Charlie Bartlett
(R: Jon Poll)
USA 2007, Buch: Gustin Nash, Kamera: Paul Sarossy, Schnitt: Alan Baumgarten, Musik: Christophe Beck, mit Anton Yelchin (Charlie Bartlett), Robert Downey jr. (Schulleiter Gardner), Hope Davis (Marilyn Bartlett), Kat dennings (Susan Gardner), Tyler Hilton (Murphy Bivens), Mark Rendall (Kip Crombwell), Dylan Taylor (Len Arbuckle), Megan Park (Whitney Drummond), Stephen Young (Dr. Stan Weathers), 97 Min., Kinostart: 26. Juni 2008
Wenn das einzige Bild, das beispielsweise ein Koreaner vom Schulalltag in Neukölln hat, aus Detlev Bucks Film Knallhart stammt, so könnte dies sogar noch für den nicht eben für positive Presse bekannten Stadteil Berlins unvorteilhaft sein. Wenn man als Deutscher (oder auch als Koreaner) seine Informationen über die Vereinigten Staaten von Amerika nur auf Filme aus diesem Land stützt, könnte das Resultat ähnlich realitätsfern ausfallen. Unter diesen Umständen kommt man wahrscheinlich zum Schluss, dass der amerikanische Schulalltag ohne Medikamente nicht mehr ertragbar ist (und junge Frauen nichts spannender als einen Blow-Job finden). Nun gibt es satirische Romane wie Bret Easton Ellis’ Lunar Park, die einem einreden wollen, dass in den Staaten schon 6jährige beachtliche Rationen von Psychopharmaka zum “Funktionieren” benötigen, doch das Bild, dass in den letzten Jahren in amerikanischen Highschool-Filmen zum Thema Medication vorherrscht (beispielsweise The Chumscrubber oder Brick), mag auch satirisch verzerrt sein - es gibt einem aber dennoch zu denken.
Bilder © Senator Film
Bei Charlie Bartlett, einem seltsamen Titelhelden, dessen Name schon im Vorspann mit einem in den Staaten bekannten Apotheken-Signet verwoben wird, kann man in der Pause auf dem Jungs-Klo neben allen möglichen Medikamenten auch psychologische Unterstützung erhalten, der Neue an der Schule (der die Vorgängerschule verlassen musste, weil er gefälschte Führerscheine vertrieb) versucht dadurch, zu Geltung zu kommen. Und das scheint auch zu funktionieren, denn der Bully ist nun sein Geschäftsfreund und bei der attraktiven Rektorentochter hat er auch gute Karten.
Die Prämisse des Films ist interessant, insbesondere die Besetzung (neben Robert Downey jr. als alkoholkrankem Rektor und Hope Davis als Charlies Mutter brillieren auch die Jungdarsteller) verstärkt das Filmerlebnis noch, doch wie so oft wird es dann gegen Ende etwas zu gutmeinend und didaktisch - also doch wieder eher Schule aus Erwachsenenperspektive statt anarchischer Witz.
Aus dem regelmäßigen Output an Independent-Produktionen für ein junges Publikum kann Charlie Bartlett nicht herausstechen (zu sehr verfährt man nach der seit Ende der 60er entwickelten Formel), wer aber eine Affinität für das Thema hat, wird hier auch nicht verärgert. Und allein für die Darsteller-Leistungen lohnt sich schon der Kinoeintritt.