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Ya’ir (16?) war vor dem Tod des Vaters ein Musterschüler, hat aber jetzt die Schule geschmissen und fristet als mannsgroße Maus verkleidet sein Leben in der U-Bahn, wo er Flugblätter verteilt. Nur wenn er für die zwei kleinsten Familienmitglieder mit seiner ähnlichen Stimme den Vater imitiert, lebt er auf, und man erkennt sein Potential. Ido (11) schwänzt auch bereits die Schule und ist vor allem mit seiner Videokamera beschäftigt, mit der er versucht, einen waghalsigen Stunt in einem leeren Schwimmbecken zu filmen. Der Filmtitel, der sich vordergründig auf Mayas Engelskostüm zu Beginn bezieht, legt eine gefährliche Verwandtheit zu „Lilja 4-ever“ an den Tag, doch selbst wenn alle Flugversuche scheitern, „Broken Wings“ bewahrt sich bis zuletzt eine verhalten optimistische Grundstimmung. Bar schließlich, die jüngste, hat manchmal Angstzustände und nässt ihr Bett. Bruder Ya’ir kann aber selbst diesem Problem noch positive Aspekte abgewinnen. Nach Bars Bemerkung, sie „habe nicht ins Bett gemacht“, antwortet er lakonisch: „Nicht schlimm. Dann machst Du es eben morgen …“. Die kleinste benötigt natürlich auch die meiste Aufmerksamkeit, doch oft wird vergessen, sie beim Kindergarten abzuholen, was schließlich ein kleines Verhängnis vorantreibt … “Broken Wings“ ist ein Film voll menschlicher Wärme, unaufdringlich inszeniert, gut beobachtet und mit gut sitzenden Dialogen. Durch die episodische Struktur des Regiedebüts entwickelt sich eine Dichte, wie man sie selbst in weniger krisengeschüttelten Filmländern nur selten erlebt. Selbst kleine Nebenfiguren werden liebevoll erschaffen, und auch, wenn der Film das Leben keineswegs beschönigt, verlässt man das Kino mit einem wohligen Gefühl. |
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