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Mai 2005 | Thomas Vorwerk für satt.org | ||
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Star Wars:
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© Lucasfilm Ltd. & TM. All rights reserved. Used with permission. |
Um es vorwegzunehmen: So schlecht wie die "Klonkrieger" ist die Revenge of the Sith glücklicherweise nicht. Nervensäge Jar Jar Binks hat genau eine, etwa viersekündige Einstellung, bei der er nichts sagt (kollektives Aufatmen), und stattdessen darf sich beispielsweise fan favorite Chewbacca zur Abwechslung mal wieder zu Wort melden.
Daß die Bildqualität bei der extra im digital ausgerüsteten Zoo-Palast stattgefundenen Pressevorführung eher mau war (es gab sogar das digitale Pendant eines Filmrisses), mag ich dem Film nicht zum Vorwurf machen, ebenso wie die deutsche Synchronfassung, die uns leider dargeboten wurde. Doch es ist zu befürchten, daß die Dialoge im Original auch nicht besser sind, und es wäre sicher besser gewesen, wenn George Lucas zum Schreiben seines Drehbuches mal einen erfahreneren (oder besseren) Autoren zur Hilfe genommen hätte. Wenn große Teile des Publikums Lachanfälle bekommen, wenn Padmé ihrem Annakin von der Schwangerschaft berichtet, so sagt dies schon viel über einen Film aus, bei dem der erwartete emotionale Höhepunkt irgendwie ausbleibt. Die große Liebe zwischen Anakin und Padmé ("Halt mich fest, wie du es auf dem See auf Naboo getan hast") gerät zu einer Lachnummer, und die Verführung des späteren Darth Vader auf die "dunkle Seite" ist dramaturgisch etwa so überzeugend wie eine durchschnittliche GZSZ-Folge.
Der große Bösewicht, der Star Wars-unkundigen womöglich noch unbekannt sein könnte, agiert wie der Teufel persönlich, um Annakin zu verführen. Und offensichtlich kennt er das Drehbuch auswendig, denn zu jedem Zeitpunkt des Films sieht er im Gegensatz zu den "guten" Jedi-Rittern voraus, was als nächstes passieren wird. Er kennt Annakins geheimste Gedanken und Träume, er weiß genau, was der Rat der Jedi-Ritter als nächstes entscheiden wird, und wie Marionetten benutzt er jede einzelne Figur des Films, damit man am Ende gleich mit A New Hope weiterschauen könnte.
Doch genau, wie die letzten zehn Minuten des Films nur eine Abgleichung zum "nächsten" Teil sind und in kürzester Zeit Owen und Beru Lars, den Todesstern (inkl. Peter Cushing-Lookalike), Ziehvater Organa und sogar Figuren wie "Captain Antilles" abgehakt werden, so zerfällt der ganze Film in jene Passagen, die II und IV verbinden sollen, und jene, die (visuell, aber nicht dramaturgisch überzeugende) Action bieten. Vieles (zu vieles) ist vorhersehbar. Ein Beispiel: Was macht man, wenn einem ein vierarmiger Gegner mit vier Laserschwertern gegenübersteht, und man nicht wie einst Indiana Jones zur Schußwaffe greifen kann, sondern nur ein einziges Laserschwert zur Verfügung hat? [Kurze Pause zum Überlegen …] Genau, man "entwaffnet" ihn (oder passender auf Englisch: "to disarm someone").
Der (späte) Höhepunkt des Films besteht aus zwei kurz aufeinanderfolgenden Parallelmontagen, wobei zunächst zwei Duelle gezeigt werden, die das Problem haben, daß halbwegs informierte Zuschauer schon vorher wissen, daß diese Kämpfe "auf Leben und Tod" in beiden Fällen höchstens einige (zum Teil schwerwiegende) Verletzungen mit sich bringen können.
Dann folgt die zweite Parallelmontage, für die es sich (ähnlich wie für die Heldentaten von R2D2 und dem einem kolossalen Dialogsprengsel namens "Hände hoch!") wirklich lohnt, ins Kino zu gehen: Hier werden die drei Hauptfiguren des Originalfilms sozusagen "geboren", worauf wir seit der Offenbarung Lucas', Teil 1-3 seines ursprünglich auf neun Teile geplanten Epos zu drehen, warten. Und dieser Moment rechtfertigt wohl die knapp zwei Stunden Film zuvor, wenn auch nicht den etwa zehnjährigen Hype im Vorfeld. Daß dann gleich wieder eine der pathetischsten Szenen des ganzen Films folgt ("Neinnn!"), ist allerdings allzu typisch.
Doch selbst gemessen an meinen eher geringen Erwartungen auf den mit Abstand dunkelsten Teil der "zweiten Trilogie" ist das Ergebnis eher schwach, denn der Kern, das "Herz" der Erzählung, fehlt irgendwie. Hayden Christiansen überzeugt ebensowenig wie die mitunter doch ganz patente Natalie Portman, die sich hier Dialogzeilen wie "Unser Baby ist ein Wunder" oder "Ich erkenne dich nicht wieder - Annakin, du brichst mir das Herz" entgegenwerfen dürfen. Und selbst die emotional wahrscheinlich ausdrucksstarkste Szene des Films wird elliptisch ausgespart, weil man in Hollywoodfilmen zwar dutzendweise Roboter halbieren darf, es aber gewisse Tabus gibt, Szenen, die man seinem Publikum nicht zumuten darf. Und auch, wenn man nachvollziehen kann, daß "Ännie" nicht wie einst Barbara Eden in Bezaubernde Jeannie immer nur "Ja, Meister" rufen mag, als Grund, warum er auf die dunkle Seite überlief, kann nur eines gelten: Es stand so im Drehbuch.
Um den Film mit den Worten von Obi-Wan Kenobi zu beschreiben: "Eine Bilderbuchlandung". (Jetzt bitte die Stimme am Ende der fremdsprachigen Vorschau der "Sendung mit der Maus" dazudenken: "Das war ironisch …")
Und mit zwei Zitaten von Annakin Skywalker könnte man ein Zwiegespräch zwischen Regisseur George Lucas und einem Großteil des Publikums erstellen: "Hab Vertrauen, meine Liebste. [Schon bald wird alles wieder gut sein …]" - "Ich will mehr!"
Noch besser passt aber ein Zitat von Yoda auf die Zukunft von George Lucas: "Ins Exil gehen ich werde müssen, versagt ich habe."
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