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Mai 2007
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Stefan Pannor
für satt.org |
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Flix: Heldentage
Tagebücher haben keine Moral, stand hier anlässlich der Rezension von „Mutter hat Krebs“ zu lesen. Und, so muss man hinzufügen, sie haben auch keine Dramaturgie. Was bei Projekten wie Brian Fies' Krebsdrama weniger auffällt dank des vom Leben diktierten Spannungsbogens, wird bei den „Heldentagen“ evident. Flix' voluminöser Strip-Sammelband ist das Tagebuch eines Jahres, und allein aufgrund des Konzeptes entzieht es sich den üblichen Bewertungsmaßstäben. Schon seit einigen Jahren führt der inzwischen in Berlin lebende Zeichner privat ein Tagebuch in Comicform. Ursprünglich das Ergebnis einer Wette, füllt es inzwischen mehrere voluminöse Kladden. Mehrmals war eine ganze oder teilweise Veröffentlichung dieser Arbeiten vorgesehen, die jedoch nur einmal grade so in eine Startphase kam und dann sofort wieder abbrach. Erst die Zusammenarbeit mit Carlsen Comics brachte ein sichtbares Ergebnis. Seit 2006 ist auf der Seite von Flix ein Tagebuchstrip zu sehen. „Heldentage“ sammelt das komplette Jahr 2006. Jeden Tag einen Strip – das ist nichts ungewöhnliches, wenn man an die vielen Stripzeichner weltweit denkt. Bei Flix aber geschieht der Strip nebenher, neben der eigentlichen Arbeit an neuen Comics, als Dozent und freier Künstler. Und natürlich neben dem Alltag. Dinge, die Flix auch thematisiert – immer wieder tauchen Gespräche mit Redakteuren und Kollegen auf, werden Veröffentlichungen der eigenen Werke reflektiert. Stress ist ein permanentes Thema der Episoden. Daneben steht der private Flix. Seine Essens- und Schlafgewohnheiten, seine Herzens- und Schmerzensdinge. Manchmal zu viel des Guten. Ohne nachgezählt zu haben, scheinen sich wenigstens ein Drittel aller Strips um Flix' Liebe zu seiner Lebensgefährtin Leo zu drehen. Schön für Flix, ermüdend für den Leser. Aber auch das gehört zum Konzept des Buches. Ganz offensichtlich sind die täglichen Minicomics für den Künstler vieles auf einmal: Reflektion, Entspannung, Frustabbau, aber gelegentlich auch lästige Fron. Entsprechend unterschiedlich fallen die Ergebnisse aus. Manches ist lustig, anderes öde, vieles gnadenlos redundant. Als Leser wünscht man sich manchmal mehr von einigen Themen. Was geschah nach dem Kreislaufzusammenbruch am 18. April? Wie steht es um Flix' Oma? Während andere Strips mühelos zu überspringen sind. Das Leben bietet manchmal zu viel und manchmal zu wenig Stoff für vier Bilder täglich. Bewundernswert ist auf jeden Fall die grafische Klarheit, die Flix auch in diesen Strips exerziert. Und sie betrifft nicht nur dieses Buch, sondern tatsächlich alle seine je produzierten Tagebuch-Comics, wie der Autor dieser Zeilen weiß. Schludern gilt nicht, Flix ist sauber selbst da, wo es vielleicht nie jemand sehen wird. Ein grafisch gefälliges Buch, das man jedoch auf keinen Fall am Stück lesen sollte. |
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