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Januar 2008
Thomas Vorwerk
für satt.org


Darjeeling Limited (R: Wes Anderson)
Darjeeling Limited (R: Wes Anderson)
Bilder © 2007 Twentieth Century Fox
Darjeeling Limited (R: Wes Anderson)
Darjeeling Limited (R: Wes Anderson)
Darjeeling Limited (R: Wes Anderson)

Darjeeling Limited
(R: Wes Anderson)

Originaltitel: The Darjeeling Limited, Buch: Wes Anderson, Roman Coppola, Kamera: Robert Yeoman, Schnitt: Andrew Weisblum, Production Design: Mark Friedberg, Art Direction: Aradhana Seth, Adam Stockhausen, Suitcase Wildlife Paintings: Eric Anderson, mit Owen Wilson (Francis Whitman), Adrien Brody (Peter Whitman), Jason Schwartzman (Jack Whitman), Amara Karan (Rita), Wallace Wolodarsky (Brendan), Waris Ahluwalia (The Chief Steward), Irrfan Khan (The Father), Barbet Schroeder (The Mechanic), Camilla Rutherford (Alice), Bill Murray (The Businessman), Anjelica Huston (Sister Patricia Whitman), A. P. Singh (Taxi Driver), Natalie Portman (Jack's X-Girlfriend), 91 Min., Kinostart: 3. Januar 2008

Vorfilm:
Hotel Chevalier
(R: Wes Anderson)

USA 2007, Buch: Wes Anderson, Kamera: Robert Yeoman, mit Jason Schwartzman, Natalie Portman, 13 Min., Kinostart: 3. Januar 2008

Als Wes Anderson auf der vorletzten Berlinale seinen neuen Film The Life Aquatic with Steve Zissou (dt.: Die Tiefseetaucher) vorstellte, und es im selben Jahr eine Ausstellung zum Thema "Ausstattung" gab, wäre es eigentlich naheliegend gewesen, das von Anderson im Film benutzte Boot dem Publikum vorzuführen, was den Initiatoren wie den Zuschauern leider entging. Nun kommt der neue Anderson, diesmal ein "Road Movie" (ohne Strasse), das größtenteils auf einem indischen Zug, dem "Darjeeling Limited" spielt. Bei der Sichtung des Films ist es nicht unbedingt offensichtlich, aber laut Pressematerial wurde der Film tatsächlich komplett in Indien aufgenommen, auf einem eigens dazu umgebauten Zug. Wie schon in den letzten zwei Anderson-Filmen (ich bin ein großer Fan von Rushmore, fand die Royal Tenenbaums und Life Aquatic eher prätentiös bis langweilig) geht es wieder um Familienbande, einen Ensemblefilm. Jason Schwartzman, Adrien Brody und Owen Wilson spielen drei Brüder, die sich auf dieser gemeinsamen Reise wieder zusammenraufen sollen. Zwischendurch gibt es mal einen gut eingeschobenen längeren Flashback von der Beerdigung des Vaters, aber eigentlich spielt sich ein Großteil des Films tatsächlich auf dem Zug, wobei die Affäre von Jack (Jason Schwartzman) mit einer Zugbegleiterin (Amara Karan verzaubert als Rita) sozusagen der Höhepunkt ist. Wie so oft ist Anderson mehr an der Bildkomposition, der Ausstattung und kostspieligen Details wie einem Kofferset interessiert als an der Figurenentwicklung, und die vermeintlich so unterschiedlichen Brüder konnten für mich wenig Eigenleben, was über die jeweiligen (durchaus begabten) Darsteller hinausging, entwickeln.

Das Interessanteste an dem Film war neben den amüsanten Drogen-Exzessen mit verschreibungspflichtigen Medikamenten ein Inszenierungsprinzip Andersons, das ich in Anlehnung an zwei Filme von Resnais mal "Kidding / No Kidding" nennen will. So wissen öfters weder die Protagonisten noch die Zuschauer, was komödiantisch und was ernst gemeint ist. Das gab es auch schon bei dem Todesfall in The Life Aquatic, aber hier wird es noch weiterentwickelt. Komödiant Owen Wilson hat bekanntlich vor etwa einem Jahr mal einen Selbstmordversuch hinter sich gebracht, hier läuft er nun mit einer lächerlichen Gesichtsbandage herum, die er dann aber irgendwann abnimmt, um beträchtliche Blessuren zu zeigen. Das Lachen bleibt einem im Halse stecken. Wann anders wollen die Brüder die Mutter (Anjelica Huston) besuchen, die als Nonne zurückgezogen lebt. Sie versucht sie, von ihrem Vorhaben abzubringen, weil unter anderem in der Nähe ein menschenfressender Tiger sein Unwesen treibt. Das wird natürlich als blöde Ausrede aufgefasst, doch man erfährt später "she's not kidding". Doch Anderson spielt das Spiel noch weiter, wenn man in der beeindruckendsten Szene des Films nicht nur Natalie Portman (aus dem Vorfilm) und Bill Murray (der zu Beginn des Films den Zug verpasste und dessen Text sich auf "That's my train!" beschränkt), sondern auch den berüchtigten Tiger, der aber - und hier zeigt, dass Anderson doch kaspert - aussieht wie ein Steiff-Teddy mit einem Puppenspieler darin. An solchen Stellen oder bei dem weit überzeugenderen Vorfilm (in dem Natalie Portman übrigens teilweise wenig Klamotten anhat) zeigt sich nach wie vor das immense Talent Andersons, die Art und Weise, wie er es jedoch einsetzt, ist mitunter enttäuschend. Von seinen letzten drei Filmen ist dieses (erstaunlich kurze) Double Feature aber immerhin das beste Werk.