"How to be a Detective": so hieß das Buch, das Buster Keaton in
Sherlock Jr. las, als er versuchte, zu einem echten Detektiv zu werden. Das Problem, als Detektiv nicht ernst genommen zu werden, haben auch der Cartoon-Hund Scooby Doo und sein Mitstreiter Shaggy (Matthew Lillard) - sie sind im Team von
Mystery Inc., den anderen jugendlichen Helden und Geisterjägern lediglich die Pointenlieferanten und wären doch so gern eine ernstzunehmende Hilfe beim Lösen der Fälle. Die beiden befolgen den gleichen Tip, der auch in Keatons Buch in der To-Do Liste für Detektive stand: Sie verschreiben sich dem Sammeln von Hinweisen. Hinweise darauf, wer die Austellungseröffnung ruiniert hat, auf der die Geisterjäger Kostüme all jener Geister präsentierten, die sie zuvor gefangen hatten. Hinweise darauf, wie es sein kann, dass sie, die einst von ihrer Stadt Coolsville geliebten jungen Schönlinge, nun von der Presse gehasst werden, nachdem eine der Verkleidungen sich als echtes Monster entpuppt und die Eröffnungsfeier in eine Geisterbahn verwandelt hat. Ihre Suche nach Hinweisen und die Anstrengungen der anderen Geisterjäger Velma (Linda Cardellini), Fred (Freddie Prinze Jr.) und Daphne (Sarah Michelle Gellar) ist jedoch weniger eine kontinuierliche erzählte Geschichte, als vielmehr eine bloße Aneinanderreihung von Verfolgungsjagden: Regisseur Raja Gosnell versucht seinen Film als durchgängigen
Ride zu inszenieren, als Rummelplatz und schnelles Vergnügen. Leider vergisst er dabei völlig, dass ein Film nicht allein durch Geschwindigkeit unterhält: Die Jagden, die Gosnell serviert, bleiben langweilig, weil sie ästhetische Standardware sind und dramaturgisch völlig unmotiviert erscheinen - die Handlung verlangt nicht nach all den Verfolgungen, sondern schleppt sich mühsam von einer Achterbahnfahrt zur nächsten.
Nur einige wenige Elemente sind es, die positiv ins Gewicht fallen: So gibt es eine einzige Szene, die wirklich visuell zu überraschen vermag, wenn nämlich Scooby und Shaggy einen Kühlschrank voll Zaubertränke entdecken - eine Idee übrigens, die genau wie die Suche nach den Elementen des "echten" Detektivs eine typische Idee der Stummfilmkomödie ist: Abel Gances avantgardistisches Filmexperiment La Folie du Docteur Tube baute schon 1915 eine groteske Verwandlungsorgie aus dem Verkosten eines weißen Pulvers heraus auf, und wenn Scooby Doo sich nach der Einnahme eines schleimgrünen, dampfenden Trankes von der Computeranimation, die er im Film ist, zurück verwandelt in die zweidimensionale Zeichentrickfigur, auf der der Film aufbaut, dann zeigen die Animateure, wie man zündende Gags produziert und das filmische Medium zu unerwarteten Verwandlungen nutzen kann. Ein weiteres Element, das Scooby Doo zu Gute gehalten werden kann, ist sicher das Spiel von Matthew Lillard. Von den Bewegungen Chaplins - schon wieder der Stummfilm! - sei er inspiriert gewesen, sagt er. Tatsächlich bringt sein Spiel, sein Körper, der ebenso aus Gummi zu bestehen scheint, wie der von Zeichentrickfiguren, deutlich mehr Leben in den Film als die müde Story, die vielerorts auch kaum mehr als ein Vehikel für den nach den Charts schielenden Sound zu sein scheint. Dass dem jungen Zielpublikum nicht nur mit dem Soundtrack das sauer verdiente Taschengeld wieder abgenommen werden soll, beweist der Film mit der gleichen mangelnden Eleganz, mit der er seine Geschichte erzählt, wenn nach dem Abspann tatsächlich noch eine Gameboywerbung angehängt wird, in der man Scooby Doo bestaunen darf, der begeistert mit dem kleinen Computer spielt und denjenigen, die sich durch die ellenlange Auflistung von Computer- und Special-Effectsspezialisten hindurchgesessen haben, zur Belohnung den Cheat für das Spiel zum Film verrät.
Hätte der Film ein wenig mehr visuelle Lichtblicke zu bieten, hätte man ein wenig mehr Einfallsreichtum in der Gestaltung bewiesen, würde sich der Humor ein wenig öfter aus etwas anderem als Scooby Doos Verdauungsproblemen oder sich übergebenden Monstren konstituieren, dann wäre der Film möglicherweise sogar zu einem netten Stück Unterhaltung geworden. So aber bleiben die Verfolgungsjagden Animationen aus der Retorte - und auch die rar gesäten Augenblicke, in denen die Charaktere so etwas wie eine Entwicklung durchmachen sollen, können kaum überzeugen. Das Drama der Teenager, die nicht wissen, wie sie sich darstellen oder ihre Angst vor Intimität überwinden sollen, wird in einigen wenigen Sätzen gelöst. Es ist einem Film wie Scooby Doo 2 nicht vorzuwerfen, dass er keine tiefschürfende Analyse jugendlicher Selbstfindung aufzubieten hat, man hätte sich aber wünschen können, jene Probleme einfach wegzulassen und statt in ihre Alibifunktion etwas mehr in Spaß und Spannung zu investieren. Scooby Doo 2 braucht keine Entwicklung der Charaktere, was er aber dringend gebraucht hätte, ist Opulenz und Humor. Jedem, der mit jungen Begleitern dieser Tage ins Kino gehen möchte, sei darum an dieser Stelle der gleichzeitig anlaufenden Peter Pan ans Herz gelegt, der zwar stellenweise mit überraschender Brutalität erschreckt, aber dafür etwas bietet, das Scooby Doo 2 völlig abgeht: Fantasie.