörerischer Spannung. Als ich die Selbstzerstörung aus meinem Leben ausschloß, konnte ich mich auf die künstlerische Spannung konzentrieren, die auf jeden Fall notwendig ist. Aber du kannst diesen Inspirationsdruck von überall herbekommen: du kannst es vom Begleichen einer Hypothek, Begegnungen mit fremden Menschen, von einem Spiel, von einem Spaziergang herbekommen. Du musst dich nur auf die Suche begeben. Wenn du aber denkst, dass du nur unter Drogen einen gewissen Druck aufbauen kannst, so kann ich dem nicht mehr zustimmen. Ich hab letzten Endes einen selbstzerstörerischen Druck in eine produktivere Art der Spannung umgewandelt.

Es kursieren gewisse Stereotypen, was kreative Menschen und Musiker angeht. Du sprachst auch von der Paranoia gegenüber deinem Publikum, den Erwartungen und der Musikindustrie. Denkst du denn, diese Paranoia war schon am Beginn deiner Karriere vorhanden oder hat sie sich erst durch Erfolge und Enttäuschungen entwickelt?

Devin Townsend: Ich kann dir eine sehr präzise Antwort hierauf geben: bevor ich Marihuana gekifft habe, spürte ich keinen Verfolgungswahn. Als ich damit anfing, konnte ich an nichts Anderes mehr denken. Als ich mit dem Kiffen aufhörte, verpuffte die Paranoia. Ich meine, das Seltsame an meiner Musikerkarriere ist sicher, dass mein ganzes Leben dokumentiert wird und ich viele Interviews geben muss, sowohl in den besten wie auch den miesesten Zeiten. Ich denke, wenn du eine genetische Veranlagung zu einer Krankheit wie Schizophrenie oder bipolarer Störung hast, musst du besonders auf dich aufpassen. Wenn diese Menschen etwas zu sich nehmen, das diese Veranlagung verstärkt, dann gerät das alles ein wenig außer Kontrolle. Bevor ich Drogen zu mir nahm, hatte ich keinen Hang zur Paranoia. Zu jener Zeit dachte ich, ich sei hoffnungslos diesem Zustand verfallen: ich nahm viele Anti-Depressiva zu mir, aß Mengen von schlechtem Essen, kiffte Gras, nahm Acid zu mir. Ich schreibe Musik ziemlich abhängig von meiner jeweiligen Gemütslage: wenn ich paranoid drauf bin, schreibe ich auch paranoide Musik, wenn ich mich stark fühle, schreibe ich entsprechend starke Musik. Letzten Endes musste ich damit zurechtkommen, dass wenn du ständig paranoide künstlerische oder selbstzerstörerische Aussagen von dir gibst, die Leute das superinteressant finden und dich sogar bitten, nicht mit dem ganzen Bullshit aufzuhören. Dann kommt noch eine religiöse Komponente bei Künstlern hinzu, dass sie sich gerne als Märtyrer geben. Mich interessiert aber keine Religion und ich möchte auch nicht als Märtyrer enden. Wenn ich die Dinge ausfindig machen kann, die mir Probleme bereiten, konfrontiere ich mich selbst mit ihnen und mache reinen Tisch. Wenn ich damit nicht zurechtkomme, werde ich meine Unselbständigkeit nicht nur meinem Publikum aufbürden, sondern auch meiner ganzen Familie und den Freunden, die sich darauf verlassen, dass ich eine starke Person bin. Mein Stoffwechsel vertrug die ganzen Drogen nicht.

Es gibt auch die Ansicht, dass Künstler über ihre emotionalen »Verwerfungen« stehen sollten. Hängt das von der Kunst ab, die man macht?

Devin Townsend: Das hängt vor allem davon ab, wie wichtig du dich nimmst. Ich habe immer ziemlich Künstler und Schauspieler gehasst, weil die sich meist sehr wichtig nehmen. Die Kunst, die ich darstelle, ist so wichtig, dass ich mich voll in sie werfen muss und das gibt mir die Erlaubnis, mich wie ein Arschloch bei meinen Freunden zu benehmen. Wenn sie sich in der »Kunstlaune« befinden, dann können sie schlicht mit niemandem reden. Sie entziehen sich jeder Rechtfertigung, da sie sagen: »Ach nein, ich bin doch Künstler!« Für mich sind das nur Arschlöcher. Ich möchte vielmehr ein guter Freund sein und an meinen Problemen arbeiten, als dass ich mich so tief in die Kunst reinkniee. Ich denke, dass ich durch solch ein Verhalten der Außenwelt zeige, dass für mich meine eigene Kunst wichtiger als die Beziehungen zu den Menschen in meiner Umgebung ist. Das trifft auf mich überhaupt nicht mehr zu. Früher dachte ich immer, dass du als Künstler so tief in die eigene Psyche steigen musstest, um etwas Vorzeigbares kreieren zu können. Als ich »Deconstruction« aufnahm, wurde mir klar, dass ich mir einige ziemliche Patzer geleistet habe: habe gelogen, betrogen und gestohlen und dachte, das gehöre alles zum künstlerischen Prozess.

Es hat dich nach den Aufnahmen wahrscheinlich ziemlich leer zurückgelassen.

Devin Townsend: Stimmt. Wenn du all die dunklen Teile von dir erforschst, und richtig tief sondierst, wirst du möglicherweise danach mit einem ziemlich leeren Gefühl zurückbleiben. Vielleicht sollte man nicht ganz so tief vorstoßen. Man kann auch Stärke beweisen, wenn man solche Dinge erforscht, ohne hysterisch zu werden. Ich meine, man sollte auch das Verhältnis wahren: manche Menschen auf der Welt müssen Tod, Krieg, Hungersnöte, Vergewaltigungen ertragen und sie fangen nicht an, auf sich zu zeigen: Hey, schaut alle mal her, wie mich diese Gräueltaten verändert haben. Das hört sich zu sehr nach Selbstmitleid für mich an. Emotionell möchte ich jedes Gefühl erforschen und wahrnehmen, doch möchte ich die Kontrolle darüber behalten, welchen Einfluss diese Emotionen auf mich haben. Paranoia und Verschwörungstheorien können mir gestohlen bleiben. Doch ist Liebe zum Beispiel ein Gefühl, das mitunter zu den schwierigsten aller gehört. Es ist wirklich einfach, den Hass zu kultivieren, statt sich der Liebe in allen Facetten zu stellen. Ich mag nicht, sadistisch und grausam zu sein, doch mag ich Liebe und Humor. Selbstverständlich spüre ich auch Wut und Hass, doch lasse ich es zu, dass sie mich kontrollieren? Nein, denn ich weiß, wohin das führt.

Auf »Ghost« findet man in einigen Stücken wie »Fly«, »Weather« und »Infinite Ocean« auch einiges an Spiritualiät.

Devin Townsend: Sicher, aber meine persönliche Spiritualität besteht nicht aus Zuckerguß und Sonnenschein, sondern es integriert alle Aspekte des Lebens. Keinesfalls verbinde ich damit Schmetterlinge, die um meinen Kopf schwirren. Aber nur, weil es Schreckliches auf der Welt gibt, solltest du dich nicht vom Glück abkapseln. Wenn du dich aber zu sehr auf die schrecklichen Dinge konzentrierst, weil du sie auf keinen Fall selbst erleben möchtest, wird dein Leben unweigerlich zu einer kleinen Hölle werden. Zu diesem Zeitpunkt meines Lebens bevorzuge ich, mich den Dingen zu widmen, die ich genießen kann. Jetzt weiß ich auch, dass ich diese schönen Dinge des Lebens ohne Drogen und Alkohol schätzen kann. Dasselbe gilt für meine vegetarische Ernährung. Nur weil ich das so halte, müssen das nicht auch andere Menschen so halten. Es geht schließlich darum, dass ich mich selbst wohlfühle. Respektiere, was die anderen Menschen glücklich macht und folge den eigenen Wünschen. Das sollte funktionieren.