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März 2007
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Marc Degens
für satt.org |
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Frank Miller:
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Frank Miller: Sin City 7 Einmal Hölle und zurück Cross Cult Verlag 320 Seiten, 35,00 Euro » amazon Frank Miller, Lynn Varley: 300 Cross Cult Verlag 88 Seiten, 29,80 Euro » amazon » 300 Kino-Trailer |
Der 1958 geborene US-amerikanische Comicmacher Frank Miller ist einer der einflußreichsten Erneuerer des Comic-Mediums. Seine Superheldenarbeiten der 1980er Jahre, allen voran seine bitterböse Batman-Adaption „Der dunkle Ritter kehrt zurück“ (1986), veränderten das Genre nachhaltig. Seit Miller können Superhelden auch sadistisch, ruhmsüchtig und bestechlich sein – der Held unterscheidet sich nicht mehr vom Schurken.
In den 1990er Jahren erschien dann Millers düstere „Hardboiled“-Serie „Sin City“, ein fast 1.500 Seiten umfassender Comic-Zyklus um die verzweifelten Schicksale der Bewohner der fiktiven Stadt „Basin City“: Drogen, Gewalt, Elend, Prostitution, Selbstjustiz. Millers ausdrucksstarker, großflächiger, jegliche Grautöne vermeidender schwarzweißer Zeichen- und Malstil entspricht der Sichtweise seiner Figuren, die nur zwischen Gut und Böse, Liebe und Haß, Leben und Tod unterscheiden können. Graphisch ist „Sin City“ ein Meilenstein der Comicgeschichte, meisterhaft versteht es Miller, mit dem äußerst sparsamen Einsatz einer Zusatzfarbe inhaltliche Akzente zu setzen.
Getragen werden die oft nur schablonenhaft angedeuteten Geschichten – etwa: Mann sucht, findet und verliert die Frau seines Lebens – von Millers eindringlichem, stark verknapptem Erzählstil: „Ruhig bleiben. Nicht nervös werden. Nicht ablenken lassen. Die Teile zusammen setzen. Finde es raus.“
Mit dem siebten, mit insgesamt über dreihundert Seiten längsten und gleichfalls leider auch recht teuren Band „Einmal Hölle und zurück“ liegt nun „Sin City“ in einer ansprechend gestalteten und sorgsam herausgegebenen Ausgabe komplett auf Deutsch vor. Nicht zuletzt der Erfolg der „Sin City“-Verfilmung von Robert Rodriguez (2005) hat dieses ehrgeizige Buchprojekt möglich gemacht. Zur Zeit arbeitet Rodriguez an der ersten von zwei geplanten „Sin City“-Kinofortsetzungen. Eine weitere Verfilmung eines Comics von Frank Miller ist bereits fertiggestellt und wird dieses Jahr in den Kinos anlaufen: „300“.
In „300“ verarbeitet Miller die sagenhaften, vom Geschichtsschreiber Herodot überlieferten Ereignisse um die Erste Schlacht bei den Thermopylen (480 v. Chr.): 300 spartanische Leibgardisten, die zu einem kleinen griechischen Heer gehörten, trotzen zwei Tage lang einer persischen Übermacht. In „300“ kommen Millers erzählerische und zeichnerische Qualitäten, die schon „Sin City“ auszeichneten, voll zur Geltung – zu einem Meisterwerk wird „300“ aber durch die einzigartige Farbgebung seiner Ehefrau Lynn Varley. Aquarellierte Landschaften, schwere Erdtöne, Blutkleckse, ein kunstvoll verzierter Thron … Varleys Ausdrucksmittel sind zahllos. Ihre Farbgebung verleiht den Panels eine enorme Dynamik, es gibt wenige Beispiele, in denen ein Comic so sehr von seiner kunstvollen Kolorierung profitiert.
Angesichts dieser Farbgebung müßte man „300“ eigentlich für unverfilmbar halten, doch die moderne Computertechnik, die bereits in „Sin City“ so eindrucksvoll zum Einsatz kam, leistet heuzutage schier Unmögliches. Wie man dieses Jahr auf der Berlinale sehen konnte, ist „300“ eine der authentischsten Comic-Verfilmungen aller Zeiten.
Dieser Text erschien erstmals auf fluter.de.
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