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The Stepford Wives war 1975 die erfolgreiche Verfilmung des gleichnamigen Roman von Ira Levin (Rosemary's Baby), die unter dem Einfluss der Women's Lib-Bewegung Wunschträume konservativer Männer als Alptraum der intelligenten Frau (hier dargestellt von der damals sehr angesagten Katherine Ross) darstellte. Frauen sollten sich hingebungsvoll um den Haushalt und die Kindererziehung kümmern, daß jede Schwiegermutter nur neidisch werden kann. Und wenn der Gatte von der Arbeit zurückkehrt, sollten sie mindestens ebenso hingebungsvoll in Reizwäsche auf ihn warten - so daß Hugh Hefner neidisch werden könnte. Die Art und Weise, wie der sinistre Männerclub in Stepford dieses Ziel umzusetzen sucht, soll hier nicht verraten werden - aber insbesondere die Schlußeinstellung des Films von Bryan Forbes sucht in ihrer satirisch überzogenen Hoffnungslosigkeit ihresgleichen. Nun hat Frank Oz also abermals einen kleinen Klassiker der SF/Horror-Filmgeschichte neu verfilmt, doch im Gegensatz zu Little Shop of Horrors war das Original noch keine schwarze Komödie - das Remake jedoch umso mehr! Noch überspitzter wird hier der Kampf zwischen den Geschlechtern bereits bei einer Präsentation der Fernseh-Network-Präsidentin Joanna Eberhart (Nicole Kidman) vorgeführt. TV-Formate wie Balance of Power oder I can do better erscheinen uns inzwischen kaum übertrieben, und auch die Reaktion eines dort vorgeführten gehörnten Mannes, der daraufhin Eberhart erschießen will, wird gerade durch die Nähe zur Realität gleichzeitig erschreckend wie auch todkomisch. Daß die Verantwortliche dafür gefeuert wird, gibt Nicole Kidman die Möglichkeit zu einer hervorragenden Darstellung des langsamen Zusammenbruchs dieser Powerfrau - wenn sie jedoch nach einem hysterischen Nervenzusammenbruch mit Elektroschocks ruhig gestellt wird, gibt das schon ein wenig das unverschämte Niveau des Films voraus. Ihr zunächst noch aufopferungsbereiter Gatte (Matthew Broderick) kündigt daraufhin auch seinen Job bei dem Sender und sorgt durch einen Umzug ins idyllische Stepford für eine neue Chance der durch Arbeit und Karriere ins Straucheln gekommene Ehe. Audrey wäre in Stepford glücklich gewesen, Joanna muß sich erstmal an den Ort gewöhnen, in dem alle Frauen wie dauerlächelnde Superhausfrauen Kochrezepte austauschen und in geblümten Kleidern herumlaufen. Im Gegensatz zum schleichenden Grauen des Originals wird hier das Geheimnis von Stepford (das in den Staaten nach einigen TV-Fortsetzungen wahrscheinlich auch keines mehr ist) schon recht früh mehr als nur angedeutet, was aber umso mehr Anlass für komische Situationen bietet. Als gelungene Modernisierung des Stoffes zieht diesmal auch ein schwules Pärchen nach Stepford, wobei die eine Hälfte gleich im Männerclub aufgenommen wird und der anderen Hälfte das Schicksal der anderen Eheweiber droht. Drehbuchautor Paul Rudnick schrieb immerhin auch mal das Theaterstück Jeffrey, dessen Verfilmung mit Patrick Stewart durchaus die Qualitäten des Autors bei Komödien mit homosexuellem Hintergrund zeigt, auch wenn gerade die Zusammenarbeit mit Frank Oz bei In & Out das genaue Gegenteil zu beweisen scheint. Vielleicht liegt es auch einfach an den Schauspielern - Kevin Kline war nie für Subtilität bekannt, der hier agierende Roger Bart hingegen ist eine wahre Entdeckung ("What am I wearing …?") 1975 war es übrigens ein schwarzes Paar, das man erst in der letzten Szene sieht, noch der größte Affront gegen einen WASP-Konservatismus, wie er unter Bush wieder erschreckend aktuell wurde. Und auch die Romane der schlampigen Extrem-Feministin, die Bette Midler hier spielt, sind weit entfernt on den zögerlichen Versuchen im Original, eine Frauengruppe zu organisieren, wobei sich aber doch nur wieder Küchenrezepte (2004) bzw. ein durch die Werbung geisterndes Putzmittel als Lieblingsthema der Stepford Wives erweist … Ab hier folgen SPOILER!!! Das Ende des ersten Films wird auch bei Oz zum Höhepunkt, doch leider geht der Film danach noch 20 Minuten weiter. Das bietet eine weitere interessante Analogie zu Little Shop of Horrors: Dessen ursprüngliches Ende war bereits abgedreht und zeigte eine auf King Kong-Format gewachsenen Killer-Pflanze, die halb Manhattan verschlingt. Angeblich sollen dabei sogar Seymour und Audrey das Zeitliche segnen, aber nach den üblichen Test Screenings setzte sich dann doch ein sehr viel optimistischeres Ende inkl. des bereits erwähnten Hauses im Grünen durch. Ähnliche Bedenken müssen die Filmemacher auch dieses Mal fehlgeleitet haben, eine Komödie, die so endet wie das Original von The Stepford Wives, scheint wohl nicht möglich. Das Publikum soll den Saal doch amüsiert verlassen und nicht konsterniert und deprimiert. Deshalb gibt es in der Komödienfassung ein Happy End, das selbst die aufgesetzten Enden in Thomas Hardy-Romanen völlig realistisch erscheinen lässt. Angeblich soll dieses Ende auch Teil des perfiden Sarkasmus sein, der sich durch den Film zieht, doch wenn Matthew Broderick, der zu keiner Zeit so gefährlich erscheint wie sein Vorbild im ersten Film, sich schließlich an die Liebe zu seiner Frau erinnert und ungeachtet dessen, was wir zuvor sahen (elektrische Entladung, Geldautomat, pneumatische Figurveränderung) mit einigen Handgriffen alles wieder "gut" macht, dann erscheint einem plötzlich der ganze Film wie ein unerträgliches Musterbeispiel an Freundlichkeit, die schwarze Komödie wird nachträglich etwa mausgrau. Ich weiß, niemand wird meinem Rat folgen, aber wer das Remake in denkbar guter Erinnerung behalten will, sollte das Kino einfach nach der Supermarktszene nach etwa anderthalb Stunden verlassen. Bis zu diesem Punkt haben wir es mit einer gelungenen Modernisierung zu tun, die durch eine überzeugende Darstellerriege für einen wirklich gelungenen Kinoabend sorgte. Alles, was danach folgt, ist eine Beleidigung an den Geschmack und die Intelligenz des Publikums. |
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