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Bilder © 2009 Sony Pictures Releasing GmbH
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Terminator
Die Erlösung
(R: McG)
Originaltitel: Terminator Salvation, USA / Deutschland / UK 2009, Buch: John D. Brancato, Michael Ferris, Kamera: Shane Hurlbut, Schnitt: Conrad Buff, Musik: Danny Elfman, Production Design: Martin Laing, Art Direction: Patricio M. Farrell, Gregory S. Hooper, Desma Murphy, Troy Sizemore, Set Decoration: Victor J. Zolfo, mit Christian Bale (John Connor), Sam Worthington (Marcus Wright), Anton Yelchin (Kyle Reese), Moon Bloodgood (Blair Williams), Bryce Dallas Howard (Kate Connor), Common (Barnes), Jadagrace Berry (Star), Jane Alexander (Virginia), Michael Ironside (General Ashdown), Helena Bonham Carter (Dr. Serena Kogan), 115 Min., Kinostart: 4. Juni 2009
Im Jahr 2003 lief der dritte Terminator-Film an, und im Jahr darauf, also dem (fiktiven) Jahr 2004, kann man den lange verzögerten Judgment Day der Serie zeitlich ansiedeln. Terminator Salvation spielt im Jahr 2018, und die diesmal von der 28jährigen Bryce Dallas Howard gespielten Kate Connor, die in Teil 3 noch Kate Brewster hieß und von der damals 24jährigen Claire Danes gespielt wurde, hat es in den 14 Jahren des Kriegs gegen die Maschinen nicht nur geschafft, fast jünger auszusehen und schwanger zu werden, die seinerzeit tierärztliche Assistentin ist nun auch eine versierte Herzchirurgin. Wie die Darstellerin selbst im Pressematerial erklärt: “In den Jahren seit dem Tag der Abrechnung ist Kate Ärztin geworden und hat, so gut sie es unter diesen Umständen konnte, ihre Fähigkeiten trainiert. Sie hat Bücher gefunden und mit so vielen Überlebenden wie möglich gesprochen, um sich so verschiedene Techniken anzueignen, mit denen sie Leben retten kann.” Im Film selbst wird dies leider nicht annähernd so detailliert erklärt, aber die Sache mit der “Schwachstelle: Herzchirurgin” ist ja auch nicht das einzige Problem des Films.
Von Regisseur McG kennt man ansonsten neben Fernseharbeiten vor allem die zwei Charlie’s Angels-Filme (Es gab zwischendurch noch mal ein Kino-Drama mit dem seltsamen Titel We are Marshall, aber das hat so gut wie niemand gesehen). Und von den zwei Charlie-Filmen bleib meines Erachtens ja sehr wenig in Erinnerung. Vor allem der hirnrissige Money Shots (LKW stürzt Brücke herunter, weshalb man auf den auf der Ladefläche befindlichen Hubschrauber ausweicht, wahlweise zu dritt im Teaser oder zu viert im Film) und Cameron Diaz’ Hintern in einem knappsitzenden Union-Jack-Schlüpfer. Somit waren meine Erwartungen an den neuen Film extrem zurückgeschraubt, und auch, wenn die Drehbuchautoren von Terminator 3, Catwoman und The Net sicher auch ihr Scherflein (und das meine ich nicht unbedingt im positiven Sinne) zum Film beigetragen haben, dürfte den Regisseur hier die Hauptschuld treffen. Peter Bogdanovich hatte sich für What’s up, Doc? mal bei der Kritik den Titel eines “flinken Leichenfledderers” verdient, doch verglichen mit diesem Monster von Frankensteinschen Ausmaß ist What’s up, Doc? innovativ, kreativ und originell gewesen, und es gibt wahrscheinlich sogar Leute, denen nie aufgefallen ist, dass Bogdanovich ähnlich dreist bei Howard Hawks’ Bringing up Baby gestohlen hat, wie sich etwas später auch John Carpenter für Assault on Precinct 13 bei Rio Bravo bediente.
McG hingegen hat nicht etwa das Story-Konstrukt eines Filmklassikers modernisiert, sondern sich für den vierten Teil eines bisher immer (vielleicht mit Ausnahme der Fernsehserie) funktionierenden Franchise einfach die Action- und Story-Elemente diverser Filme vor allem der letzten 25 Jahre (also seit dem Original-Terminator) “entlehnt”, um aus einer Serie, die immer plain und straight ihre trotz Zeitreisen überschaubare Geschichte erzählte, ein seltsames Potpourri halbgarer Ideen zu machen, bei dem das Herz (mal ganz abgesehen vom Humor) schlichtweg vergessen wurde. Hier ein Überblick über die entlehnten Ideen, die sich nur sehr widerwillig zusammenfügen.
The Matrix: Schon der Vorspann erinnert stark an die ebenfalls zunehmend schwächere Trilogie der Wachowski-Brüder. Hätte nur einen Touch grünstichiger sein müssen. Im Verlauf des Films wirkt die gesamte “Resistance” wie bei The Matrix und auch einige der Terminatoren (insbesondere diese schlangenähnlichen Geräte) wirken wie aus dem anderen Film. Auch die ganze Idee, die Menschheit nicht mehr nur auszurotten, sondern anderweitig zu “nutzen”, scheint übernommen.
War of the Worlds: Die am wenigsten überzeugende Idee und der blödsinnigste Spezialeffekt auf Beinen ist der sogenannte Harvester, ein riesiger Terminator-Roboter, der einerseits gerne abknallt und pulverisiert, andererseits aber auch Menschen mit seinen Metallklauen aufsammelt oder aus der Luft fängt (ohne erkennbare Blessuren, muss wohl Weichmetall sein), und sie dann in einen Käfig im eigenen Bauch zwischenlagert, wo sie u. a. auch gegen größere Explosionen gefeit scheinen. Wo es bei Spielbergs War of the Worlds immerhin noch ein wenig Sinn machte, die Menschen zu “Erntezwecken” (offenbar ist sogar der Name vom Vorbild übernommen) von Tripods zusammenzusammeln, wirkt es hier irgendwie widersinnig, dass die Maschinen einerseits die Menschen ausradieren wollen, sie aber andererseits mit verhältnismäßiger Sorgfalt aufklauben. Es wirkt ein wenig wie eine Ausrede, warum überhaupt noch so viele Menschen am Leben sind in dieser unfreundlichen postapokalyptischen Welt.
Aliens: Immerhin klaut man auch bei Terminator-Erfinder James Cameron selbst. Die Figur des neunjährigen Mädchens namens Star nimmt hier die Funktion von Newt ein. Wie Star überhaupt so alt wurde, wird nicht erklärt, es ist aber anzunehmen, dass die Figur vor allem deshalb eingeführt wurde, um im nächsten Teil der Terminator-Reihe von irgendeiner gutaussehenden Darstellerin ausgetauscht zu werden. Ferner gibt es eine Szene mit einem Fahrstuhl, bei der ich darauf hätte wetten können, dass die Alien-Königin herauskommen würde.
Star Wars: Dass eine frühe Szene sehr an den Angriff auf den Todesstern erinnert (Kadrierung der Jets, Einstellungen aus dem Cockpit), ist nicht unbedingt negativ, aber dass später die Szene “Kampf in der Roboterfabrik” nachgestellt wird (vergleiche auch Minority Report), ist schon befremdend.
Apropos Minority Report: An einige Filme mit Tom Cruise wird man auch erinnert. Neben der heutzutage fast zum Standard gewordenen Plexiglas-Scheibe als Computerbildschirm (aus dem bereits erwähnten Spielberg-SF-Film) bediente man sich auch am in der Mission Impossible-Reihe perfektionierten Abseilen.
Hinzu kommt ein bisschen Platoon-Atmosphäre im Dschungel, erneut eine Szene auf einer Brücke, die nur geringfügig überzeugender wirkt als das Pendant bei Charlie's Angels: Full Throttle, und für den amüsiersüchtigen Zuschauer mag der Dauerbeschuss mit Action-Szenen auch recht kurzweilig wirken. Doch der allgemein zu beobachtende Niedergang des Action-Kinos (siehe Snikt IV oder Star Trek Ölf) hinterlässt auch hier seine Spuren. War der Original-Terminator vor allem ein sehr strigent umgesetzter Low Budget-Actioner mit viel Erfindungsgabe, setzte Cameron dann im zweiten Teil ganz seine Vision um. Trotz State-of-the-Art-CGI-Einsatz war dies noch ein Old-School-Film mit vielen Stunts, ein Trend, der auch im dritten, etwas schwächeren Teil beibehalten wurde. Doch wie in den Sarah Connor Chronicles im Fernsehen nehmen die CGI-Effekte immer mehr überhand, der Bezug zu realen Figuren geht zunehmend verloren. Wo Cameron in T2 die “Erziehung” des Killerroboters thematisierte und man in T3 immerhin versuchte, nebenbei eine (seltsame und nicht wirklich funktionierende) Liebesgeschichte zu erzählen, verliert sich der “Beginn einer neuen Trilogie” als bloßes Action-Spektakel, bei dem aber die Figuren in klassische “Redshirts”, Militärs und Schurken sowie einigen wenigen “Dem kann nichts passieren”-Hauptrollen aufgeteilt werden. Die Gerüchte über die Umstrukturierung des Drehbuchs (John Connor sollte ursprünglich kaum eine Rolle spielen, und tut es strenggenommen trotz viel screen time immer noch nicht) helfen zwar beim Verstehen dieses Fiaskos (die Einspielergebnisse in den USA waren auch eher peinlich: selbst T3 spielte in den ersten zwei Wochen mehr ein), aber die ursprüngliche Version wäre wahrscheinlich nur “härter” geworden (insbesondere für Fans), nicht unbedingt besser. Und so hangelt man sich von einem kernigen Oneliner zum nächsten (“So that's what death tastes like.” - “Relax! I just want some body heat!” - “This is John Connor - If you hear this, you are the resistance”), aber weder ist das Thema der Verrohung der Menschen und der Vermenschlichung der Maschinen besonders interessant oder überzeugend herübergebracht, noch findet man auch nur im Ansatz den (manchmal etwas zynischen) Humor, den man in T2 und T3 so zu schätzen wusste (“He'll survive!” ). Stattdessen werden die Standard-Sprüche wie “Come with me if you want to live” oder “I'll be back” völlig humorfrei (bitte mit T3 vergleichen) und lieblos heruntergebetet, und der geneigte Zuschauer kann sich anhand der komplizierten Zeitlinie auch die gleichzeitig früher wie später spielenden Teile (de)konstruieren.