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Februar 2006 | Thomas Vorwerk für satt.org | |||||
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Dave Chappelle’s Block Party |
Vorführungstermine Dave Chappelle's Block Party: Montag, 13. Februar, 17 Uhr im International, Dienstag, 14. Februar, 20 Uhr im CineStar 7, Mittwoch, 15. Februar, 20 Uhr im Babylon Mitte, Sonntag, 19. Februar, 17 Uhr im CineStar 7 Vorführungstermine The Science of Sleep: Samstag, 11. Februar, 22 Uhr 30 im Berlinale-Palast, Sonntag, 12. Februar, 18 Uhr 30 in der Urania, Sonntag, 12. Februar, 23 Uhr 30 in der Urania |
"Oh my God, it's Dave Chappelle" werden in Deutschland wohl kaum harmlose 48-jährige Frauen ausstoßen, denn der farbige US-Komiker ist hier relativ unbekannt. Chappelle selbst schätzt seine Fähigkeiten als Komiker und Musiker als allenfalls "mittelmäßig" ein, man könnte ihn also mit Recht als die afroamerikanische Entsprechung zu Stefan Raab bezeichnen, nur mit dem (nicht unwichtigen) Unterschied, daß er um einiges witziger ist.
Dieser Dave Chappelle also hatte es sich in den Kopf gesetzt, eine Art Kiez-Party zu veranstalten, zu der er nicht nur handverlesene Musiker aus seinem Freundeskreis einladen würde, sondern bei dem er auch die Besucher teilweise höchstpersönlich organisieren wollte. Und das Ganze sollte auch noch gefilmt werden. Chappelle schnappte sich Michel Gondry, den aus Frankreich stammenden, spätestens seit Eternal Sunshine of the Spotless Mind arrivierten Regisseur, dessen dritter Spielfilm The Science of Sleep dieses Jahr im Berlinale-Wettbewerb "außer Konkurrenz" läuft. Gondry war selbst mal Musiker mit seiner Band Oui Oui und sein immenses Musikgefühl kann man beispielsweise bei den von ihm inszenierten Musikvideos bewundern - von so unterschiedlichen Interpreten wie Björk, Kylie Minogue, den Rolling Stones oder den Foo Fighters (an deren Gondry-Video untenstehendes Bild aus The Science of Sleep nicht wenig erinnert …).
Mit einer kleinen Crew begleitet Gondry also Chappelle, der seine "Golden Tickets" etwa an die Zigarettenverkäuferin aus seinem Lieblingskiosk oder einen ihm bekannten Bewährungshelfer verteilt, und der bei seinen Spaziergängen durch Dayton, Ohio etwa auch gleich die ortsansässige Brass Band, die "Invincible Marching Marauders", zu einem Auftritt überredet ("Haben wir genug Geld für einen zweiten und dritten Bus? - Klar haben wir!")
Szene aus The Science of Sleep |
Und auch in seinem Kiez in Bedford-Stuyvesant (aka Bed-Stuy), jenem aus Spike Lees Do the Right Thing bekannten vorgeblich schwarzen, aber mit einer Vielzahl von Kulturen gesegneten Stadtteil Brooklyns, gabelt er Zuschauer auf, organisiert sich die Erlaubnis eines Day Care Centers, auf dem Dach eine kleine Chill-Out-Zone einzurichten, und Gondry filmt dies alles und vermischt die Vorgeschichte, die Proben und die Auftritte zu einem außergewöhnlichen Musikfilm, bei dem ich mich immer wieder bei einem breiten Lächeln erwischte.
Wie der Cutter beispielsweise die Gespräche oder auch den Auftritt der Brass Band unaufdringlich mit HipHop-Rhythmen des Konzerts unterlegt, das ist einzigartig und mitreißend. Neben Chappelles eigenen Auftritten, die trotz der vom Zuschauer miterlebten Proben nur wenig von ihrer Spontanität einbüßen, kann dieser Film aber nicht zuletzt mit einem außergewöhnlichen Ensemble an Musikern aufwarten, bei dem die Reunion der Fugees mir nicht nur ein Lächeln, sondern eine veritable Gänsehaut bescherte. Und auch wenn ich ein Ignorant bin und Mos Def, Erykah Badu oder The Roots höchstens vom Namen kannte, hat mich dieser Film verzaubert - wie muß das erst für echte Fans sein …?
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