Aage Rais-Nordentoft errang 1996 auf dem Berliner Kinderfilmfest eine besondere Erwähnung der Jury mit seinem Spielfilmdebüt
Anton, 2001 wurde er selbst ein Jurymitglied, und nun hat er mit seinem damaligen Kinderdarsteller Jacob Oliver Krarup einen Film über das
Coming of Age in der kleinen dänischen Stadt Lystrup gedreht.
Jacob und seine zwei besten Freunde Bo und Mikkel sind in derselben Klasse und im selben Fußballverein, bei dem Jacobs Vater Trainer ist. Doch während Bo sich bereits auf den Lebensstil als möglicher Profi-Spieler einschießt (Sex, Drugs & Rock'n'Roll), bleibt für Jacob das Phänomen des anderen Geschlechts vorerst nur eine Masturbationsphantasie. Das Objekt seiner Begierde ist die großbusige Klassenkameradin Helene, mit der er aber selbst bei deren Aushilfsjob im Imbiss kaum mal ein Wort wechselt - und mit seinen äußerst pubertären Tagträumen über Helene geht er auch seinen etwas erfahreneren Freunden zunehmend auf die Nerven. Und dann verabschiedet sich Helene urplötzlich nach Kambala, Uganda, und Jacobs Phantasien können sich nunmehr nur noch um Schauspielerinnen wie Cameron Diaz und Katja Kean drehen.
Daß der gutaussehende Jacob dabei nicht nur Mikkels jüngerer Schwester Kamilla, sondern auch der Klassenkameradin Mathilde gefällt, übersieht Jacob lange Zeit, und so müssen die Mädels selbst die Initiative ergreifen - unterschiedlich subtil und unterschiedlich erfolgreich.
Neben einer atmosphärisch gut eingefangenen Liebesgeschichte, die ausgerechnet durch ein Geschichtsreferat über die Berliner Mauer entscheidende Impulse gewinnt, besticht Kick 'n' Rush vor allem durch den allmählichen Zerfall der Jungenfreundschaft (oder dem Entstehen einer Männerfreundschaft). Während Jacob damit beschäftigt ist, seine Unschuld zu verlieren, "vergisst" er nacheinander
- eine Leihvideokassette in einer Ferienwohnung, in der die drei Mal eingebrochen sind, um etwas zu feiern …
- Bo davon zu informieren, daß am Sonntag die italienischen Talent-Scouts kommen (und ihn davon abzuhalten, die Schulfete zu besuchen …)
- seine Integrität zu Mathilde und Mikkel, als sich dessen Schwester Kamilla allzu bereit zeigt, Dinge auszuprobieren, die in Mathildes romantisches Bild einer ersten Liebe so noch nicht hineingehören …
Kurz gesagt, Jacob macht alles verkehrt, was man so verkehrt machen kann, und als später kaum mehr jemand mit ihm sprechen will, muß er sich sehr zusammenreißen, wenn er nicht einsam oder gar in einer Gefängniszelle enden will.
Neben der etwas geschönten, aber sehr einfühlsamen Geschichte überzeugt der Film durch das bis in kleine Nebenrollen überzeugende Ensemble - und drei Torschuss-Halluzinationen, die selbst Bend it like Beckham übertreffen. Subtile Momente wie der Handschlag durchs Tornetz oder der Unterschied zwischen der ersten und letzten Einstellung des Films runden das Bild ab. Kein filmisches Meisterwerk, aber ein grundsolider, sympathischer Film, wie man sie gerne auch öfter aus Deutschland sehen würde.