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Januar 2008
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Felix Giesa
für satt.org |
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Zirp # 3Wie ich vor einiger Zeit an anderer Stelle bereits einmal festgestellt habe, gestaltet es sich relativ schwer, an die diversen Mini-Comics aus Deutschlands „Comic-Metropolen“ zu gelangen. Glücklicherweise erreichte mich aus Hamburg der dritte Teil von Till D. Thomas selbst verlegtem Comic „Zirp“. LeserInnen der Hamburger Anthologie „Orang“ dürfte er eventuell durch seine dortigen regelmäßigen Beiträge ein Begriff sein.
Auffällig für einen Mini-Comic dieser Machart ist, neben der professionellen Aufmachung, der feine Strich, der Thomas schon mehrfach einen Vergleich mit Daniel Clowes eingebracht hat. Dieses Niveau hat er problemlos auch hier wieder halten können. Gleiches gilt für den Inhalt. Zeichneten sich seine Geschichten bisher durch eine kritische Zurschaustellung einer beklemmenden Alltagswelt aus, so macht er sich in seinem aktuellen Comic daran, die Abhängigkeits- und Machtverhältnisse innerhalb einer Beziehung abzubilden. Sein bereits vor einiger Zeit eingeführter hündischer Protagonist, hier unter dem Namen „Rezzo“, wird zum männlichen Hauptcharakter, der in Anhängigkeit von „Elisabeth“ lebt. Diese ist zwar sein „Frauchen“, jedoch führt sich Rezzo weniger wie das brave Hundchen auf, sondern man erkennt in ihm eher eine Allegorie des Unterhemd tragenden und vor dem Fernseher Bier trinkenden Ehemannes. Nach einem One-Night-Stand gelingt es Elisabeth aus diesem Trist auszubrechen und sie lässt Rezzo allein im gemeinsamen Wohntrailer zurück. Auf sich gestellt, ohne Erfahrungswerte außerhalb der Fernsehwelt, macht er sich auf die Suche nach Elisabeth. Es ist keine schöne Welt, die Thomas einem vorführt; dennoch berühren seine Figuren. Sie zeigen einem die vielen Abhängigkeiten, die versteckten, wie die offensichtlichen. Das mag beklemmend erscheinen, aber wenigstens ist es ehrlich. „Rezzo & Elisabeth“ sind als längeres Projekt angelegt und so kann man sich bereits auf weitere Abstürze in die zwischenmenschliche Welt gefasst machen!
Till D. Thomas: Zirp # 3 |
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