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Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen




Dezember 2004
Thomas Vorwerk
für satt.org

Young Adam
UK/F 2003

Filmplakat

Buch
und Regie:
David Mackenzie

Lit. Vorlage:
Alexander Trocchi

Kamera:
Giles Nuttgens

Schnitt:
Colin Monie

Musik:
David Byrne

Darsteller:
Ewan McGregor (Joe), Tilda Swinton (Ella), Peter Mullan (Les), Emily Mortimer (Cathie), Jack McElhone (Jim), Therese Bradley (Gwen), Ewan Stewart (Daniel Gordon), Stuart McQuarrie (Bill), Pauline Turner (Connie)

93 Min.

Kinostart:
9. Dezember 2004

Young Adam


Filmszene
Filmszene
Filmszene
Filmszene

Young Adam beginnt mit einer Wasserleiche, die Joe (Ewan McGregor) zufällig entdeckt. Wenn er sich außerstande sieht, die Leiche mit einem Haken an Land zu zerren ("Oh, you're bloody useless - Give me that") und sein "Kollege" Les (Peter Mullan) die delikate Arbeit übernimmt, ahnt man als Zuschauer bereits, daß Joe und die Leiche irgendetwas verbindet. Wenn er dann kurz mit der Toten alleine ist, bestärkt sich dieser Verdacht. Doch der arbeitsreiche Alltag auf dem Kohlenschlepper, auf dem Joe tätig ist und den er zusammen mit Les, dessen Frau Ella (Tilda Swinton) und deren gemeinsamen kleinen Sohn bewohnt, verdrängt die Episode mit der Leiche schnell.

Während der Schlepper Ende der 1950er Jahre zwischen Glasgow und Edinburgh pendelt, beginnt sich Joe, für Ella zu interessieren. Wie wir im Lauf des Films erfahren werden, "interessiert" sich Joe für jede Frau und lässt auch keine Gelegenheit aus, seinen grauen Alltag als gescheiterter Schriftsteller, der nun eine schmutzige körperliche Arbeit verrichten muss, über das Ventil Sex zu verdrängen. Der unspektakuläre Ehebruch führt zu immer leichtsinnigeren Schäferstündchen, schließlich übernimmt Joe den Platz an Ellas Seite, während sich in Rückblenden langsam die Geschichte der Wasserleiche namens Cathie (Emily Mortimer) offenbart und es schnell klar wird, daß Joe im Gegensatz zu Les wenig Interesse daran zeigt, daß sein Name im Zusammenhang mit der Entdeckung der Leiche in der Zeitung genannt wird …

Young Adam lebt von seiner engen, dunklen, schmutzigen Atmosphäre, wie man sie teilweise auch in Filmen wie Unter den Brücken, On the Waterfront oder zuletzt Spider wiederfindet. Ähnlich wie bei Spider wird aber die Faszination des verborgenen Geheimnisses überschätzt, der total auf Ewan McGregor fixierte Film leidet darunter, daß die Hauptfigur so lethargisch ihr Dasein fristet. Joe lässt sich treiben wie ein Boot auf dem langen, ruhigen Fluß des Lebens, er ist unfähig zu agieren, er kann nur kopulieren. Wenn es dabei mal zu Gewalttätigkeiten oder Unfällen kommt, dann wird dies schnell zum dramatischen Höhepunkt des Films, der so unnahbar bleibt wie sein Titel. Wer zum Teufel ist hier eigentlich der Young Adam? Reicht als Indiz, daß der Kohlenschlepper "Atlantic Eve" heißt?

Der Film ist atmosphärisch dicht und gut gespielt, ist aber so trübe und träge wie die Kanäle, in denen er sich abspielt. Wer dies als Pluspunkt werten zu vermag und sich für mindestens einen der Hauptdarsteller begeistern kann, ist klar im Vorteil.