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August 2006 | Thomas Vorwerk für satt.org | ||
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Adams Äpfel
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Diesmal geht es um den Kampf zwischen Gut und Böse. Der Pfarrer Ivan (Mads Mikkelsen) glaubt unbeirrbar an das Gute im Menschen. Für ihn hat jeder Mensch eine zweite Chance verdient. Und wenn das nicht reicht, halt eine fünfte oder siebenundzwanzigste Chance. Nach dem alkoholkranken Vergewaltiger Gunnar (Nicolas Bro) und dem zu gewalttätigen Kurzschlußhandlungen neigenden Tankstellenräuber Khalid (Ali Kazim) ist Ivans neuestes Schäfchen der gerade aus der Haft entlassene glatzköpfige Neonazi Adam (Ulrich Thomsen). Dieser bekommt für seine Resozialisierung nicht etwa vom Pfarrer eine Aufgabe zugewiesen, sondern er soll sich diese selbst wählen - und so entschließt er sich, mit den Früchten des nahe der Kirche stehenden Apfelbaums einen Kuchen backen - so erklärt sich auch der Filmtitel. Doch wie im Buch Hiob (das im Film durchaus eine Rolle spielt) erweist sich das backen dieses Apfelkuchens als schwieriger als zunächst abzusehen. Zunächst hacken Raben auf die Äpfel ein, die dann mit Waffengewalt vertrieben werden müssen, später gibt es eine Würmerplage, und schließlich schlägt der Blitz nicht nur in den Apfelbaum ein, sondern auch noch in den Backofen.
Doch viel störender als diese fast biblischen Plagen schlägt Adam die penetrante Güte des Pfarrers aufs Gemüt. Alles, was seinem Weltbild nicht entspricht, ignoriert Ivan einfach. Nicht nur die diversen Rückfälle seiner Schäfchen, auch seine gefährliche Tumorerkrankung und die eigentlich unübersehbare Behinderung seines Sohnes - Der schwangeren Alkoholikerin Sarah (Paprika Steen) rät er sogar, das Kind auszutragen, er persönlich habe mit ähnlichen Fällen nur gute Erfahrungen gemacht. Da reißt Adam mitunter der Geduldsfaden („Ich muß ihn und seine Güte brechen“) und er schlägt auch mal zu - doch selbst dadurch kann er Ivan vorerst nicht zur Vernunft bringen. Blutüberströmt erklärt dieser lapidar „Ich fahr’ nur mal kurz in die Notaufnahme“, und schon am nächsten Tage terrorisiert er seine Mitmenschen wieder mit seiner gnadenlosen Güte.
Fernab jeder political correctness siedelt Jensen seine schwarze Komödie an, die nicht nur ein veritabler Kassenschlager in Dänemark war (kein Wunder bei dieser Starbesetzung), sondern sogar den Kulturpreis der dänischen Priester verliehen bekam. Daß die mit Abstand vernünftigste Figur unter lauter skurrilen Gestalten ein gewaltbereiter rechtsradikaler Skinhead ist, gibt dem Film nicht etwa eine kontroverse Note, sondern ist nur ein urkomischer Teilaspekt des kein Fettnäpfchen auslassenden Autors und Regisseurs. In Adams Äpfel kann, darf und will man über Behinderte, Ausländer, erschossene Haustiere, ja sogar Kindesmisshandlung lachen - das gab es in dieser Radikalität zuletzt in Todd Solondz’ Palindromes.
Wie in vielen guten Komödien wird auch hier der Grad der Skurrilität immer weiter angehoben, und der Schluß (Gewinnt das Gute oder das Böse?) wird nicht jedermann auf Anhieb überzeugen. Doch in einer Filmwelt, die gleichzeitig politisch unkorrekt sein will, aber dennoch auch eine Geschichte mit einer gewissen „Moral“ (nicht im engen Wortsinn) erzählen will, sind auch einige kleine Wunder nicht völlig fehl am Platz. Adams Äpfel ist jedenfalls ein kleines Filmwunder, das zu den besten jährlichen zwei, drei Werken der qualitativ hochwertigen skandinavischen Filmproduktion gehört.
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