Die Presse überschlägt sich hierzulande voller Erstaunen, daß Tom "Nice Guy" Hanks plötzlich nacheinander einen Soldaten, einen Henker und nun einen Auftragskiller spielte, doch für mich ist viel auffälliger, daß drei der letzten vier Tom Hanks-Streifen sich dadurch "auszeichnen", daß deren aufgesetzten, pathetischen, klischeebeladenen, allzu optimistischen (und einmal gar patriotischen) Enden den Filmen sehr stark zusetzen. Einzig bei "The Green Mile" funktionierte das Ende, und auffallend ist auch, daß man ähnlich wie bei der Stephen King-Verfilmung in der Presse so gut wie nichts von der Comic-Vorlage vernahm, wohl, weil es der Wunsch des Verleihs war und dieses Detail etwas heruntergespielt wurde.
Denn ein Tom Hanks-Film ist zuallererstmal ein Film für das breite Publikum, und zweitens auch ein Film, der für Oscars nominiert werden soll. Was dann leider oft allzu schöne Aufnahmen, kitschige Musik und Überlänge bedeutet …
Zwar haben Spielberg und Zemeckis mit ihren letzten Hanks-Filmen durchaus Mut zum Experiment gezeigt, doch dies vermisst man bei "Road to Perdition" schon in vergleichbar großem Stil. Der laut Presse ach so "böse" Hanks ist immerhin ein liebender Vater, der für den Broterwerb schmutzige Wäsche verschwinden läßt, aber dabei will, daß zumindest sein nach ihm schlagender Sohn nicht in seine Fußstapfen tritt, sondern eine weiße Weste behält. Den Film über erschießt Hanks fast mehr Personen aus Selbstverteidigung als aus Geldgier oder der Lust zu töten, wie sein überzeugend fieser Gegenspieler Jude Law, der weitaus mehr Mut bei der Auswahl seiner Rolle zeigt.
Doch immerhin handelt es sich um den besten der letzten vier Hanks-Filme, denn dies ist auch ein Film von Sam Mendes, der nach seinem Regiedebüt "American Beauty" etwa soviele Vorschußlorbeeren über sich regnen lassen durfte wie zuletzt vielleicht Orson Welles. Und so ist die Atmosphäre dieses 30er-Jahre Gangsterfilms allzeit stimmig, es gibt einige wirklich schöne inszenatorische Ideen, die vor allem mit Reflektionen (!!!) und gedämpftem Ton arbeiten, und auch die Schauspielerführung ist perfekt. Doch einiges an diesem Film ist einfach eine Spur zu perfekt, zu glattpoliert, zu sehr auf den Massengeschmack abgestimmt. Hanks holt sich keinen unter der Morgendusche runter, sondern er tötet nur, um seine Familie zu ernähren, und somit ist die Person Hanks weitaus uninteressanter als der Film an sich. Und das ist schon wieder ein Schritt nach vorn, weil dadurch "Road to Perdition" fast vergönnt wird, dem Käfig eines Star-Vehikels zu entkommen. Wenn nur nicht dieses Ende wäre …
Hinweis: Ausnahmsweise schrieb ich die Rezension zu dieser Comicverfilmung, ohne die Vorlage gelesen zu haben. Vielleicht wurde das von mir so arg kritisierte Ende ja nur 1:1 übernommen, insbesondere die Ähnlichkeit zur Farm von Ma und Pa Kent deutet daraufhin. Das würde aber nichts am Endprodukt ändern, sondern nur an der Schuldzuweisung. Und wer sich sklavisch an eine Vorlage hält (so dies geschah …), ist selber schuld, wenn er auch die "Fehler" übernimmt.