Liebe mit Risiko - Gigli
In Amerika ist dieses erste Leinwandtreffen der "Lovebirds" Affleck und Lopez bereits himbeermäßig geflopt, aber da auch "
Swept Away" in meinen Augen seine positiven Aspekte hatte, und ich mir von Regisseur Martin Brest ("Beverly Hills Cop", "Midnight Run", "Scent of a Woman", "Meet Joe Black") trotz allem etwas erwarte, wollte ich diesem Film dennoch seine Chance geben …
Und die hat er auch verdient, denn einiges spricht für "Gigli" (Ausgesprochen mit einem G wie Gelee beginnend und sich auf "really" reimend): Da es zunächst die Schauspiel-Neuentdeckung Justin Bartha, ein junger Mann, der es als autistischer Hip Hop-Fan durchaus mit Dustin Hoffmans Leistung in "Rain Man" aufnehmen kann. Die Figur des Brian hält den Film zusammen, und Bartha hat dankenswerterweise fast genausoviel Leinwandzeit wie das verhinderte Liebespaar Gigli/Ricki, und stiehlt den beiden dabei fast durchgehend die Show.
Ich würde sogar soweit gehen, daß sogar das von Ben Affleck und Jennifer Lopez (ich bin ganz sicher kein Fan der beiden) portraitierte Paar in seinen besseren Szenen den Kinoeintritt wert ist. Ben Affleck spielt einen ziemlichen Deppen (was man ihm abnimmt) und Jennifer Lopez ist damit beschäftigt, ihren Körper bei Gymnastikübungen zur Schau zu stellen. Dabei ist der Kniff der Story, daß Ricki lesbisch ist und die beiden längere Diskussionen über die Allmacht des Penis contra die mysthische Unergründlichkeit der Vagina führen, wobei J.Lo begreiflicherweise die Oberhand behält, was das dann doch mehr als nur angedeutete Happy End umso mehr in Frage stellt …
Ein kurzer Abriß des Inhalts: Larry Gigli arbeitet als Geldeintreiber und ist dabei nicht ganz so hartgesotten, wie er gerne scheinen würde. Sein Auftraggeber gibt sich nicht einmal die Mühe, seinen Namen richtig auszusprechen, und als er ihn damit beauftragt, einen leicht geistig Behinderten zu entführen, schickt er für alle Fälle noch eine Kollegin, die sich "Ricki" nennt, hinterdrein, damit die beiden "aufeinander" aufpassen können, und der wichtige Job nicht verbockt wird. Gigli hält Brian mit dem Versprechen, "The Baywatch", in Brians Phantasie die mythisch überhöhte Vision der TV-Bikini-Show, zu besuchen, bei Laune. Doch als dann vom Mittelsmann Louis der Befehl kommt, Brians Daumen als Warnung an dessen Bruder zu schicken, einen Bezirksstaatsanwalt, der den Mafiosi Starkman (Al Pacino in einem überzeugenden Kurzauftritt) verknacken will, stellt sich heraus, daß nicht nur Ricki, sondern auch dem zunächst in Tom Cruise-Manier grob agierenden Gigli Brian ans Herz gewachsen ist …
Trotz seiner interessanten Ingredenzien funktioniert der Film nie wirklich. Ein entführter Behinderter, ein tumber Macho, der eine Lesbe "auf den richtigen Weg" bringen will, und ein skrupelloser Mafiosi - das passt weder hinten noch vorne zusammen, und Martin Brest scheitert erstmals als Regisseur, weil sowohl das Drehbuch als auch die Hauptdarsteller ihm einen Strich durch die Rechnung machen. Dies wird etwa offensichtlich, wenn Christopher Walken seinen handlungstechnisch sehr unmotivierten Gastauftritt absolviert, es mal wieder eine Großaufnahme der Titelfigur gibt (schudder!) oder es sich der Film einfach nicht erlauben mag, J.Lo mit einer gutaussehenden Frau in den Sonnenuntergang davonfahren zu lassen, sondern sie ausgerechnet Ben Affleck an ihrer Seite hat, eine Person, die ganz sicher nicht als Argument für die Heterosexualität gelten kann …