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Februar 2005
Thomas Vorwerk
für satt.org

Following
England 1998

Filmplakat

Buch, Kamera, Co-Schnitt und Regie:
Christopher Nolan

Co-Schnitt:
Gareth Heal

Musik:
David Julyan

Darsteller:
Jeremy Theobald (Bill), Alex Haw (Cobb), Lucy Russell (The Blonde), John Nolan (The Policeman), Dick Bradsell (The Bald Guy), Gillian El-Kadi (Home Owner), Jennifer Angel (Waitress), Nicolas Carlotti (Barman)

70 Min.

Kinostart:
17. Februar 2005

Following

Christopher Nolans Debütfilm war zu Hochzeiten von Memento bereits in einigen kleinen Kinos wie dem Berliner Eiszeit zu sehen, doch nun bekommt der Film bei dem kleinen aber feinen Verleih flaxfilm auch einen regulären Kinostart – nach einem guten halben Jahrzehnt.

Filmszene
Filmszene
Filmszene
Filmszene

In Following kann man bereits alle Stärken des Regisseurs Nolan erkennen, die auch aus Memento ein kleines Juwel der Filmgeschichte machten (auch wenn man bei seinem dritten Film Insomnia vieles von diesem Talent schwinden sah). Auch in Following erzählt Nolan seine Geschichte nicht chronologisch, sondern steuert die Informationsvergabe an den Zuschauer sehr exakt, weshalb eine Inhaltsangabe des Films dieses Effekt allenfalls schwächen würde und ich nur kurz auf die anfängliche Prämisse des Films eingehe.

Der vermeintliche Schriftsteller Bill ist ein Losertyp, der ein neues Hobby entwickelt. Er folgt wildfremden Leuten und versucht anhand verschiedener Indizien etwas über deren Privatleben herauszubekommen. Aus der anfänglichen "Recherche" für seinen (zumindest von ihm) langerwarteten Roman wird schnell eine vorwiegend voyeuristische Tätigkeit, bei der er die wenigen anfänglichen Regeln (z. B. niemals der selben Person zweimal folgen) schnell bricht. Bei seinen Exkursionen "trifft" er auf den Einbrecher Cobb, mit dem er seine Erfahrungen austauscht und schließlich gemeinsam auf "Wohnungsbesichtigung" geht …

Im Gegensatz zu Memento wird hier der Zuschauer etwas mehr gefordert, wenn er die Geschichte früher chronologisieren will, als der Regisseur dies erlaubt. Anhand unterschiedlicher "Zustände" der Hauptfigur Bill erkennt man nach und nach Zusammenhänge, ähnlich wie Bill selbst. Und eventuell erkennt man auch schneller als Bill die eigentlichen Zusammenhänge, man durchlebt aber die Geschichte noch hilfloser als der Akteur, der vor allem reagiert.

Wie man an Rollennamen wie "The Blonde" schon erkennen kann, ist der schwarzweiß fotografierte, mit 70 Minuten auffällig kurze Film ein moderner Vertreter des film noir. Es gibt zwar keinen hard-boiled detective, sondern nur kleine Gauner, aber abgebrüht sind nicht nur diese, auch der Zuschauer sollte es sein, denn Following ist ein kleiner, schmutziger Film, dem man zwar sein geringes Budget anmerken kann, nicht aber den Grad der Erfahrung des Regisseurs. Ein Debütfilm wie Les quatre-cents coups oder Eraserhead, und auch mit diesen Regisseuren kann sich der frühe Nolan durchaus messen.

Trotz des allenfalls verhaltenen Erfolgs von Insomnia wird Nolans vierter Film eine noch teurere Angelegenheit werden: Batman Begins mit Christian Bale soll (womöglich angelegt an Frank Millers und David Mazzucchellis Year One) das brachliegende Franchise Batman nach vier immer schlechter werdenden Filmen (der Penguin-Teil mal ausgenommen) wieder zum Leben erwecken. Eines der vielen interessanten Details in Following (die ich hier aber wie gesagt nicht ausplaudern will) ist dann auch ein Batman-Aufkleber, was einem zumindest neue Hoffnung auf die filmische Karriere Nolans gibt: denn wer schon mit Batman beginnt, kann aus Batman Begins womöglich auch einen Neubeginn eines filmischen Ausnahmetalents initiieren. Aber in einem halben Jahr wissen wir mehr …