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Stacy Holt (Brittany Murphy) hat den Wunsch, eine ernsthafte Fernsehjournalistin zu werden, landet dabei aber bei einem Recherche-Job für eine abgehalfterte Nachmittags-Show, wie sie auch hierzulande zwischen Daily Soaps und Gerichtsdramen die Programmplätze verstopfen (Kathy Bates spielt die mitunter tyrannische Moderatorin, schon mal ein Grund für den Kinobesuch). In einer recht quirligen Intro erfahren wir viel über Stacy - und Kenner des amerikanischen Mainstream-Kinos wissen, daß die meisten dieser Informationen später im Film noch eine Rolle spielen werden. Die Vorliebe von Stacys Mutter für eine bestimmte Sängerin ("she believed all problems could be solved by Carly Simon") sorgt so auch im Leben von Stacy immer wieder für einen running gag, daß die Filmemacher dabei neben passenden Songs wie You’re so vain auch Mike Nichols’ Working Girl (der Titel passt auf Stacy, und Carly Simon ist auf dem Soundtrack vertreten) mit in die Story einbauen, gehört zu vielen kleinen nahezu genialen Einfällen, die Little Black Book zu einer unterhaltsamen Kinounterhaltung machen. Musik spielt generell eine große Rolle im Film, nicht nur bei John Lennon-Zitaten oder Intros von Robert Palmer für die "Ex-Freundinnen". Gleich drei Frauen spielen im Leben von Stacys Freund Derek, der so ungern über seine Vergangenheit spricht, noch immer eine große Rolle, wie sie dessen vergessenen "Palm" (heutzutage muß es ja englisch sein) nach und nach entnimmt. Doch wichtiger für das Gelingen des Films als die Gynäkologin Rachel, die Starköchin Joyce und das Supermodel Lulu sind Stacys Kollegen und Vorgesetzte, darunter Holly Hunter (Grund 2 für einen Kinobesuch), Stephen Tobolowsky (Grund 2 1/2) und Kevin Sussman (Grund 3). Während sich der Zuschauer noch fragt, worauf der Film hinauswill, verstrickt sich Stacy in selbstgeschaffenen Intrigen und Verwirrspielen, nur schade, daß Brittany Murphy für diesen Film ungefähr so geeignet ist wie Jack Nicholson seinerzeit für The Shining. Von der ersten Minute an ist sie so überdreht, daß sie ihrer Figur kaum Platz für eine Entwicklung gibt, und dadurch interessiert es auch nicht wirklich, was im Verlauf des Filmes mit ihrem Liebesleben, ihrer Karriere oder dem neugefundenen Hang zur Ehrlichkeit passiert. Wenn Stacy ihre Konkurrentin Dr. Rachel Keyes (die Autorin von Keyes to your Vagina) fälschlicherweise für eine Fußexpertin hält und sich eine Warze entfernen lassen will, um mehr über die Nebenbuhlerin zu erfahren, so kündigen sich die allzu platten Scherze auf dem Stuhl der Frauenärztin schon früh an, der Film kann sich hingegen nicht zwischen quirliger Tabulosigkeit und Empathie für die Hauptdarstellerin entscheiden und versagt in solchen Momenten jämmerlich. Lässt man das Problem der Hauptdarstellerin mal beiseite, kann der Film ducrh mehrere gewitzte Drehbucheinfälle zumindest in den ersten zwei Dritteln durchaus überzeugen, und selbst das Ende ist definitiv überdurchschnittlich, weil es nicht die ausgetretenen Trampelpfade ähnlicher Filme nachläuft, sondern Mut zur Innovation zeigt. Zwar ist dann auch der nicht wirklich überraschende Gastauftritt von Carly Simon eher ein Anti-Klimax und man fragt sich mitunter, warum solche Filme überhaupt gedreht werden (Zwischenruf: Damit Holly Hunter, Kathy Bates und andere wunderschöne Nebenrollen ausfüllen können!!!), aber Little Black Book kann man schon für seine Experimentierfreudigkeit lieben. Es bleibt nur eine Frage offen: will das Mainstream-Publikum überhaupt solche Experimente? |
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