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3. April 2009
Felix Giesa
für satt.org

 
The nameless man, the zombie priest, had come to town to build a gang from the undead. But even the undead fear ... The Goon


The nameless man, the zombie priest, had come to town to build a gang from the undead. But even the undead fear ... The Goon

Das Geburtstag-Cover gab es nur auf der Party.




The Goon


The Goon-Movie

Erste Filmstills lassen hoffen, dass der Goon-Film überzeugend die düstere Stimmung, aber auch den Humor der Serie tragen wird.

Vier Fäuste für
ein untotes Halleluja

Eric Powells „The Goon” feiert derzeit den zehnten Geburtstag. Dark Horse, sein amerikanischer Verlag, zelebriert das mit der extradicken Nummer 32 und einer Kurzgeschichte auf ihrer MySpace-Seite. Powell selbst feierte, wie es sich für einen Südstaatler gehört, eine wilde Party mit Unmengen Bier, Weib und Gesang (und einem Special-Cover). Der Goon hat in den Staaten mittlerweile mehrere Eisner Awards erhalten, ausgezeichnet wurde die Serie neben dem Artwork auch als bester humoristischer Titel. Powell selber findet die Eisner Awards auf jeden Fall auch komisch.

Die Handlung von „The Goon“ ist halbwegs schnell zusammengefasst: Der Goon und sein Sidekick Franky sind die lokalen Schlägertypen, die mafiamässiges Business betreiben. Für ihr heruntergekommenes Viertel sind sie aber auch die guten Jungs, die versuchen alles Böse von ihren Freunden abzuhalten. Und Böses gibt’s in Goons Stadt eine Menge. Zum Beispiel der Zombiepriester, der im Intro schon erwähnt wurde. Dementsprechend müssen andauernd Zombies und Monster verprügelt werden. Danach trifft man sich dann in Norton’s Pub auf ein paar Bierchen, und vielleicht noch eine weitere Rauferei, unter Freunden. So zumindest funktionierten die ersten Nummern der Serie, die beim Cross Cult Verlag gesammelt als „Krudes Zeug“ vorliegen. Krude ist das alles wirklich, die Handlung ist noch sehr abgestumpft und auch für die Zeichnungen hat Powell noch nicht den endgültigen Schliff gefunden. Dass man bei Cross Cult diese Veröffentlichungsabfolge bevorzugte, ist überrascht. Nachdem Powell mit seiner Serie zu Dark Horse gegangen war, wurde sie direkt um Längen besser (und erhielt sofort besagte Eisner Awards). „Krudes Zeug“ wurde auch dort später, als Nullnummer gesammelt, neu veröffentlicht. So hätte man vielleicht auch bei der Übersetzung verfahren sollen. Denn ob sich den meisten Lesern das Potential direkt bei den ersten Gehversuchen vom Goon offenbart, ist wirklich fraglich. Und überhaupt die Übersetzung, eine solche ist beim Gebrauch von Slang im Original eine wirklich undankbare Aufgabe. Frank Neubauer hat hier wahrscheinlich sein möglichstes getan, aber man merkt direkt, dass er selber nicht aus dem bundesdeutschen Pendant eines Redneck Umfeldes kommt. Was für ihn selber sicherlich sehr erfreulich ist. Für den Comic in diesem Fall ist das aber streckenweise langweilig, vor allem, da das Original durch seine witzigen und rasanten Dialoge und Ausrufe lebt: „Knife to the eye!“ klingt einfach viel rabiater und dynamischer als „Messer ins Auge!“

Aber zum Glück ändert das natürlich nichts an den Bildern von Eric Powell und die zweite Ausgabe liegt nun bei, deutschen Verlag als „Was ein Elend“ vor. Hier finden sich bereits die liebevollen Zeichnungen, die das gesamte Geschehen trotz aller Gewalt in weichem Licht erscheinen lassen. Auch die Kolorierung hat großen Anteil an der Atmosphäre, es herrschen düstere und bedrückende Farben vor, die dem Ganzen einen etwas nostalgischen Anstrich verleihen. In der Originalserie hat mittlerweile Dave Stuart (übrigens ein weiterer Eisner-Gewinner), der schon in der „Conan“-Serie von Dark Horse gefiel, die Farbpalette übernommen, was der Serie einen nochmals neuen Touch verleiht.

Das „The Goon“ in den Staaten so erfolgreich ist, liegt sicherlich auch daran, dass es dort eine Tradition von „unter-der-Gürtellinie-Humor“ gibt, in deren Tradition Powell ganz eindeutig gehört. So viel Fäkalwitze und Rumgehacke auf „Krüppel“ finden sich ansonsten in reichlich wenig Serien. Und genau darin liegt der Gewinn für Amerika, in dem ja bekanntermaßen ein recht strenges Reglement herrscht, was in Comics (oder auch sonst wo) geht und was nicht. Auch wenn der Comics Code mittlerweile eine eher untergeordnete Rolle spielt. Powell setzt diesem Angebieder seinen harten Trash ganz bewusst entgegen. Aber dabei zeichnet er ganz hervorragend und ist unglaublich komisch. Ob dieser Anspruch für den deutschsprachigen Markt eingelöst werden kann, bleibt abzuwarten. Nur mit Zombies alleine kann man heute ja nicht mehr unbedingt einen Blumentopf gewinnen. Vielleicht wird der Film, für den immerhin David Fincher verantwortet wurde, ja etwas daran ändern ...


Eric Powell: The Goon: Krudes Zeug
Eric Powell: The Goon: Krudes Zeug
Cross Cult, 100 Seiten, € 14,80
Eric Powell: The Goon: Was ein Elend
Eric Powell: The Goon: Was ein Elend
Cross Cult, 144 Seiten, € 19,80