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Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen




Oktober 2002
Thomas Vorwerk
für satt.org

Klassenfahrt
D 2001

Henner Winckler: Klassenfahrt

Regie:
Henner Winckler

Buch:
Henner Winckler, Stefan Kriekhaus

Kamera:
Janne Busse

Schnitt:
Bettina Böhler

Darsteller:
Steven Sperling (Ronny), Sophie Kempe (Isa), Bartek Blaszczyk (Marek), Jakob Panzek (Steven), Maxi Marwel (Martina), Fritz Roth (Lehrer)

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Klassenfahrt


"Sonnenschein-Reisen“ und „Ferienglück-Reisen“ steht auf dem Bus, mit dem eine Berliner Schulklasse nach Polen fährt. Doch wie man es von eigenen Klassenfahrten kennt, ist das Reiseziel ein trübes Kaff, dessen Nachtleben man bereits nach zwei Stunden ausreichend erkundet hat, und man ist vor allem damit beschäftigt, Alkoholika in die Jugendherberge (hier ein „Hotel") zu schmuggeln und sich nächtens in die Zimmer der andersgeschlechtlichen Klassenkameraden zu schleichen.

Doch „Klassenfahrt“ ist weitaus mehr als nur eine Reminiszenz an die eigene Jugend, wie es etwa „Schule“ war. Henner Wincklers bereits auf der Berlinale gezeigter Film ergeht sich nicht in Alkoholabstürzen und zotigen Späßen, sondern schildert nüchtern die Atmosphäre zwischen Frühstücksbüffet, „lehrreichen“ Ausflügen und dem umlagerten Tischtennisraum, und entspinnt dabei ganz langsam die Geschichte von Ronny, Isa und Marek.



Henner Winckler: Klassenfahrt

Henner Winckler: Klassenfahrt

Henner Winckler: Klassenfahrt

Henner Winckler: Klassenfahrt

Ronny ist ein schüchterner Außenseiter, der Auseinandersetzungen ebenso wie seinen Klassenkameraden am liebsten aus dem Weg geht, und sich gleich am ersten Tag mit einem Strandausflug ein Strafreferat aufhalst. Sein Zimmergenosse Steven ist ein „Ladykiller", der sich sofort an Martina heranmacht, die sich ebensowenig wie er daran stört, daß sie zuhause in Berlin einen Freund hat. Auch wenn Ronnys Beziehung zu Steven nahezu nichtexistent ist, erleichtert es ihm die „Affäre“ von Steven und Martina, mit Martinas plötzlich etwas alleingelassenen Zimmergenossin Isa Zeit zu verbringen, auch, weil keiner der beiden erpicht darauf ist, in einem Zimmer mit einem beschäftigten Pärchen die Nacht zu verbringen.

Isa ist sehr viel unternehmungs- und entschlußfreudiger als der mit seinen Absichten nicht herausrückende Ronny und trifft in einer Dorfdisco den einheimischen Marek, der Ronny plötzlich unter Zugzwang bringt, weil er ganz genau weiß, was er von Isa will, und nur dadurch zurückgehalten wird, daß er die beiden zunächst für ein Paar hält.

Isa weiß diese Situation sehr wohl auszunutzen, eine der schönsten Szenen des Films zeigt sie zwischen den beiden Jungs sitzend, während keiner der beiden sich traut, den ersten Schritt zu tun.

Da Ronny sich durch die Konkurrenzsituation überfordert fühlt und glaubt, Isa habe bereits etwas mit Marek „gehabt", greift er wieder zu seiner ultimativen Lösung, der Flucht. Doch das Trampen in Polen ist nicht so einfach und nach einigen skurrilen Erlebnissen wird er ausgerechnet von Marek wieder zurückgebracht.

Eine andere Charaktereigenschaft von Ronny, der Hang zu impulsiven, manchmal gefährlichen oder illegalen Aktionen, treibt die Geschichte dann voran …

Wie Valeska Grisebachs „Mein Stern“ überzeugt der Film durch die jungen Darsteller, die authentisch das „Comig-of-Age“ vorführen. Doch hinzu kommt die Atmosphäre des polnischen Küstenortes und die ansatzweise Dreiecksgeschichte, die „Klassenfahrt“ dramaturgisch geschickt einzusetzen weiß. Ein Film, der unauffällig daherkommt, einen aber gerade durch seine vermeintliche Schlichtheit zu überzeugen weiß.