Brian Wood, Riccardo Burchielli: DMZ Bd. 1: Abgestürzt Panini 2007
128 S.; 14,95 (D) » amazon
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Brian Wood,
Riccardo Burchielli:
»DMZ«
Neben all den romantischen-esoterischen Comics, die seit Jahr und Tag vor allem als Ableger von Neil Gaimans „Sandman“-Serie bei DCs Sublabel Vertigo erscheinen, gehen die politischen Comics in der Außenbetrachtung oft etwas unter. Dabei war die Politik dem Label in die Wiege gelegt. Schon Alan Moores „Swamp Thing“, im Grunde die erste Vertigo-Serie, war zwar eigentlich ein Horrorstoff, wurde aber von dem genialen britischen Autor zur Betrachtung von Themen wie Feminismus, Rassismus und Umweltverschmutzung genutzt.
Inhaltlich sind diese stark politischen Comics - zu nennen wären unter anderem „Transmetropolitan“ von Warren Ellis, „Deadender“ von Ed Brubaker, aus jüngerer Zeit „Human Target“ von Peter Milligan und „Y – The Last Man“ von Brian K. Vaughan – häufig eher dem linken Spektrum zuzuordnen, zudem haben sie oft einen antiutopischen Anstrich. In den meisten Fällen handelt es sich um Science-Fiction-Titel.
In dieses Schema passt auch „DMZ“, und weil das Konzept „Transmetroplitan“ recht ähnlich wirkt, klingt das erstmal etwas unspektakulär. „DMZ“ spielt in einer nahen Zukunft, in der die USA durch einen Bürgerkrieg gespalten ist. Manhattan, genau zwischen den Kampfzonen gelegen, wurde zum Niemandsland erklärt, zur De-Militarisierten Zone. Die Stadtinsel ist verkommen, unregiert und unregierbar, abgeschnitten von allen Wirtschaftswegen herrscht das Faustrecht.
Mitten hinein in dieses unglaubliche Chaos stolpert Matthew Roth, eigentlich nur Praktikant eines Newsteams, das aus der DMZ berichten wollte. Am Ende des Tages ist er der einzige Überlebende des Teams und der einzige Mensch vor Ort mit einer Kamera. Wie auch schon „Transmetropolitan“ folgt „DMZ“ dem Weg des Journalisten und bleibt dabei streng in Roths Beobachterperspektive. In kurzen und längeren Episoden beleuchtet Autor Brian Wood das Leben im Niemandsland, so wie Roth es sieht (und filmt).
Wood spielt damit genau seine Stärke aus. Ausufernd lange Erzählungen liegen ihm nicht. Schon das jüngst auf deutsch erschienene „Demo“ (2 Bde. bei Modern Tales) stellte letztlich eher eine Anthologie als eine durchgehende Serie dar, mit zwölf thematisch gleich gelagerten, inhaltlich aber komplett verschiedenen Kapiteln. Die Geschichten in „DMZ“ sind nicht unbedingt neu. Aber die extrem konzentrierte Erzählweise beeindruckt. Brian Wood ist ein Meister der Ökonomie, ein klassischer amerikanischer Storyteller. Seine Geschichte vom Bürgerkriegselend beeindruckt, weil sie knapp, präzise und neutral, mit einem Wort: journalistisch geschildert werden. Selten gingen in jüngster Zeit Sujet und Darstellung so elegant ineinander über.