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September 2006 | Thomas Vorwerk für satt.org | ||
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CarsEinen Tag zuvor hatte ich gerade den Trailer zu Cars gesehen, und dadurch eher den Eindruck bekommen, daß es keine so geniale Idee ist, doch eher starre Auto-Karosserien als Figuren zu animieren. Auch muß man sagen, daß der Trailer einen den Eindruck gibt, im Film gehe es vor allem um Autorennen. Diese spielen zwar eine große Rolle, doch das Thema des Films ist eher, daß das Leben in einer ländliche community mit freundschaftlich verbandelten Nachbarn erstrebenswerter ist als das Gewinnen des „Piston-Cups“, ein fetter Sponsoren-Vertrag und das Partyleben in der oberflächlich glitzernden High Society. Allerdings: Kann man mit solch einer message wirklich die Massen ins Kino locken? Eben …
Man erlebt den gesamten Film aus der Perspektive des Rennautos Lightning McQueen, eines „Rookies“, der die Chance auf den Gewinn des berühmten „Piston-Cups“ hat, u. a. aber wegen des überheblichen Verzichts auf einen Boxenstopp fast nicht die Ziellinie überqueren kann und nun eine Woche später bei einem „Stechen“ eine erneute Chance auf den Titel bekommen soll. Durch eine unglückliche Verkettung von Ereignissen landet unser Nachwuchsprominenter aber nun in dem jenseits der vor Jahrzehnten erbauten Schnellstrasse Radiator Springs und soll dort nach einer nächtlichen Verfolgungsjagd gemeinnützige Sozialarbeit leisten, und die von ihm beschädigte Hauptstrasse der Ortschaft neu teeren, was sein Teilnahme an dem Entscheidungsrennen verhindern könnte. Im Gegensatz zu meinem Eindruck nach dem Trailer sind die Figuren hier doch sehr lebendig animiert, und rein visuell überzeugt der Film auf ganzer Linie. Viele atmosphärisch dichte Bilderfolgen, eine Prärielandschaft, deren Berge wie Kühlerhauben und Heckflossen (Sherman’s Peak) aussehen. Ähnlich wie bei A Shark Tale ist es zwar teilweise etwas seltsam, wenn die gesamte Gesellschaft, die der unseren ähneln, von Autos bevölkert wird (Stau vor der Damentoilette, während die Herren um die Ecke rasen; Fliegen, die sich bei genauerem Hinsehen als kleine Autos offenbaren), doch hier wird ein ganz eigenes Universum geschaffen, das nicht nur wie ein leicht verändertes Abziehbild wirkt. Aus dem beliebten Hillbilly-Sport „Kuhe umkippen“ wird hier „tractor tripping“, und sogar ein „Arschgeweih“-ähnliches Tattoo auf dem Heck der leading lady Sally Carrera entbehrt nicht eines gewissen Charmes. Durch das eher betuliche Thema und eine für Animationsfilme ungewöhnliche Länge von zwei Stunden gibt es zwar auch einige etwas langatmige Momente, aber durch das feinabgestimmte Ensemble von Figuren zeigt sich ein unübersehbarer Qualitätsunterschied zu Filmen wie A Shark Tale oder Chicken Little. Cars ist zwar kein instant classic wie frühere Pixar-Produktionen (Toy Story und Monsters, Inc. kann man im Nachspann auch in der Auto-Version sehen), aber klar der beste amerikanische Animationsfilm, den ich bisher dieses Jahr gesehen habe. [Nachtrag: Over the Hedge habe ich allerdings erst danach gesehen - und fand ihn besser.] |
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