© 2006 Sony Pictures Releasing GmbH
|
Schräger als Fiktion
(R: Marc Forster)
Originaltitel: Stranger than Fiction, USA 2006, Buch: Zach Helm, Kamera: Roberto Schaefer, Schnitt: Matt Chessé, Musik: Britt Daniel, Brian Reitzell, mit Will Ferrell (Harold Crick), Maggie Gyllenhaal (Ana Pascal), Emma Thompson (Karen “Kay” Eiffel), Dustin Hoffman (Prof. Jules Hilbert), Queen Latifah (Penny Escher), Tony Hall (Dave), Tom Hulce (Dr. Cayly), Linda Hunt (Dr. Mittag-Leffler), 113 Min., Kinostart: 8. Februar 2007
Nachdem einige Zeit kein neues Charlie Kaufman-Drehbuch verfilmt wurde (Kaufman verfilmt gerade selbst eines seiner Skripts, Spike Jonze, Michel Gondry und George Clooney haben bereits bewiesen - oder sind dabei -, daß sie auch ohne Kaufmans Vorlagen Filme auf die Beine stellen können), kommt nun ein Charlie-Kaufman-Film der zweiten Generation. Soll heißen: Ein Buch, das wie von Kaufman aussieht, aber (nur?) eine Kopie oder Variation beliebter Themen Kaufmans ist.
Harold Crick (Will Ferrell) ist ein unbemerkenswerter Finanzbeamter, der plötzlich eine Erzählerstimme vernimmt, die sein von Routinevorgängen geprägtes Leben (soundso oft Zähneputzen nach links, dann nach rechts) nunmehr beschreibt und begleitet, wodurch sein Leben etwas durcheinander gebracht wird.
Der Film stellt das mit ähnlichen Graphiken dar, wie wir sie aus der Ikea-Einrichtung bei Fight Club kennen. Wie Cricks Beruf ist auch sein Leben ein Geflecht aus langweiligen Akten. Erst, als er mal einen Bus verpasst, bricht die dazugehörige Statistik auseinander.
Nachdem ihm herkömmliche Psychotherapeuten bei seinem Problem nicht helfen können, sucht er einen Literaturprofessor (Dustin Hoffman) auf, mit dessen Hilfe er mehr darüber erfahren will, in was für einer Art Roman er der langweilige Held ist. Denn: die Stimme hat mal nebenbei erwähnt, daß es ein böses Ende mit Harold nehmen wird. Um diesem zu entkommen, will er sein Leben in eine Komödie verwandeln. Und zwar in eine Romantic Comedy, bei der die notorisch Steuer hinterziehende Bäckerin Ana (Maggie Gyllenhaal) die weibliche Hauptrolle besetzen soll.
Soweit ist der Plan überzeugend, doch die Autorin (Emma Thompson), die seit Jahren an der Vollendung des Crick-Romans arbeitet und besonders in Bezug auf seine Todesursache noch unentschieden ist (und in Sachen Recherche einiges auf sich nimmt), bekommt nun eine Agentin des Verlags (Queen Latifah) aufgedrängt, die bei der Vollendung von unfertigen Romanen bisher nie versagt hat, und auch hier rigoros auf das Ende zusteuert.
Die Prämisse des Films ist verführerisch, und es ist mir bisher auch selten so oft passiert, daß mich Bekannte aufgrund des Trailers fragten, wann denn dieser Film endlich komme und ob er gut sei.
Stranger than Fiction kann sich zwar nicht mit einem Charlie Kaufman-Drehbuch messen, doch für eine Will Ferrell-Komödie, bei der Marc Forster (dessen Stay ich ziemlich missraten fand) Regie führt, wird so ziemlich das Non-Plus-Ultra erreicht. Die Chemie zwischen Ferrell und Gyllenhaal stimmt, die Nebenfiguren sind interessant (einzig Queen Latifah scheint etwas überflüssig), die Idee mit den Graphiken überzeugt vollkommen, und ähnlich wie in Stay gibt es hin und wieder kleine Details, bei denen man ahnt, daß sie später noch von Bedeutung sein werden. Etwa Harolds Armbanduhr oder jener kleine Junge, der immer wieder mal auftaucht.
Der Film ist einerseits vordergründig witzig, stellt aber andererseits auch die Frage, ob wir als Zuschauer wollen, daß Crick stirbt, weil der Film dadurch besser werden könnte (Vgl. etwa Déjà vu) oder man ihm das Happy End wünscht, daß bei einer Romantic Comedy unumgänglich ist. Ob Stranger than Fiction ein tragisches Meisterwerk ist oder mit einer seichten Knutschszene endet, werde ich an dieser Stelle aber nicht verraten. Man muß Forster und seinem Drehbuchautoren immerhin attestieren, daß sie ihr möglichstes getan haben, beides gleichzeitig zu erreichen.
"You have to die - It's masterpiece" - "It's the nature of all tragedies: The hero dies, but the story goes on forever."