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August 2003
Thomas Vorwerk
für satt.org

Ein ungleiches Paar
The In-Laws

USA 2003

Ein ungleiches Paar (The In-Laws) (R: Andrew Fleming)

Regie:
Andrew Fleming

Buch:
Nat Mauldin, Ed Solomon

Filmische Vorlage:
"The In-Laws" von
Andrew Bergman

Kamera:
Alexander Gruszynski

Schnitt:
Mia Goldman

Musik:
Ralph Sall, Paul McCartney

Ausstattung:
Andrew McAlpine

Darsteller:
Michael Douglas (Steve Tobias), Albert Brooks (Jerry Peyser), Robin Tunney (Angela Harris), Ryan Reynolds (Mark Tobias), Candice Bergen (Judy Tobias), David Suchet (Jean-Pierre Thibodoux), Lindsay Sloane (Melissa Peyser), Maria Ricossa (Katherine Peyser), Russell Andrews (Agent Will Hutchins), Chang Tseng (Quan Le)

Kinostart:
18. September 2003

Ein ungleiches Paar
The In-Laws


Die unglaubliche Entdeckung, die Jerry Peyser (Albert Brooks) in Bezug auf den zukünftigen Schwiegervater seiner Tochter macht, nimmt "The In-Laws" für den Zuschauer bereits voraus, wenn wir in der Eingangsszene, die direkt aus einem James Bond-Film stammen könnte (inklusive Paul McCartneys "Live and Let Die"), sehen wie Steve Tobias (Michael Douglas) sich eine Verfolgungsjagd mit tschechischen Polizisten liefert - und deshalb natürlich zum bereits zum vierten Mal (die ersten drei Mal kam er gar nicht) angesetzten Kennenlerntreffen der Schwiegereltern zu spät kommt.


Ein ungleiches Paar (The In-Laws) (R: Andrew Fleming)

Ein ungleiches Paar (The In-Laws) (R: Andrew Fleming)

Ein ungleiches Paar (The In-Laws) (R: Andrew Fleming)

Ein ungleiches Paar (The In-Laws) (R: Andrew Fleming)

Ein ungleiches Paar (The In-Laws) (R: Andrew Fleming)

Jerry erfährt vom Doppelleben Steves erst auf der Herrentoilette eines orientalischen Restaurants, wo er zunächst einen zweideutigen Dialog aus einer Kabine mitbekommt, bevor Steve dann einen weiteren Störenfried "kaltstellen" muß. Als sein neues Familienmitglied den auf Füsse spezialisierten Arzt dann auch nach Frankreich entführt und er den Drogen- und Waffengroßhändler Thibodoux (gespielt vom britischen Hercule Poirot-Darsteller David Suchet, der in Sachen Fake-Akzent sogar John Malkovich in "Johnny English" das Wasser reichen kann) im Whirlpool besser kennenlernt, ist für Jerry endgültig Schluß und er ruft das FBI an, das aber schon inzwischen eine Hausdurchsuchung beim mittlerweile als "Fat Cobra" bekannten (Der Spitzname hat etwas mit einem Teil der männlichen Anatomie zu tun) durchgeführt hat, was die Junggesellinnenparty von Jerrys Tochter nicht unbedingt ausgelassener machte (Als ich sie an der Tür sah, dachte ich erst, es wären männliche Stripper.")

"The In-Laws" ist ein weiteres Beispiel für jene Buddy-Komödien, die ihren Witz größtenteils daraus beziehen, daß einer der unfreiwilligen Freunde ein kriminelles oder sonstwie mysteriöses Doppelleben führt. Das Drehbuch ist aber nicht vorrangig von verwandten Filmen der letzten Jahre wie "The Whole Nine Yards", "Analyze This" oder "Grosse Point Blank" inspiriert, sondern es handelt sich um ein Remake des Arthur Hiller-Films mit dem selben Titel (auf deutsch damals "Zwei in Teufels Küche"), bei dem Peter Falk (CIA) und Alan Arkin (Zahnarzt) das ungleiche Paar spielten.

Und in vielerlei Hinsicht ist die fünfte Regiearbeit des Komödienspezialisten Andrew Fleming ("Threesome", "Der Hexenclub") auch eine Mischung der bodenständigen Komödien der 70er/80er Jahre (Man denke an die Spätwerke von Billy Wilder oder aber die Frühwerke von Steve Martin) mit dem zeitgenössischen Flair der Romantic Comedies, Unterkategorie Hochzeitsfilm. Derbe Geschmacklosigkeiten wie in "American Pie 3" oder den Filmen der Farrelly-Brüder findet man hier nicht, alles ist eine Spur ruhiger, aber deshalb nicht automatisch weniger witzig, denn die Hauptdarsteller beweisen ihr Komödientalent. Albert Brooks, mittlerweile auch als Regisseur arriviert ("The Muse"), ist hierzulande etwas unbekannt, obwohl schon sein erster Leinwandauftritt in "Taxi Driver" kolossal war oder sein Schweißausbruch in "Broadcast News" unvergessen bleibt. Michael Douglas hingegen kennt jeder, doch daß er auch Komödien spielen kann, wird schon mal übersehen, zulange liegen seine Zusammenarbeiten mit Kathleen Turner und Danny DeVito in Filmen wie "Romancing the Stone" oder "War of the Roses" zurück.

Obwohl "The In-Laws" zeitweise eine Spur zu überdreht erscheint (etwa beim Torpedoangriff oder den nicht wirklich überzeugenden Anstrengungen der Gesetzeshüter), stimmt die Chemie zwischen Brooks und Douglas, und insbesondere die Szenen mit dem angeblich homophoben französischen Großdealer funktionieren superb. Daß der Plot wenig mit den Karriere-Höhepunkten des 79er Autoren Andrew Bergman verbindet ("The Freshman" oder "Honeymoon in Vegas" inszenierte er sogar), übersieht man geflissentlich, weil "The In-Laws" dafür diverse Schauwerte wie Stunts, Ausstattung oder eben die Mimik der Akteure hat, aber die Intelligenz des Betrachters nur selten so beleidigt, wie es bei "Charlie's Angels: Full Throttle" fast durchgängig der Fall ist.

Ob ein derart altmodischer Film, der auch im Soundtrack eher auf Elvis schwört und "KC & the Sunshine Band" einen Kurzauftritt beschert, heutzutage trotz des Subplot um ein gutaussehendes junges Hochzeitspaar an der Kinokasse eine Chance hat, ist jedoch fraglich, und wird wohl gänzlich von der Anziehungskraft Michael Douglas abhängen, der hier immerhin eine seiner besseren Leistungen der letzten zehn Jahre abliefert.