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Bilder © 2008 Twentieth Century Fox
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Australia
(R: Baz Luhrmann)
Australien / USA 2008, Buch: Baz Luhrmann, Stuart Beattie, Ronald Harwood, Richard Flanagan, Kamera: Mandy Walker, Schnitt: Dody Dorn, Michael McCusker, Musik: David Hirschfelder, Production Design & Kostüme: Catherine Martin, Supervising Art Director: Ian Gracie, mit Nicole Kidman (Lady Sarah Ashley), Hugh Jackman (Drover), Brandon Walters (Nullah), David Wenham (Neil Fletcher), David Gulpili (King George), Jack Thompson (Kipling Flynn), Bryan Brown (King Carney), Essie Davis (Cath Carney), David Ngoombujarra (Magarri), Ben Mendelsohn (Captain Dutton), Barry Otto (Administrator Allsop), Kerry Walker (Myrtle Allsop), Sandy Gore (Gloria Carney), Ursula Yovich (Daisy), Lillian Crombie (Bandy Legs), Yuen Wah (Sing Song), Angus Pilakui (Goolaj), Jacek Koman (Ivan), Tony Barry (Sergeant Callahan), Ray Barrett (Bull), Max Cullen (Old Drunk), Crusoe Kurddal (Aboriginal Tracker), Anton Monsted (Maitland Ashley), Jedda (Drover's Dog), 165 Min., Kinostart: 25. Dezember 2008
Ein Filmtitel, der identisch ist mit dem Herkunftsland des Regisseurs, das klingt zunächst mal vermessen. Man stelle sich vor: Wim Wenders dreht einen Film namens "Deutschland" oder Oliver Stone einen namens "USA" ... eine gewisse Vorsicht scheint da nicht unangebracht. Diese Vorsicht ist bei Baz Luhrmann natürlich generell mit dabei, denn so schwelgerisch und visuell überbordend Filme wie Moulin Rouge! und William Shakespeare's Romeo + Julia auch waren - so oberflächlich wirkte auch vieles daran. Diese Trends kann man durchaus auch bei Australia wiedererkennen. So geht es natürlich mit einem luhrmannesken (ich liebe dieses Wort, klingt ein wenig wie "luminiscent") Filmtitel los: Gleichzeitig auf altmodisch getrimmt und aus dem Rechner stammend, der Regisseur macht von Anfang an klar, dass er nicht kleckern, sondern klotzen will. Und so reihen sich die Versatzstücke aneinander: Die feine Lady und das Rauhbein, eine Farm, die wie das gallische Dorf inmitten der römischen Eroberer wirkt, und süße Känguruhs, die wie in einem Tourismus-Clip neben dem Auto mithüpfen. Vieles an diesem Film wirkt kitschig, übertrieben, manchmal schlichtweg blöd - doch jeder, der Baz Luhrmanns Filme kennt, weiß, dass dieser vor keiner Peinlichkeit zurückschreckende Genremix, bei dem sich lächerlich offensichtliche Studioaufnahmen und hochtragische Ereignisse nicht ausschließen müssen, für den Regisseur einfach dazugehört, dieses schon bei Shakespeare vorherrschende Prinzip sorgte auch dafür, dass Luhrmanns Version von R+J trotz aller Verfremdung so werkgetreu wirkte.
Bei Moulin Rouge! kann man darüber streiten, inwiefern Luhrmann dem Original nahekam (oder dies überhaupt beabsichtigte), aber bei Australia, einer auf einem Originaldrehbuch basierenden Extravaganza, benötigt man als Zuschauer erst einmal ein wenig Zeit (vielleicht eine halbe Stunde), um zu erkennen, was Luhrmann hier versucht. Der größtenteils 1939 spielende Film kehrt einige seiner Vorbilder überdeutlich heraus: Die Sonnenuntergänge wie in Gone with the Wind, die Western-Prämisse wie in Stagecoach, das Märchenhafte wie in The Wizard of Oz. Und diese drei Filme stammen - sicher nicht zufällig - allesamt aus dem Jahr 1939, und Luhrmann gelingt es wie keinem Regisseur, der mir hier auf die Schnelle einfallen würde, uns in diese Zeit zurückzuentführen. In eine Zeit der großen Gefühle, der tragischen Missgeschicke und der ehrenwerten Heldentode. Wenn in der zweiten Hälfte die australische Version von Pearl Harbor nachgespielt wird, dann driftet das Epos nicht in das Gefilde eines Michael Bay ab, sondern man bleibt zumindest im Fahrwasser großer Hollywoodschinken wie Titanic. Nebenbei gibt es im Film zwar auch viel zu kritisieren, und einiges, über das man sich ärgern könnte, doch das großäugige Staunen, die Harmlosigkeit gepaart mit unendlicher Tragik, wie sie die Filme an der Schwelle zum Zweiten Weltkrieg ausmachten, die dürfte so manchen Kinobesucher, der auch mal freiwillig einen Schwarzweiß-Film schaut statt immer nur des neuesten High-Tech-Sequels, durchaus in seinen Bann ziehen.
Wenn man The Proposition, den letzten großen australischen Film, mit einem Spätwestern wie Heaven's Gate vergleichen kann, so ist Australia ein Aussie-Western (übrigens auch mit 1A-Western-Muik) im Gefolge von (bereits erwähnt) John Fords Stagecoach oder King Vidors knallig bunten, vor Leidenschaft nur so triefenden Duel in the Sun.
Und als Versuch, den weihnachtlichen Lord of the Rings-Reibach für dieses Jahr abzuräumen, ist dieser Film so willkommen wie kein vergleichbarer zuvor - auch, wenn die Besucherzahlen in den Vereinigten Staaten (in Kombination mit dem nicht annähernd eingehaltenen Budget) auch einen Vergleich zu Heaven's Gate (aus ökonomischen Gründen) nicht abwegig erscheinen lassen. Dieser Film hat es nicht verdient, zu floppen. Also: wer an den Feiertagen mit gansgenährtem Bäuchlein statt Stars in der Manege und Der kleine Lord in der Glotze einen Film sehen will, der irgendwie großartig zum Fest passt (auch ohne Schnee, Tannen und einem Mann in einem roten Kostüm), der sollte ins Kino gehen ...
Das schönste Zitat des Films stammt übrigens von Drover (Hugh Jackman):
"I run the show. Everybody's doing exactly what she's told!"