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Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen





24. April 2012
Felix Giesa
für satt.org

Durchgeblättert
Keine Waffen, Magier,
Musik & Superhelden

  Gregor Straube/ Bert Dahlmann (Hrsg.): We are not Armed. Südafrika jenseits der Apartheid. Comix & Avantgarde
Gregor Straube/ Bert Dahlmann (Hrsg.): We are not Armed. Südafrika jenseits der Apartheid. Comix & Avantgarde. Bremen: Edition Panel 2011, 36 Seiten, € 4,80
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Die verdiente Edition Panel hat im vergangenen Jahr zur Ausstellung We are not armed, don’t shot! – Südafrikanische Comix jenseits der Apartheid ein Begleitheft herausgegeben. Die Ausstellung wurde ab Ende März auch in Hamburg im Raum linksrechts gezeigt. In dem dünnen Heftchen finden sich Arbeiten von Karlien de Villiers, deren Meine Mutter ist eine schöne Frau eine sehr gelungene autobiographische Erzählung aus Südafrika war, die zeichnerisch etwas anspruchsvolleren Arbeiten von Mark und Anton Kannemeyer sowie erstmals auf Deutsch Joe Daly. Dalys Dungeon Quest gehört derzeit zu den abgedrehtesten und gelungensten Independent Comics im englischsprachigen Raum; sein Album Doppeltes Glück mit der roten Qualle ist für Herbst bei Avant geplant. Insgesamt dürften die Arbeiten mit Hinblick auf eine gewisse politische Relevanz ausgesucht worden sein, auch wenn ‚einfache’ Erzählungen ebenfalls vorhanden sind. So oder so fällt auf, wie stark der Einfluss westlicher Comicbilder auf die südafrikanischen Comics ist. Unterschiedliche Stilrichtungen werden von den Zeichnern für ihre Geschichten nutzbar gemacht, lediglich bei Anton Kannenberg findet sich eine persiflierende Verwendung. Insgesamt ein sehr gelungenes Heftchen.

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  Hellblazer: Garth Ennis Collection 1
Garth Ennis (Text), Will Simpsons und Steve Dillon (Zeichnungen): Hellblazer: Garth Ennis Collection 1. Stuttgart: Panini 2012, 236 Seiten, € 29,95
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Im Rahmen der Autorenpflege veröffentlicht Panini derzeit in fünf schicken Hardcover-Bänden Garth Ennis’ Comic-coming-of-age neu. Nachdem dessen Hitserie Preacher nun wieder komplett auf dem Markt ist, macht man sich an seinen Run bei Hellblazer. Jener Serie also um den abgewrackten John Constantine, der im DC Universum sowohl den guten als auch den bösen Mächten mit seinen okkulten Ausbrüchen ständig auf die Füße tritt. Ursprünglich von Alan Moore in dessen legendären Run von Swamp Thing erdacht, ist der Hellblazer die Vertigo-Figur schlechthin. Die hier versammelten Geschichten bildeten übrigens die Basis für den mittelmäßig gelungenen Constantine-Film von vor ein paar Jahren; das dürfte auch noch mal ein paar Leser anzapfen. Das spannende bei der Lektüre dieser doch nun auch schon 20 Jahre alten Geschichten ist, wie beeindruckend der damals erst gut 20jährige Ennis hier eine so komplexe und reife Figur herausgearbeitet hat. Deren Konturen, Verhaltensweisen und Einstellungen finden sich bis heute in Ennis’ Figureninventar immer wieder, egal ob er in The Boys Superhelden zerlegt oder in seinen Kriegsgeschichten ‚harte Männer’ in den Tod schickt. All das war 1991 bereits da, heute zehrt der Autor davon meist nur noch.

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  Charles Berberian: Jukebox
Charles Berberian: Jukebox, Berlin: Reprodukt 2012, 116 Seiten, € 18,00
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Jukebox von Berberian (der einen Hälfte des Monsieur Jean-Kreativ Teams) ist ein nettes, hübsch verspieltes Album, dass sich voll und ganz der Popmusik verschrieben hat. Wie viele Comiczeichner pflegt auch Berberian seine Liebe zur Musik, seine Comics kommen immer wieder auf sie zu sprechen. In Jukebox nun zeichnet er seine persönlichen Vorlieben nach, beschreibt uns, wo und wann er mit welcher Musik zuerst in Berührung kam und was diese ihm unter Umständen bis heute bedeutet. Nebenher sind seine kurzen Episoden auch knappe, anekdotische Musikerviten. Mögen diese teilweise recht unterhaltsam sein, ist das, was wirklich gelungen ist, natürlich Berberians Zeichenkunst. Die karikierende Darstellung der Pop- und Rockgrößen arbeitet zumeist trefflich deren elementaren Wesenzüge heraus.

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  Jonathan Hickman und Steve Epting: FF – Fantastischer Neuanfang
Jonathan Hickmann (Text) und Steve Epting (Zeichnungen): FF – Fantastischer Neuanfang. Stuttgart: Panini 2012, 124 Seiten, € 14,95
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Die Fantastischen Vier sind tot! – Es lebe die Future Foundation! Nach dem Tod der Fackel entdeckt Mr. Fantastic sein Herz für die Probleme der Weltgesellschaft wieder (irgendwann während Civil War muss ihm das ja abhanden gekommen sein) und gründet die philanthropische Future Foundation. Die neue Nummer vier wird kurzerhand Spiderman und die schicken blauen Kostüme werden gegen noch schickere schwarz-weiße Kostüme eingetauscht. Doch geht die FF darüber hinaus, nur ein Superheldenteam zu sein und so gehören der FF ebenfalls die Kinder von Mr. und Mrs. Fantastic sowie eine Vielzahl anderer kluger Köpfe an.

Zu vermuten steht, dass man die FF als eigenständige Serie anfangs mit den ‚großen’ Helden etablieren wollte. Denn nach der Rückkehr der Fackel (es wird ja wohl eh niemand geglaubt haben, dass sie wirklich tot ist) richtet sich in den Staaten bereits der Fokus der Serie auf die Kinder und schafft so eine vermittelnde Ebene zwischen den eher kindertauglichen Abenteuern von Franklin Richards (dem Sohn von Mr. Fantastic) und dem Kinderteam Power Pack sowie den regulären Serien, die sich inhaltlich eher an ältere Jugendliche wenden. Grundsätzlich keine schlechte Idee und wenn ab Sammelband drei tatsächlich die Geschichten um die jungen Helden einen ansprechenden Standard erfüllen, könnte daraus neben der Relevanz für die Kontinuität des Marvel Universums doch noch eine gelungene Serie werden.

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