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Juni 2006
Thomas Vorwerk
für satt.org

Das Schloss im Himmel (R: Hayao Miyazaki)
Japan 1986

Plakat

Originaltitel:
Tenkuu no shiro Rapyuta

Int. Titel:
Laputa: Castle in the Sky,

Buch
und Regie:
Hayao Miyazaki

Lit. Inspiration:
Jonathan Swift

Schnitt:
Yoshihiro Kasahara, Takeshi Seyama

Musik:
Joe Hisaishi

Production Design:
Toshio Nozaki, Nizou Yamamoto

Farbdesign:
Michiyo Yasuda

mit den deutschen Stimmen von: Nathalie Loewenberg (Sheeta), Nico Mamone (Pazu), Ilona Grande (Dora), Claus Brockmeyer (Louis), Jens Kretschmer (Henri), Christoph Jablonka (Charlie), Thorsten Nindel (Duffi), Claus-Peter Damitz (Musca); Werner Uschkurat (Pomu), Ruth Küllenberg (Großmutter), Manfred Erdmann (Muoro)

124 Min.

Kinostart:
8. Juni 2006

Das Schloss im Himmel

Das Schloß im Himmel stammt aus dem Jahre 1986 und war der erste offizielle Film des von Miyazaki und Isao Takahata (Regisseur von u. a. Grave of the Fireflies, 1988) gegründeten Studios Ghibli. Der Zeichenstil ist in manchen Passagen (gewollt) noch etwas ungeschliffen wie bei Nausicaä (1984), andererseits erkennt man etwa bei einer Figur wie Pazu, daß Miyazaki früher auch mal Fernsehserien wie Heidi betreute.


Filmszene
Filmszene
Filmszene
Filmszene

Der ein wenig an den Geißenpeter erinnernde Pazu lebt in einem kleinen auf Minenbau spezialisierten Dorf und träumt davon, das legendäre Laputa, von dem sein Vater ihm berichtete, mit eigenen Augen zu sehen. Zunächst traut er diesen Augen aber kaum, als ein etwa gleichaltriges Mädchen im Schein eines mysteriösen Amuletts vom Himmel geschwebt kommt. Sheetas Urahnen stammen von Laputa, aber sowohl eine Bande von Luftpiraten als auch der verbrecherische Regierungsangehörige Musca wollen ihr das Amulett abjagen, um mit dessen Hilfe entweder die sagenhafte Schätze oder die vernichtende Waffentechnologie Laputas für ihre Zwecke zu missbrauchen.

Im Gegensatz zu einer in manchen Videotheken noch herumgeisternden englischen Import-DVD hat man sich bei der neuen deutschen Synchronisation an das Original gehalten und nicht etwa bei jedem Flashback eigenmächtig einen Off-Kommentar hinzugefügt oder Personen noch einen (überflüssigen) Dialog zugeschustert, wenn sie der Kamera gerade den Rücken kehren. Bei der für die Neuveröffentlichung neu eingespielten Musik habe ich keine riesigen Unterschiede feststellen können, abgesehen von einigen Stereoeffekten macht sich die neue Abmischung aber in modern ausgerüsteten Kinosälen sicher besser …

Auch wenn seit Das Schloß im Himmel zwanzig Jahre vergangen sind, beinhaltet der Film bereits viele bei Miyazaki immer wieder auftauchende Themen und Figurentypen. So wirkt der alte Minenarbeiter Onkel Pomu wie ein frühes alter ego Miyazakis (vergleichbar mit dem vierarmigen Vorarbeiter in Chihiro), die Hauptfigur, das junge Mädchen Sheeta, erweist sich mal wieder als Prinzessin (vgl. Nausicaä, Mononoke), an deren Seite der tapfere und selbstlose Pazu kämpft. Dora, die Anführerin der Piraten, zeigt bereits, wie Miyazaki die Grenzen zwischen Gut und Böse bevorzugt vage definiert, und die hünenhaften Roboter auf Laputa sind ebenso mysteriös aber gutherzig wie etwa der gesichtlose Geist in Chihiro. Außerdem entwirft Miyazaki bereits hier ein teilweise dampfbetriebenes, frühindustrielles Universum mit vielen Flugobjekten (Miyazakis Vater betrieb ein Flugunternehmen, diesen Einfluß bemerkt man auch in Kikis kleiner Lieferservice oder Porco Rosso), und wie in seinen späteren Filmen geht es um das (nicht immer mögliche) friedliche Zusammenleben von Natur und Technologie (Der Schluss mit dem ökologisch korrekten Roboter auf der Himmelsinsel erinnert auch ein wenig an Douglas Trumbulls SciFi-Hippie-Spektakel Silent Running), wobei gerade der kriegslüsterne Militärapparat der Regierung hier noch viel härter porträtiert wird als beispielsweise in Das wandelnde Schloss. Allgemein ist der Film weniger märchenhaft als Miyazakis spätere Werke, dafür vor allem actionlastig und abenteuerlich (ähnlich wie Das Schloss des Cagliostro), aber trotz einiger Schießereien für große wie kleine Zuschauer sehenswert.