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Doch Eternal Sunshine of the Spotless Mind ist eigentlich weder ein Jim Carrey-Vehikel, noch der Science Fiction-Film, als den der Trailer mit Tom Wilkinson ihn verkaufen will (die Ähnlichkeiten mit dem Trailer zu I, Robot sind auffällig, ich weiß nur nicht, wer sich hier von wem inspirieren ließ), sondern vor allem eine romantic comedy, allerdings mit uncharakteristischem Tiefgang. Joel Barish (Jim Carrey) bekommt heraus, was er nicht herausbekommen sollte: seine Freundin Clementine (Kate Winslet) hat bei der "Lacuna Inc." all ihre Erinnerungen an ihn und ihre gemeinsame Zeit durch einen Eingriff gelöscht. Zunächst will er es ihr gleichtun und dieselbe Operation an sich vornehmen lassen, doch während des Vorgangs, der ihn (und den Zuschauer) die gesamte Beziehung erneut durchleben lässt, überlegt es sich anders und will seine Erinnerung an diese Frau nun doch für sich behalten. Leichter gesagt als getan. Zwar ist es zu seinen Gunsten, daß die jungen Lacuna-Mitarbeiter (Mark Ruffalo und Kirsten Dunst), die des Nachts in seiner Wohnung den Eingriff vornehmen sollen, lieber mit zunehmender Textilfreiheit eine kleine Party feiern, aber das Computerprogramm, das alle Erinnerungen auslöschen soll, ist unerbittlich und lässt sich höchstens durch das Durchleben unterdrückter oder frei erfundener Erinnerungen verzögern. Nicht unbedingt zu Joels Gunsten ist hingegen die Tatsache, dass ein weiterer Lacuna-Mitarbeiter (Elijah Wood) sich beim früheren Eingriff an Clementine in diese verliebte und bald auch nicht mehr mit den in ihrer Wohnung gestohlenen Schlüpfern zufrieden ist, sondern sich sämtlich von Joel abgegebenen Gegenstände, die ihn an Clementine erinnern könnten (die Vernichtung dieser Souvenirs ist natürlich ein wichtiger Teil des Lacuna-Eingriffs), unter den Nagel reißt, und sich mit den recycleten romantischen Ideen seines vergessenen Vorgängers das Herz von Clementine erschleicht. An Story-Ideen mangelt es dem Film wirklich nicht, aber noch spannender ist es, mit anzuschauen, wie Gondry die wie üblich sehr visuellen Ideen Kaufmans umsetzt. Nicht nur erinnert die "Praxis" von "Lacuna Inc." an den siebeneinhalbten Stock in Being John Malkovich, Gondry gelingt es auch fast, George Clooneys Rekord an komplizierten Szenenübergängen ohne sichtbare Schnitte einzustellen. Ganz wie im gefährlichen Geiste Chuck Barris´ ist auch im makellosen Geist Joel Barishs der herkömmliche Filmschnitt eher verpönt. Ähnlich wie bei Memento möchte man nach Vergiss mein nicht! (der deutsche Titel kommt nicht annähernd an das Alexander Pope-Zitat des Originals heran) am liebsten gleich noch mal ins Kino gehen und auf lauter kleine Details, etwaige inconsistencies in der chronologischen Abfolge und ähnliches achten — oder sich auch einfach nur noch einmal am besten Kaufman-Film seit Being John Malkovich ergötzen. Insbesondere bei Regisseur Gondry kann man seit Human Nature einen eindeutig eingetretenen Reifeprozeß miterleben, und jeder, der mal Kate Winslet in einer Jim Carrey-Rolle oder Jim Carrey in einer Kate Winslet-Rolle erleben wollte (oder auch einfach eine romantic comedy, die nicht vorrangig für Dr. Stefan Frank-Leserinnen konzipiert wurde), wird bei Eternal Sunshine voll auf seine (oder ihre) Kosten kommen.
Hier noch einige Film-Zitate zum gleich wieder vergessen …
Blessed are the forgetful, for they get the better even of their blunders. (Nietzsche) |
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