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3. Juli 2008
Stefan Pannor
für satt.org

Jean-Yves Ferri, Manu Larcenet: Die Rückkehr aufs Land

Jean-Yves Ferri
& Manu Larcenet:

Die Rückkehr
aufs Land

Möglicherweise weil der Sommer in seiner Hochphase ist, reizt die Vorstellung vom Rückzug aus dem Streß der überhitzten Städte den doch meist urban angesiedelten Comicleser. Sympathische Märchen wie „Pauls Ferienjob“ von Michel Rabagliatti erfüllen demjenigen dieses Bedürfnis, der sich diese Flucht nicht leisten kann.

Auch „Die Rückkehr aufs Land“ ist ein solches Märchen. Der recht schnell als Alter ego von Manu Larcenet zu erkennende Comiczeichner Larssinet zieht mit Frau, Katze und ganz viel Kram in ein idyllisches, aber auch zivilisationsverlaßenes Haus tief in der Provence, was dann auch wörtlich zu nehmen ist. In Comicstrips von je einer Seite erzählt das Buch vom Aufeinanderprallen des großstadtgewöhnten Zeichners mit der Provinz und ihrer Natur, ihrer Technikferne und den verschrobenen bis bizarren Dorfbewohnern. Ziel ist das Ankommen in der neuen Umgebung, vor allem das geistige.

Dieses Motiv der Stadtflucht findet sich bereits in „Der alltägliche Kampf“, das von einer nahezu identischen Prämisse ausgeht. Anders aber als im dicht gewobenen, genau beobachteten und ebenso zärtlichen wie bitteren „Alltäglichen Kampf“ ist „Die Rückkehr aufs Land“ offen, ohne Ziel, ja fast belanglos. Viele der Gags spielen mit dem Aufeinandertreffen des romantischen Bildes vom Landidyll mit der ungeziefer- und wetterunbillgeplagten Realität. Andere mit der Unfähigkeit des Zeichners, sich wirklich auf das Abenteuer Provinz einzulassen - noch Monate später wohnt er zwischen halbausgepackten gigantischen Umzugskartons. Ebenso zwangsläufig erfolglos ist seine Suche nach einem Therapeuten in einer Gegend, in der es nicht mal ordentliche Radiergummis gibt.

Das ist im Grunde nicht neu. Ferris Skript ist grade mal nett, ohne wirklich zu zünden, geht häufig zu sehr in die Breite und walzt manche Idee zu weit aus. Damit wird „Die Rückkehr aufs Land“ vor allem von den Zeichnungen Larcenets getragen, mit einer charmanten Niedlichkeit irgendwo zwischen Lewis Trondheim und Schlumpfhausen. Den Qualitäten von Larcenets selbstgetexteter Serie „Der alltägliche Kampf“ wird „Die Rückkehr aufs Land“ nicht gerecht. Als Strand- und Wiesenlektüre taugt der handliche Wälzer allemal.

Jean-Yves Ferri, Manu Larcenet: Die Rückkehr aufs Land

Seite aus dem besprochenen Band, © Ferri & Larcenet



Jean-Yves Ferri, Manu Larcenet:
Die Rückkehr aufs Land

Reprodukt; 192 S.; € 22,00
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