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Dezember 2007
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Felix Giesa
für satt.org |
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Omega the UnknownDas Superheldenaufgebot von Marvel Comics hat während der „Civil War“ Storyline und der aktuellen „Initiative“ einige Veränderungen durchgemacht. Vor allem wurde ein ganzer Haufen alter Charaktere aus den Archiven gekramt und wieder belebt, um die im „Civil War“ gelichteten Heldenreihen zu füllen. Anders verhält es sich mit „Omega the Unknown“. Ende 2006 wurde hier bereits ein neues Projekt vorbereitet, indem ein Sammelband der originalen Serie aus den Jahren 1976 und ’77 veröffentlicht wurde. Die neue Serie ist nun angelaufen und Teil zwei ist soeben erschienen. Sie ist auf zehn Teile angelehnt, ein Gruß an den Vorläufer, der nach zehn Nummern eingestellt wurde. Inhaltlich unterscheiden sich beide Serien kaum voneinander. Omega ist ein ,caped crusader’, dessen Herkunft noch unbekannt ist (vgl. Abbildung 1). Sein Schicksal scheint auf das Engste mit dem des Jungen Alexander Island verwoben zu sein. In welcher Form, darüber lässt Autor Jonathan Lethem den Leser bisher im Dunkeln. Lediglich die Male in Alexanders Handflächen, die einem griechischen Omega entsprechen, heben die Verbindung näher hervor. Zu Beginn der Handlung erfährt Alexander, dass seine Eltern Androiden waren, als diese in einem Unfall ums Leben kommen. Von Omega ist lediglich bekannt, dass er gegen Roboter unbekannter Herkunft kämpft und teilweise auch den Jungen vor diesen beschützt. Der Ansatz der originalen Serie war, soziale Probleme mit Omega und dem eigentlichen Helden Alexander (in der ersten Serie trug er den Namen James Michael Starling) zu verbinden und so zu thematisieren. Dabei bedienten sich Omega-Erfinder Steve Gerber und Mary Skrenes einer für damalige Verhältnisse ungewöhnlichen Erzählweise, der immer die Fragen um die Herkunft Omegas und des Jungen auflagen. Dieser Ansatz findet sich auch in der aktuellen Serie. Der Betrachterblick bleibt nicht auf die beiden Hauptfiguren fokalisiert, sondern man folgt ebenfalls den Ereignissen um den undurchschaubaren Mink. Bei diesem handelt es sich um eine Art Medienstar-Superhelden. Zusätzlich werden immer wieder kurze Sequenzen der Roboter eingeblendet, gegen die Omega kämpft. Alexanders elaborierte Sprache und die Tatsache, dass Omega stumm zu sein scheint, machen sie zu Außenseitern in ihrem jeweiligen Umfeld. Auf der visuellen Ebene wird diesem Umstand in den wundervollen Zeichnungen von Indiekünstler Farel Dalrymple („Pop Gun War“) Rechnung getragen. Der melancholische Gesichtsausdruck, den Omega und Alexander teilen, unterstreicht ihre unklare Verbindung noch zusätzlich (vgl. Abbildung 2). Die unaufgeregten Bilder erhalten durch Paul Hornschemeiers („Komm zurück, Mutter“) Kolorierung eine perfekte Abrundung. Die weichen Farben lassen Dalrymples Zeichnungen ihre eigene Dynamik, indem z.B. Schraffuren beibehalten werden (vgl. Abbildung 3). Die so erzielte Wirkung ist nicht zu unterschätzen und daher ist es schlichtweg ärgerlich, dass lediglich Lethem und Dalrymple namentlich auf dem Cover erwähnt werden. „Omega the Unknown“ ist eine überraschende und angenehm sensible Serie, die man in dieser Form keineswegs aus dem Hause Marvel erwarten konnte. Das aktuelle Kreativteam hat sich gekonnt der Vorlage angenommen und so ist ein spannender Superhelden-Comic über die Probleme des Aufwachsens in einer befremdlichen, teilweise sogar feindlichen Umgebung, entstanden, der gerade durch seinen tragischen Unterton zu begeistern vermag. Der dritte Teil ist für den 5. Dezember angekündigt, ebenso ist bereits bekannt, dass es nächstes Jahr einen Sammelband der neuen Serie geben wird. Bis dahin werden mit Sicherheit noch eine Vielzahl eigenartiger Fragen aufkommen und hoffentlich einige geklärt werden. Z.B. was aus dem Mann wird, dessen Brustkorb ein Buch über Robotik assimiliert hat ...
Jonathan Lethem mit Karl Rusnak (Text), |
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