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Dezember 2004 | Thomas Vorwerk für satt.org | ||
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Ralf Königs LysistrataRalf König gehört zwar in Deutschland nicht zu den Comic-Mega-Sellern wie Brösel oder Walter Moers, die sich auch auf dem Merchandise-Sektor eine goldene Nase verdienen, doch dafür verkaufen sich seine Werke auch im Ausland gut, denn skandinavische Schwule und Heteros können über seine Knollennasen genauso laut lachen wie wir Deutsche. Deshalb überrascht es auch nicht, daß die mittlerweile bereits vierte König-Realverfilmung für die Kinoleinwand nicht wie Der bewegte Mann etc. aus Deutschland kommt, sondern aus Spanien. Hüben wie drüben sind bei so einer Verfilmung natürlich die Frauen attraktiver als Königs groteske Karikatur einer Frauenbewegungs-Lesbe á la Lysistrata, aber der Autor ist zumindest zufrieden damit, daß die männlichen Darsteller nicht ganz so schwuchtelig dargestellt werden wie es hier wohl der Fall wär - Auch, wenn die Synchronisation mit Lilo Wanders, Peer Augustinski oder Monty Arnold das Ganze in dieser Hinsicht wieder sehr "eingedeutscht" haben - aber immerhin sind die Texte keine Rückübersetzung, sondern sehr nah an der Vorlage, wodurch Lysistrata wohl zur werkgetreuesten König-Verfilmung bisher wurde. Frei nach Aristophanes erzählen König und der spanische Regisseur Francesc Bellmunt von der List der Lysistrata, die den Dauerkrieg der Griechen und Spartaner dadurch zu durchkreuzen sucht, daß die Athener Frauen sich auf der Akropolis verschanzen und ihren Gatten ebenso wie die in den Plan eingeweihten Spartanerinnen den Geschlechtsverkehr verweigern. Daß Lysistrata und ihre spartanische Freundin Lampito in der Königversion offensichtlich Lesben sind, findet man im klassischen Text natürlich ebensowenig wie die Heilmethode der Soldaten gegen ihre Dauererektionen - man verordnet auf beiden Seiten "zwangshomosexuelle Handlungen", wobei ausdrücklich erklärt wird, daß diese mit "Schwulsein" nichts zu tun haben - auch wenn nach der Rückkehr selbst der schärfsten Athenerinnen deren Männer erstmal wieder "umorientiert" werden müssen … Die Probleme der Verfilmung sind größtenteils solche, wie man sie in jeder Comicverfilmung finden kann. So wie Batmans Cape vor der Einführung der CGI-Technologie nicht halbwegs so cool herumflattern konnte wie in den Standbildern des Comics, vermisst man in der Verfilmung von Lysistrata etwa die subtil angedeuteten Erektionen der wackeren Krieger, die Bellmont mithilfe umgeschnallter Vibratoren zu überdimensionalen Monsterlatten machte. Doch diese für manchen Zuschauer etwas zu bildgewaltigen Phalli mögen ebenso wie die häufige Zurschaustellung weiblicher Rundungen eher etwas mit der spanischen Mentalität zu tun haben. Im mediterranen Raum ist man eben heißblütiger und nicht so verklemmt wie in Düsseldorf. Genauso wie einige der besten Gags des Comics im Film verschwunden sind (und nicht nur, weil den Denver-Clan kaum mehr jemand kennt), gibt es natürlich auch einige neue Gags, doch zu den Höhepunkten gehören jene Stellen des Comics, die bereits sehr filmisch waren, nun aber mit Farbe auf der großen Leinwand noch besser wirken. Sandalenfilme sind momentan ja wieder in, und auch wenn Lysistrata nicht mit Troja oder Alexander konkurrieren kann und will, sind einige der (für einen Antikriegsfilm unerlässlichen) Gemetzel im Stil stark an Gladiator angelegt. Man vergisst leicht, daß auch Königs Knollennasenmänner im Gegensatz zu Asterix und Obelix sterblich sind, und auch wenn der Comic mit seinen Anachronismen und Namen wie Ohropax oder Terrine stark an Asterix angelehnt ist - spätestens die Verfilmung von Lysistrata ist den Realverfilmungen der Asterix-Comics klar überlegen. Das ist nicht die Welt, aber schon mal etwas. Im Gegensatz zu den Asterix-Filmen mit Gerard Depardieu funktioniert Lysistrata nämlich definitiv für alle, die auch den Comic kennen und mögen, während die Freunde von Goscinny und Uderzo bei den teuer verfilmten Flachwitzen eher das Grausen bekommen. Ob die Welt allerdings generell Verfilmungen von Comics braucht, ist eine ganz andere Frage … |
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