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Mein Freund, der Wasserdrache
(R: Jay Russell)
Originaltitel: The WaterHorse, USA / UK 2007, Buch: Robert Nelson Jacobs, Lit. Vorlage: Dick King-Smith, Kamera: Oliver Stapleton, Schnitt: Mark Warner, Musik: James Newton Howard, mit Alex Etel (Angus), Emily Watson (Anne), Ben Chaplin (Lewis), David Morissey (Captain Hamilton), Brian Cox (Erzähler), Priyanka Xi (Kirstie), Marshall Napier (Sgt. Struck), 111 Min., Kinostart: 7. Februar 2008
Öfters gibt es das Problem, dass zwei Filme zum selben Thema (Vulkanausbruch, Komet bedroht Erde, vier animierte Tiere fernab ihres Zoos) zeitnah in die Kinos kommen, und meist setzt sich dann entweder der bessere oder der schneller fertiggestellte Streifen durch. Bei The WaterHorse gibt es den ganz besonderen Spezialfall, dass einige Tage vor dem Kinostart auf einem Privatsender ein Film lief, der ganz ähnlich klingt, wahrscheinlich aber grottenschlecht war (der Trailer törnte schon gewaltig ab), und der insbesondere beim doch eher jungen Zielpublikum von The WaterHorse den Eindruck erwecken könnte, dass nun im Kino ein Film läuft, der schon im Fernsehen lief, was, wie ich bei meiner Nichte und dem Fall Könige der Wellen / Happy Feet erleben konnte, schnell dazu führen kann, dass der Kinobesuch aus diesem blödsinnigen Grund nicht mehr interessant ist. Das hat The WaterHorse nicht verdient, wer diesen Film nicht sehen will, sollte dies nicht wegen eines anderen Filmes tun, sondern höchstens, weil eine Freundschaft zwischen einem kleinen Jungen und dem legendären Ungeheuer von Loch Ness (noch dazu im Jahre 1942, also mit ein wenig Weltkrieg im Huntergrund) ihn oder sie vielleicht nicht unbedingt als Prämisse eines Films überzeugt.
Regisseur Jay Russell (Ladder 49) ist kein Ausnahmetalent, hat aber Erfahrung mit emotionalen Stoffen und Spezialeffekten, und gemeinsam mit einer Besetzung, bei der talentierte Routiniers wie Emily Watson und Brian Cox keine Ausnahme sind, gelingt ihm eine Art Pete and the Dragon (dt.: Elliott, das Schmunzelmonster) unserer Zeit, nur etwas ernsthafter und ohne Zeichentrick und Songs. Die Geschichte um den tierischen (und tierisch schnell wachsenden) Spielkameraden, die alleinstehende Mutter und zwei neue Männer in ihrem Leben fährt zwar diverse Versatzstücke auf, entwickelt aber trotz gegen Ende überbordender Spezialeffekte eine dichte Atmosphäre, die weit über den Reiz der schottischen / neuseeländischen Landschaften (sowas wird immer gern für die erwachsenen Kinobegleiter geboten) hinausgeht. Teilweise wirkt das Ganze fast wie eine harmlosere und kindergeeignete Version von Pans Labyrinth, denn der Militärvertreter ist natürlich kein gern gesehener Stiefvater und wird auch hier wie der Bösewicht eingeführt, und der bisher eher unbekannte David Morissey (Basic Instinct 2, The Reaping) erinnert in einigen Momenten durchaus an den gloriosen Auftritt von Sergi Lopez. Hier jedoch erschöpft sich die Bosheit in ungeschickten Erziehungsversuchen (“We make a soldier out of you”), und es gibt noch einen zusätzlichen, wild wie Udo Kier dreinblickenden Bösewicht aus den Reihen der Soldaten, sowie mit einem ungelenken Köter einen direkten Kontrahenten für das “Crusoe” getaufte seltsame Haustier. Je nach Geneigtheit kann der Film auch Erwachsene unterhalten, wer aber schon bei Free Willy aus dem Kino gerannt ist, sollte vorsichtig sein.
Die schärfste Kritik an dem Film ist neben der extrem vorhersehbaren Rahmenhandlung und der seltsamen Andeutung eines möglichen Sequels (womöglich notwendig, um das junge Publikum von einigen traurigen Unumkömmlichkeiten abzulenken) das Versäumnis eines eigentlich obligatorischen Witzes, denn nach der Begegnung eines Anglers mit dem Ungeheuer von Loch Ness fehlt der filmhistorisch verbürgte Satz “We need a bigger boat”.