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© 2008 Sony Pictures Releasing GmbH
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Walk Hard:
Die Dewey Cox Story
(R: Jake Kasdan)
Originaltitel: Walk Hard: The Dewey Cox Story, USA 2007, Buch: Judd Apatow, Jake Kasdan, Kamera: Uta Briesewitz, Schnitt: Tara Timpone, Steve Welch, Musik: Michael Andrews, mit John C. Reilly (Dewey Cox), Jenna Fischer (Darlene Madison), Raymond J. Barry (Pa Cox), Margo Martindale (Ma Cox), Kristen Wiig (Edith), Chip Hormess (Nate), Conner Rayburn (Dewey, Age 8), Rance Howard (Preacher), Paul Bates (Nightclub Manager), Craig Robinson (Bobby Shad), John Michael Higgins (Record Producer), Harold Ramis (L’Chai’m), Phil Rosenthal (Mazeltov), Martin Starr (Schmendrick), David Krumholtz (Schwartzberg), Jonah Hill (Older Nate), John Ennis (The Big Bopper), Frankie Muniz (Buddy Holly), Jack White (Elvis), Angela Little Mackenzie (Beth Anne), Gerry Bednob (The Maharishi), Jack Black (Paul McCartney) Paul Rudd (John Lennon), Justin Long (George Harrison), Jason Schwartzman (Ringo Starr), Simon Helberg (Dreidel L’Chai’m), Jacques Slade (Lil' Nutzzak), Skyler Gisondo (Dewdrop), Kshitij Pendurkar (Dewey Rahim), Haleigh Ward (Deweys daughter), Eddie Vedder (Himself), Otis Williams, Ron Tyson, Terry Weeks, Joe Herndon, Bruce Williamson (The Temptations), Jackson Browne (Himself), Jewel (Herself), Lyle Lovett (Himself), Ghostface Killah (Himself), 96 Min., Kinostart: 13. März 2008
Der Vergleich mag ein wenig hinken, aber John C. Reilly hat eine ähnlich anstrengende Karriere hinter sich wie Philip Seymour Hoffman. Beide lernte man unter anderem in Nebenrollen bei Paul Thomas Anderson kennen, bis zur ersten Hauptrolle dauerte es bei Reilly aber etwas länger, die Welt musste erst sein komödiantisches Talent in dem hierzulande leider recht unbekannten Talladega Nights: The Legend of Ricky Bobby (dt.: König der Rennfahrer) erkennen, ehe er für Walk Hard auf Anhieb für den Golden Globe nominiert wurde (die Oscar-Schnösel halten bekanntlich nicht viel von Komödien). Dass man für die Hauptrolle in dieser Biopic-Parodie einen nicht unbedingt spektakulär gutaussehenden Darsteller verpflichtete, gehört schon zum Programm, denn wenn John C. Reilly auf dem Filmplakat mit ein bißchen Retusche zum Spitting Image von Val Kilmer in Oliver Stones The Doors hochgezüchtet wird, oder er in einer offensichtlichen Body-Double-Szene seine beachtliches Sixpack zeigen darf, wird natürlich recht unsanft persifliert, was bei bereits (vermeintlich) sensationell aussehenden Darstellern wie Brad Pitt, George Clooney, oder Julia Roberts recht häufig praktiziert wird: Für Hollywood (oder die Musikbranche) muss alles noch perfekter als perfekt aussehen. Und dadurch wirkt John C. Reilly in seiner Rolle gleich viel sympathischer. Vergleichbar etwa mit dem auch gerne seinen Schmerbauch vorführenden Will Ferrell, der oft als Supermacho verkauft wird.
Viele der parodistischen Einlagen in Walk Hard erschließen sich erst durch das Wissen des Zuschauers. Wenn John C. Reilly den Dewey Cox schon als 14jährigen spielt, erinnert dies meines Erachtens beispielsweise an Robert Redfords peinlichen Auftritt in The Natural (dt.: Der Unbeugsame), und wenn der Hauptwitz der Szene mit den Beatles darin liegt, dass diese immer wieder ihre Namen und Hintergrundinformationen über ihre Band wiederholen, so zielt das natürlich auf die Tendenz in Biopics ab, selbst noch dem uninformiertesten Zuschauer klarzumachen, welche wichtigen Persönlichkeiten die Hauptfigur im Laufe ihres Lebens so trifft (So nach dem Motto “War das nicht eben Andy Warhol / Christopher Marlowe / Douglas Fairbanks, der berühmte Maler / Theaterautor / Schauspieler?”).
Das offensichtliche Hauptopfer dieser Parodie ist natürlich Walk the Line, worauf neben häufig vorkommenden Biopic-Ingredenzien wie Drogenmissbrauch, Ehebruch und erstaunlichem musikalischen Talent schon zu Kindeszeiten etwa der Titel und ein Großteil der Handlung, das im Trailer überbetonte Duett mit einer Reese Witherspoon nicht unähnlichen Figur oder das Drama in der Kindheit (Deweys Bruder: “Let's go play machete fight. Ain't no terrible tragedy's gonna happen today!”) verweisen. Die meisten Gags funktionieren aber auch ohne Kenntnis der persiflierten Johnny-Cash-Biographie, und zu den Höhepunkten des Films zählen die Gastauftritte entweder nachgespielter oder tatsächlicher Musiker (Jack White als Elvis verbindet diese zwei Möglichkeiten, ansonsten verweise ich auf die Stabangaben). Ein weiterer Quell wiederkehrender Heiterkeit ist der nicht besonders subtile Name der Hauptfigur (“Guys, I need Cox!”), der sich wie als Gegenstück zur recht drastischen Geburtsszene in Knocked Up, dem letzten Film des mitverantwortlichen (Produzent, Co-Autor) auch in einigen Nahaufnahmen männlicher Geschlechtsorgane, ganz harmlos in die Szenerie eingebunden, spiegelt.
Während einige der sexuellen Anspielungen meistens weniger subtil sind (wer das Eisschlecken im Trailer gesehen hat, weiß Bescheid), überzeugt der Film gerade dadurch, dass der Humor sich halt auf ganz unterschiedlichen Levels abspielt, ähnlich wie bei den Simpsons. Wenn Deweys frühe Musikversuche vom Pfarrer als “Teufelszeug” verschrien werden, ist das schon komisch, wenn man sich dadurch an die Geschichte des Rock’n’Roll oder den 80er-Flashdance-Nachfolgefilm Footloose erinnert fühlt, wird es noch witziger. Und so mag mancher es besonders mögen, wenn ein Gag ganz demonstrativ und unmissverständlich ausformuliert wird (“I’m aching for a man’s touch, and by that I mean a penis in my vagina”), während jemand anderes eher den etwas verhaltenen Humor bevorzugt (die Beispiele hierfür wirken im Film besser, als wenn man sie umständlich erklärt). Auf jeden Fall sollte Walk Hard jedem Zuschauer mehrfach die Freudentränen in die Augen treiben, und nur wer mit Sex, Drugs, Rock’n’Roll und ähnlichem “Teufelszeug” generell nichts zu tun haben will, und lieber ernsthafte Filme über ernsthafte Themen bevorzugt, dem empfehle ich stattdessen ein Privatfernsehen-Biopic über Roy Black.
Übrigens: meines Erachtens gehört es zu den “Knackpunkten” des Erwachsenwerdens, wenn man erstmals erkennt, dass etwa 55% aller (insbesondere deutschsprachigen) Schlager (nicht nur die von Roy Black) eigentlich von nichts anderem als Sex handeln, nur halt unterschiedlich subtil versteckt.
[after Dewey accidentally barges in a room filled with smoke and groupies]
Sam [coughs]: “Get outta here, Dewey!”
Dewey Cox: “What are y'all doin' in here?”
Sam: “We're smoking reefer and you don't want no part of this shit.”
Dewey Cox: “You're smoking *reefers*?”
Sam: “Yeah, 'course we are; can't you smell it?”
Dewey Cox: “No, Sam. I can't.”
Girl Groupie: “Come on, Dewey! Join the party!” [takes a hit off a joint]
Sam: “No, Dewey, you don't want this. Get outta here!”
Dewey Cox: “You know what, I don't want no hangover. I can't get no hangover.”
Sam: “It doesn't give you a hangover!”
Dewey Cox: “Wha-I get addicted to it or something?”
Sam: “It's not habit-forming!”
Dewey Cox: “Oh, okay... well, I don't know... I don't want to overdose on it.”
Sam: “You can't OD on it!”
Dewey Cox: “It's not gonna make me wanna have sex, is it?”
Sam: “It makes sex even better!”
Dewey Cox: “Sounds kind of expensive.”
Sam: “It's the cheapest drug there is.”
Dewey Cox: “Hmm.”
Sam: “You don't want it!”
Dewey Cox: “I think I kinda want it.”
Sam: “Okay, but just this once. Come on in.”
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