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Geschichten um Zwillinge üben immer wieder eine besondere Faszination auf das Kinopublikum und vor allem die Filmemacher aus. Kurz nach Kleinruppin forever! kommt nun ein zuvor entstandener niederländischer Film mit ganz ähnlicher Storykonstellation, aber völlig unterschiedlicher Thematik in die Kinos. In der Literaturverfilmung De Tweeling, die auch zu den oscar-nominierten nicht-englischsprachigen Filmen des letzten Jahres gehörte, geht es um zwei weibliche Zwillinge, die von unterschiedlichen Darstellerinnen gespielt werden. Anna und Lotte wurden im Jahr 1920 geboren und verleben zunächst sechs unbeschwerte Jahre, während derer sie unzertrennlich erscheinen. Als dann jedoch die Eltern versterben und das Zwillingspaar zerrissen wird, beginnt die schwere Zeit, während der die zerstrittenen zwei Pflegefamilien den Kontakt zwischen den Schwestern immer wieder sabotieren. Anna (Sina Richardt, Nadja Uhl) muss auf dem Bauernhof des Onkels (Ingo Naujoks) in der Nähe von Köln Schwerstarbeit leisten, wird aus "zweckdienlichen Gründen" von den Pflegeeltern für schwachsinnig erklärt, und als sie sich mit 16 in den Nationalsozialisten Bernd verliebt, bringt sie ihr katholischer Onkel fast um. Die tuberkulose-geschädigte Lotte (Julia Koopmans, Thekla Reuten) wird hingegen nach Holland verschleppt und gesundgepflegt. Daß sie sich später in den jüdischen Musikstudenten David verliebt, erscheint dem Zuschauer zwar etwas zu offensichtlich konstruiert, man nimmt es aber hin, schon weil bereits vor dem deutschen Angriff auf Holland auch dadurch Probleme entstehen. Als Lotte im Jahr 1939 endlich die Adresse von Anna herausbekommt und diese auf dem Anwesen der Gräfin Falkenau (wo Anna jetzt im Haushalt hilft) wiedertrifft, können auch die erschreckenden Erfahrungen des nationalsozialistischen Festgelages das Wiedersehensglück nur schmälern. Als Lotte Anna jedoch zum Abschied ein Foto ihres Verlobten zeigt, und diese kommentiert "Der sieht nett aus, im ersten Moment dachte ich, er sei Jude", kündigen sich die schwarzen Wolken über der Schwesternliebe bereits an. Dann besetzen die Deutschen Holland, David kommt ins KZ, Anna heiratet den SS-Mann Martin (Roman Knizka), und die Weichen werden gestellt für ein späteres Wiedersehen der Schwestern im hohen Alter, das als Rahmenhandlung den Film zusammenhält. Ungeachtet vieler überzeugender Darsteller, die sowohl in Holland als auch in Deutschland unabhängig voneinander gecastet wurden (für einen holländischen Film wird viel deutsch gesprochen, inwiefern ein amerikanisches Publikum die Nuancen zwischen zwei Sprachen überhaupt erkennen, mag bezweifelt werden), erinnert vieles in De Tweeling eher an TV-Produktionen, insbesondere die Filmmusik ist melodramatisch bis an die Schmerzgrenze und die hierzulande bekannten Greuel der Naziherrschaft, wo man an die Front geschickt wird, wenn man nicht enthusiastisch genug "Sieg Heil" ruft oder in Buchenwald landen kann, weil man eine Tasche vergessen hat, erscheinen im Film oftmals unwirklich - und das meines Erachtens nicht willentlich. Ein Film über eine Frauenfreundschaft, der auch vor allem für ein weibliches Publikum geschaffen worden scheint - und einem fast durchgängig das Gefühl gibt, daß die Geschichte im Buch irgendwie mehr zu Herzen geht. Dennoch der bisher beste "Zwillingsfilm" des Jahres. |
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