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November 2003
Thomas Vorwerk
für satt.org

Kops
Kopps

Schweden 2002

Kops (Kopps) (R: Josef Fares)

Regie:
Josef Fares

Buch:
Josef Fares, Mikael Håfström, Vasa

Kamera:
Aril Wretblad

Schnitt:
Michal Leszczylowski, Andreas Jonsson

Musik:
Bengt Nilsson, Daniel Lemma

Darsteller:
Fares Fares (Jacob), Torkel Petersson (Benny), Göran Ragnerstam (Lasse), Sissela Kyle (Agneta), Eva Röse (Jessica Lindbladt), Christian Fiedler (Folke), Erik Ahrnbom (Håkan), Jan Fares (Mikes Vater)

Kinostart:
13. 11.2003

Kops (Kopps) (R: Josef Fares)




Den Debütfilm von Josef Fares, den von Lukas Moodysson produzierten "Jalla! Jalla!" sahen in Schweden ca. 800.000 Personen, bei 8,6 Millionen also etwa jeder elfte Schwede. Bei "Kopps" waren es sogar etwa 1 Million Schweden, die in die Kinos eilten, um die abgedrehte Polizeikomödie zu sehen.

Ähnlich wie es bei "Jalla! Jalla!" drei Müllfahrer im Zentrum des Geschehens waren, geht es diesmal um ein halbes Dutzend Polizisten, die in dem Nest Högsboträsk ihren Dienst schieben. Während Identifikationsfigur Jacob nebenbei über Zeitungsannoncen nach der Frau seiner Träume sucht, verliert sich der Actionfilm-Fan Benny in Tagträumen, bei denen er waghalsige Fahrkünste demonstriert (allein diese Szene ist den Kinoeintritt wert), die Kugeln schwarz maskierter Übeltäter aus der Luft fängt, als sei er Keanu Reeves persönlich, oder zumindest das Füttern seiner Katze zu einer unerhört gefährlichen Mission stilisiert.




Kops (Kopps) (R: Josef Fares)


Kops (Kopps) (R: Josef Fares)


Kops (Kopps) (R: Josef Fares)


Kops (Kopps) (R: Josef Fares)

In Wirklichkeit verläuft sich höchstens mal eine Kuh in Högsboträsk, das letzte echte Verbrechen liegt Jahre zurück, und prompt kommt eine eigentlich sehr nette Kollegin namens Jessica von der Bezirkszentrale und eröffnet den verhinderten Helden, daß die Zweigstelle geschlossen werden soll. Während Benny sich noch den Kopf darüber zerbricht, mit welchen Codenamen er die zwei Streifenwagen am besten auseinander halten soll, oder er in seiner Freizeit farbige Schweißbänder für seine Kollegen strickt, kümmern sich Jacob und Lasse darum, die Kriminalstatistik etwas zu frisieren …

Sie schicken den örtlichen Penner zum Klauen in den Tante-Emma-Laden, beschmieren Hauswände, vandalisieren Papierkörbe oder veranstalten im Wald eine Schießerei. Schließlich kommen ihnen Lasses Frau Agneta und Benny (offensichtlich schwedische Modenamen) auf die Schliche, lassen sich aber schnell davon überzeugen, daß es sich bei dieser Taktik um die letzte Chance der Polizeiwache handeln könnte. Als bei einer kleinen Brandstiftung eine Wurstbude dran glauben muß, wird schon klar, daß der Plan unseren unfreiwilligen Kriminellen über den Kopf zu wachsen droht, und als Benny dann bei der Vernehmung durch Jessica mal wieder den Realitätsbezug verliert, deutet sich der spektakuläre Höhepunkt bereits an, ausgerechnet bei einer Kindesentführung stürmt Benny auf eigene Faust den Unterschlupf der Täter, statt auf das S.W.A.T.-Team zu warten …

Josef Fares arbeitet wieder mit seinem bewährten Team, neben dem Kameramann und Cutter waren auch "European Shooting Star" Torkel Petersson und Fares Fares (der Bruder des Regisseurs) schon bei "Jalla! Jalla!" dabei, und Christian Fiedler war (wie F. F.) einer der Hauptdarsteller in "Leva livet" ("Days like this"), einer ebenfalls von "Memfis" produzierten Regiearbeit des Co-Autoren Mikael Håfström.

Doch im Tonfall ist "Kopps" nicht nur ein Abklatsch seines Vorgängers, der ethnische Bezug des aus dem Libanon stammenden Regisseurs wird diesmal fast völlig ausgespart, stattdessen gibt es mit Spezialeffekten hochpolierte Anspielungen auf Bennys Lieblingsfilme, von "The Matrix" bis zu "Back to the Future". Niemals war eine Schußwaffe offensichtlicher ein Penisersatz, doch bei aller Übertreibung verliert der Film doch nicht den Boden unter den Füßen, denn bei Jacobs verunglückten Blind Dates, den Eheproblemen von Agneta und Lasse oder Håkans Versuchen, dem "Polizeihund" Kunststücke beizubringen, ähnelt der Film eher Detlev Bucks "Karniggels" als den üblichen Zucker-Abrahams-Komödien, die nur sinnentleert eine Filmanspielung an die nächste hängen.

Die Stärke von "Kopps" sind seine Figuren, die dem Zuschauer ans Herz wachsen, selbst wenn es nur um den Penner geht, der für eine Flasche Wodka oder eine Angelrute Moral und gesunden Menschenverstand hinter sich lässt. Selbst in dem Moment, wenn Fares zweien seiner Figuren die ultimative Demütigung widerfahren lässt, werden die beiden nicht zu Witzfiguren, sondern eher zu tragischen Helden. Und schließlich hält das Drehbuch doch noch eine Lösung bereit, die fast alle zufriedenstellt.