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Bildmaterial © 2009 Sony Pictures Releasing GmbH
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Die Entführung der
U-Bahn Pelham 123
(R: Tony Scott)
Originaltitel: The Taking of Pelham 123, USA / UK 2009, Buch: Brian Helgeland, Lit. Vorlage: John Godey, Kamera: Tobias Schliessler, Schnitt: Chris Lebenzon, Musik: Harry Gregson-Williams, Production Design: Chris Seagers, Art Direction: David Swayze, mit Denzel Washington (Walter Garber), John Travolta (Ryder), John Turturro (Camonetti), Luis Guzman (Phil Ramos), James Gandolfini (Mayor), Victor Gojcaj (Bashkim), Michael Rispoli (John Johnson), Ramon Rodriguez (Delgado), Saidah Arrika Ekulona (Dispatcher One), John Benjamin Hickey (Deputy Mayor LaSalle), Alex Kaluzhsky (George), Gbenga Akinnagbe (Wallace), Katherine Sigismund (Mom), Jake Siciliano (8-Year-Old Boy), Gary Basaraba (Jerry Pollard, Motorman), Sean Meehan (Undercover Cop), Tonye Patano (Regina, Conductor), Aunjanue Ellis (Therese Garber), Anthony Annarumma (Q Train Motorman), Jason Butler Harner (Mr. Thomas), 121 Min., Kinostart: 24. September 2009
The Taking of Pelham 123 war in den Siebzigern (des letzten Jahrhundert) ein spannungsgeladener Film mit Walther Matthau, Martin Balsam und Robert Shaw. So ist zumindest meine Erinnerung daran. Roland Huschke nennt es im aktuellen Tip ein „schlecht gealtertes Siebziger-B-Movie“. Aber Huschke wird auch nicht müde, im Zusammenhang mit der Neuverfilmung von Tony Scott von „bildsprachlichen Experimenten“, den „visuellen Möglichkeiten des Mediums“ und dem „Avantgardistischen“ zu reden, und somit sollte man vielleicht nicht soviel auf das Gerede von Herrn Huschke geben (zu seiner Verteidigung hat er einige kritische Momente in seinem Text), und sich wieder an die Siebziger erinnern. The Taking of Pelham 123 (1974) war zusammen mit Filmen wie Juggernaut (18 Stunden bis zur Ewigkeit, 1974), Black Sunday (1976) oder Rollercoaster (Achterbahn, 1976) eine Art mutierte Version der ziemlich erfolgreichen Katastrophenfilme von 1972 - 74 (The Poseidon Adventure, Earthquake, Towering Inferno etc.). Man übernahm das Spektakel und den Nervenkitzel, schraubte die Kosten für das Starensemble runter, und anstelle einer unaufhaltsamen Katastrophe, einer Naturkraft, setzte man einen echten Widersacher, einen Terroristen (nach München ‘72 topaktuell), der ausgetrickst werden muss, ohne das zuviele Menschnenopfer gefordert werden. Im weiteren Sinne könnte man sogar Jaws (Der weiße Hai) zu diesen Filmen zuzählen (als Mutation der Tierkatastrophenfilme). In den Neunzigern gab es nochmal eine Reihe von CGI-aufgemotzten Katastrophenfilmen um Vulkanausbrüche, Kometeneinschläge, „Twister“ und was nicht alles, selbst sowas wie die Final Destination-Reihe ist eigentlich ein Nachbeben des Katastrophen-Spektakels, das heutzutage aber (man denke an Die Hard oder Speed) einfach nur eine Unterart der Action-Thriller ist, denn was in den Siebzigern Thema eines ganzen Films war, ist heutzutage oft nur ein Augenschmaus innerhalb einer kleinen Einstellung, man muss nicht erst Independence Day oder Mars Attacks als Beispiel organisieren, um jedermann klarzumachen, dass ein zusammenstürzendes Hochhaus oder eine entgleisender Zug im heutigen Kino oft nur eine von vielen Nebenhandlungen ist.
Aber zurück zum Film. Tony Scotts Version von Pelham 123 hat den Vorteil, dass sowohl Drehbuchautor Brian Helgeland als auch Hauptdarsteller Denzel Washington einiges an Energie und Intelligenz einbringen. Das Psychospielchen mit John Travolta funktioniert trotz John Travolta ziemlich gut. Weitere Qualitätsschauspieler wie John Tutturro, James Gandolfini oder Luis Guzman unterstütze den Film ebenfalls, doch Tony Scott braucht einfach die visuelle Extravaganz und motzt den Film immer wieder auf, statt sich auf die Geschichte zu konzentrieren. Der Vorspann wirkt wie die Bewerbung bei einer Agentur für Commercials, dann folgt Google-Earth-Schnickschnack ohne wirklichen Nutzen für den Film (ähnlich wie in Joel Schumachers Phone Booth), und wenn man ihm zwischendurch fast mal verziehen hat, kommt beispielsweise die komplett blödsinnige Passage mit den rasanten Geldboten, die einfach für einen kleinen Abstecher ins Die Hard 4.0-Metier missbraucht wird. peinlich ist bei dem ganzen Multimedia-Spektakel mit hochmoderner Technologie, dass gerade die Szenen mit Technologie-Einsatz wie die Online-Überwachungskamera oder der Video-Chat eines der Geiseln in der U-Bahn, sowohl logistisch als auch logisch nicht funktionieren. Stattdessen gibt es dann die für Scott typischen patriotisch-zynischen Momente wie hier das „Opfer“ eines Soldaten für ein bedrohtes Kind. Hätte man ebenso drauf verzichten können wie auf die ziemlich rudimentär wirkende Figur der Ehefrau von Denzel W.
Immerhin positiv, dass eine wichtige Frage bezüglich der Figur des Helden nicht 100%ig beantwortet wird. Das macht den Unterschied zwischen Tony Scott und beispielsweise Michael Bay aus: Scott kriegt mitunter sowas wie Spannung hin, und hin und wieder überrascht er einen auch positiv. Ich würde trotzdem lieber noch mal Walther Matthau sehen, und würde für eine Kinovorstellung im Original auch gerne den Eintritt berappen.