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Juli 2004
Thomas Vorwerk
für satt.org

Der Himmel von Hollywood
The Hollywood Sign

USA 2002

Der Himmel von Hollywood (The Hollywood Sign) (R: Sönke Wortmann)

Regie:
Sönke Wortmann

Buch:
Leon de Winter

Lit. Vorlage:
Leon de Winter

Kamera:
Wedigo von Schultzendorff

Schnitt:
Edgar Burcksen

Darsteller:
Tom Berenger (Tom Greener), Burt Reynolds (Kage Mulligan), Rod Steiger (Benson), Jacqueline Kim (Paula), Garry Marshall (Director), Dominic Keating

Kinostart:
29. Juli 2004

Der Himmel von Hollywood
The Hollywood Sign


Sönke Wortmanns erster Film Kleine Haie bleibt bis zum heutigen Tag sein bester. Mit Abstand. Doch falls es sich bei seinem neuen Streifen langtfristig auch um seinen letzten Film handeln sollte, so wäre er als Gegenstück zu Kleine Haie immerhin die kongeniale Ergänzung.
Der Himmel von Hollywood (The Hollywood Sign) (R: Sönke Wortmann)
Der Himmel von Hollywood (The Hollywood Sign) (R: Sönke Wortmann)
Der Himmel von Hollywood (The Hollywood Sign) (R: Sönke Wortmann)
Der Himmel von Hollywood (The Hollywood Sign) (R: Sönke Wortmann)
Der Himmel von Hollywood (The Hollywood Sign) (R: Sönke Wortmann)

Wo Kleine Haie die Abenteuer von drei Jungdarstellern auf dem Weg zur Aufnahmeprüfung einer Münchener Schauspielschule schildert, geht es hier um die Kapriolen dreier abgetakelter Hollywoodschauspieler. Und genauso, wie vor Kleine Haie wahrscheinlich kaum jemand Jürgen Vogel, Gedeon Burkhard oder Kai Wiesinger kannte, so haben Tom Berenger, Burt Reynolds und Rod Steiger ihre großen Zeiten längst hinter sich.

Und auch Sönke Wortmann, der bei seinem Debüt noch voller Ideen steckte, hat sich mittlerweile nach Amerika prostituiert, um dort Filme zu drehen, die die Welt eigentlich nicht braucht, und denen in seinem Geburtsland der steinige, aber vor der Öffentlichkeit verborgene Weg des "direct-to-video" wohl die übelsten Verrisse ersparen wird.

Wortmann, der in Sachen Größenwahn und vergeblichen Streben nach Kassenschlagern in unseren Landen nur von "D. W." Buck übertroffen wird, schielte bereits bei Mr. Bluesman mehr über den Teich, als dem Film zum Vorteil gereichen konnte.

Hier aber gelingt ihm zumindest das Gegenstück zu seinem Debüt, das in seiner (womöglich sogar gewollten) Konsequenz fast schon Bewunderung abnötigt. Das Skript ist ein Konglomerat aus Altmans The Player (wenn mich meine Augen nicht getäuscht haben, gab es bei der Beerdigungsszene sogar eine Cameo-Appearance von Whoopi Goldberg), diversen Romanvorlagen von Elmore Leonard und Carl Hiaasen, angereichert mit einer Spur Weekend at Bernie's. Einge unverzeihliche Schnitzer im Skript versucht man durch narrative Spielchen zu kaschieren, doch wenn man sich als Sujet die Welt des Films vornimmt, sollte man auch davon ausgehen, daß das Publikum zumindest eine vage Vorstellung davon hat, wie man Filme dreht. die wenigen guten Gags (David Lean) werden dreimal erklärt und ein Miusikbrei der allerübelsten Sorte übertüncht das Ganze ebenso akustisch, wie man visuell vor keinem tausendmal abgefilmten Klischee zurückschreckt. Die drei Hauptdarsteller mimen munter vor sich hin, und scheinen zumindest etwas Spaß dabei empfunden zu haben, ihren traurigen Niedergang 1:1 wiederzugeben. Und so ist auch die mit Abstand beste Szene des Films jene, wo demonstriert wird, wie wenig talentiert die drei versuchen, Polizisten darzustellen. Sie stechen sich gegenseitig aus, verhaspeln dort und improvisieren hier und sind sich nicht zu schade, jeden noch so blöden Dialog mit übertriebener Intonation zum Besten zu geben. Reynolds zeigte bereits in Striptease und Boogie Nights, daß dies inzwischen wahrscheinlich sein größtes Kapital ist (obwohl er es hier auch mehrfach übertreibt, aber Understatement ist ja nicht jedermanns Sache), Steiger steht ihm in nichts nach und Berenger versucht zumindest ein wenig Würde zu behalten, amüsiert aber auch in diesem, seinem noch nicht völlig aussichtslosen Alter entsprechenden Bestreben.

Trekkies dürfen sich neben dem (vermuteten) Auftritt von Guinan auch über Jacqueline Kim (Demora Sulu, Generations) und Dominic Keating (Malcolm Reed, Enterprise) freuen, ansonsten bietet der Film nur einer Gruppe von Zuschauern etwas: Filmrezensenten, die sich darüber freuen, solch einen Kritik schreiben zu dürfen …



Nachtrag: gerade im direkten Vergleich mit Out of Time zeigt sich die Klasse Carl Franklins, einen ähnlichen Stoff weitaus gelungener umzusetzen. Und John Billingsley ist mir auch lieber als Schönling Dominic Keating.