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Da ist ein Nachwuchstänzer, dessen Eltern versuchen, Mr. A davon zu überzeugen, dass ihr Sohn zu oft übergangen worden ist - ein hoffnungsloses Unterfangen; oder der Assistent von Mr. A, dessen Hauptaufgabe darin besteht, seinem Chef einen Vorwand zu liefern, um sich von unangenehmen Gesprächen zurückziehen zu können. Und schließlich der berühmt-berüchtigte Mr. A selbst, der seine Truppe fest im Griff und stets alles im Blickfeld hat, auch wenn er vollkommen ignorant daherkommt und gänzlich in seinen gut gepflegten Manierismen, wie dem Schwingen seines gelben Seidenschals, aufgeht. Der Konflikt zwischen künstlerischem Anspruch und wirtschaftlichen Einschränkungen zwingt ihn dazu, oft gnadenloser zu agieren als ihm selbst lieb sein kann; denn hinter seiner harten Fassade verbirgt sich die wohlmeinende Vaterfigur, die für alle nur das Beste will, und dies auch von allen fordert. Nicht nur das Kürzel "Mr. A", das sowohl auf den Direktor des Joffrey Balletts, Gerald Arpino, als auch auf Regisseur Robert Altman passt, lässt hier autobiographische Züge vermuten. Selbstverständlich erhält der Zuschauer neben dem Bilck hinter die Kulissen auch eine Kostprobe aus dem tatsächlichen Repertoire des Joffrey Balletts. Eine der beeindruckendsten Szenen des Films ist der träumerische Pas de Deux My Funny Valentine, der bei einer Open-Air-Veranstaltung Tänzer und Zuschauer trotz Wind und Regen so gefangen nimmt, dass das Wetter niemanden zu stören scheint. Neben einigen weiteren Szenen aus berühmten Aufführungen, erleben wir am Ende des Films die Premiere des farbenprächtigen, fantasievollen Balletts The Blue Snake von Robert Desrosiers. Auch bei der Besetzung verschwimmen die Grenzen zwischen Fiktion und Dokumentation, da die meisten Schauspieler Mitglieder der Truppe sind, und Hauptdarstellerin Neve Campbell selbst an der National School of Ballet in Kanada studierte, bevor ihre Karriere als Schauspielerin in Gang kam, und die den Vergleich mit den professionellen Tänzern in den Tanzszenen keineswegs zu scheuen braucht. Sie prägt den Film jedoch nicht nur als Hauptdarstellerin, sondern trägt als Produzentin und Urheberin der Idee gewissermaßen die Hauptverantwortung an dem Projekt. Die eigentliche Hauptrolle in The Company spielt aber das Ballett; die Personen erscheinen jeweils nur in ihrer Funktion als Tänzer. Die Handlung des Films tritt vollkommen dahinter zurück. Es handelt sich hier also offensichtlich nicht um einen "klassischen" Beitrag zum Subgenre des Tanzfilms (in der Tradition von etwa Dirty Dancing, Flashdance oder Billy Elliot) mit seiner festgelegten Handlungsdramaturgie. Was wir hier erleben, gleicht eher einer Dekonstruktion dieser Filmmythen. Andererseits handelt es sich auch nicht um einen typischen Robert Altman-Film. Vergleicht man den Film mit Altmans erfolgreichsten Filmen, z.B. Nashville (1975), The Player (1991) oder Short Cuts (1993), ähneln sich die Filme zwar in ihrer Struktur, jedoch fehlt hier das humorvolle, aber auch bissig-satirische Element der meisten Altman-Filme. Es geht hier nicht um eine schonungslose, entlarvende Darstellung der (Selbst-) Betrügereien eines Teils der (meist) amerikanischen Gesellschaft, bei der man die Charaktere aber trotz allem liebgewinnt; The Company nimmt sich und seine Charaktere, trotz gelegentlicher ironischer Brechungen (wie einer Weihnachtsfeier, bei der sich die Truppe selbst aufs Korn nimmt) zu ernst. Die typische kaleidoskopartige Anordnung führt hier dazu, dass kein wirkliches Interesse an den Figuren aufkommt. Anstatt präzise und enthüllend wirken die Personen letzten Endes beliebig, ebenso wie der Schluss, der eigentlich nur ein plötzliches Aufhören ist. Es mag daran liegen, dass das Tanzen nicht eben Altmans Spezialgebiet ist (er lehnte das Projekt aus diesem Grund zunächst ab), oder auch an der Zusammenarbeit mit so wenigen professionellen Schauspielern anstatt der üblichen Starriege, wodurch die gleichmäßige Balance des Personenreigens ins Kippen kommt. Es gelingt dem Film nicht, im Ganzen zu überzeugen, auch wenn er in Teilen als Studie des Tanzens und des kreativen Prozesses an sich durchaus interessante Momente bietet. |
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