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Oktober 2002
Thomas Vorwerk
für satt.org

Peter Pan 2: Neue Abenteuer in Nimmerland
Return to Neverland

USA/Kanada/Australien 2002

Peter Pan 2: Neue Abenteuer in Nimmerland

Regie:
Robin Budd


Peter Pan 2: Neue Abenteuer in Nimmerland
Return to Neverland


Die fehlenden Englischkenntnisse und der provinzielle Wohnsitz meiner Lieblingsnichte (4) sorgten dafür, daß ich auch diesen Film in der deutschen Synchronisation sehen “durfte”. Das bedeutet u. a., daß man statt “They Might Be Giants” beim Song der “Lost Boys” Nena bei vielen anderen Songs hören darf. Immerhin stellte sich dabei nicht die sonst symptomatische Gänsehaut ein, die mir sonst immer die eingedeutschten Disney-Songs signalisiert.

Doch ich will mich jetzt nicht darin verrennen, zu erwähnen, daß “Tinker Bell” inzwischen ihren deutschen Namen von Glöckchen in “Naseweiß” verändert hat, sondern den Film als solches preisen.

Fast 50 Jahre sind seit der ersten Disney-Verfilmung vergangen, und an manchen Stellen erkennt man auch, daß die Animation dieses Film nicht die gleichen hohen Standards wie zu Disneys Lebzeiten zu erreichen versucht (leider etwa bei erschreckend vielen Bildern von der Titelfigur, die manchmal eher an den Geißenpeter aus dem Heidi-Anime erinnert). Doch dies ist für eine politisch orientierte Lesart des Films durchaus von Vorteil. Natürlich wird ein Großteil dieses Films bereits vor den Ereignissen des 11. September 2001 geplant gewesen sein, doch man kommt kaum umhin, die Geschichte um den verlorenen Glauben und den Agressor Hook, der plötzlich im zweiten Weltkrieg mit seinem computeranimierten fliegenden Schiff in London auftaucht und beinah den Big Ben plattsegelt, im Lichte einiger politischer Veränderungen zu sehen.






Peter Pan 2: Neue Abenteuer in Nimmerland




Peter Pan 2: Neue Abenteuer in Nimmerland






Auch in der Geschichte des Films ist Zeit vergangen. Wendy ist inzwischen Mutter von zwei Kindern, und der Hund, der auf jene aufpasst, wird “Nana 2” genannt. Und in Nimmerland ist Captain Hook sogar das gräßliche Krokodil losgeworden, um stattdessen von einer ebenso rhythmisch begabten Krake als Lieblingsgericht erkoren zu werden.

Wendys Tochter Jane hat den Glauben an die “kindischen” Peter Pan-Geschichten ihrer Mutter verloren, und gibt sich redlich Mühe, auch ihrem jüngeren Bruder Danny, diese “Flausen” auszutreiben. Dies ist natürlich der übliche Anfangspunkt eines charakterlichen Wandels, doch es spricht durchaus für den Film, daß eine zentrale Szene direkt auf einen der Höhepunkte des Buchs von James M. Barrie rekurriert, jene Szene, die auch in Spielberg gelungener Peter-Pan-Neuinterpretation “E.T. - The Extra-Terrestrial” (über diesen anderen Film mit Julia Roberts möchte ich nicht sprechen, ahem!) illustriert wird.

Man erinnere sich: “Tinker Bell” war so gut wie tot, als sich Barrie im Buch direkt an seine jugendliche Leserschaft wendete und etwa Drew Barrymore in sehr jungen Jahren verzückt und in die Hände klatschend ausrief “I believe in Fairies”. Die durch den Blitzkrieg vorzeitig erwachsener gewordene Jane behauptet in “Peter Pan 2” exakt das Gegenteil, was sich auf den Gesundheitszustand der kleinen Fee negativ auswirkt …

Inwiefern dieser fehlende Glaube an amerikanische Werte wie die Disney Productions oder die Musikeinspielung “Rule Britannia” beim Stapellauf von Janes erstem Fluchtversuch dem erwachsenen Zuschauer suggeriert, bei diesem Film ginge es um mehr als den Wunsch, nicht erwachsen zu werden, muß jeder für sich entscheiden, ob dieser Film aber den Kindern der Welt den Glauben an Feen für die nächsten 50 Jahre wiederbringen kann, darf durchaus bezweifelt werden, und das liegt nicht an dem Film, sondern der Welt um ihn herum.

Meine Nichte konnte sich zwar nicht den Namen von Jane merken (dasselbe Problem wie bei “Lilo”), doch immerhin erfuhr sie nebenbei, was eine Krake ist. Diese Figur war allerdings auch die (neben “Tinker Bell”) am besten animierte des Films und ließ das Krokodil nicht wirklich vermissen.