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Bildmaterial © Universal Pictures International Germany GmbH
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Die fast vergessene Welt
(R: Brad Silberling)
Originaltitel: Land of the Lost, USA 2009, Buch: Chris Henchy, Dennis McNicholas, Kamera: Dion Beebe, Schnitt: Peter Teschner, Musik: Michael Giacchino, Produktion Design: Bo Welch, Creature Design: Crash McCreery, mit Will Ferrell (Dr. Rick Marshall), Anna Friel (Holly Cantrell), Danny McBride (Will Stanton), Jorma Taccone (Chaka), Matt Lauer (Himself), John Boylan (Enik), Ben Best (Ernie), Brian Huskey (Teacher), Leonard Nimoy (Stimme The Zarn), Bobb'e J. Thompson (Tar Pits Kid #1), Dennis McNicholas (Ice Cream Man), Chris Henchy (Stage Manager), 95 Min., Kinostart: 1. Oktober 2009
Von 1974 bis 76 liefen in den USA drei Staffeln der für Kinder konzipierten Fernsehserie Land of the Lost, bei der sich einige SF-Autoren und von Star Trek bekannte Namen wie Ben Bova, D.C. Fontana, David Gerrold, Walter Koenig, Larry Niven, Norman Spinrad oder Theodore Sturgeon ein Taschengeld verdienten, und das Jungvolk vorm Fernseher klebte, um die neuesten Abenteuer der Kids Will und Holly zu erleben. Längst nicht in jeder Folge tauchte auch der "Park Ranger" Rick Marshall auf, aus dem man im aktuellen Kino-Aufguss einen von Will Ferrell gespielten "Quantum-Paläontologen" machte, während aus den Kindern nun ebenfalls Erwachsene wurden (nicht die gealterten Figuren von damals, sondern einfach neue Figuren mit den selben Vornamen).
Wer mit Land of the Lost, so wie es jetzt im Kino läuft, nichts anfangen kann, dem kann man nur ein abgewandeltes Zitat aus Jeffrey Eugenides' The Virgin Suicides entgegenwerfen: "Obviously, you've never been a thirteen year old boy." Denn Land of the Lost bietet alles, auf was Jungs am Anfang der Pubertät stehen: Zeitreisen, expedierende Wissenschaftler, Dinosaurier, Außerirdische, Fäkalhumor und Steinzeit-Taktiken, wie man einer Frau an die Möpse greifen darf.
Etwas reifere Zuschauer können sich unter anderem an den Sets von Bo Welch (Edward Scissorhands, Men in Black, Regie bei The Cat in the Hat) erfreuen, der hier beispielsweise ein 50er-Jahre-Motel nebst Swimming Pool in die Wüste verfrachtet, eine Cessna auf einem Wikingerschiff abstellt oder an die Phantom-Zone aus Superman II erinnert. Denn was man anhand des deutschen Verleihtitels nicht einmal erahnen kann: Das Land of the Lost ist keine Adaption von Arthur Conan Doyle, sondern eine Art intergalaktisches Fundbüro, in dem sich ähnlich wie in der Twilight Zone all das anfindet, was man seinerzeit gerade für das wöchentliche Abenteuer gebrauchen konnte: die seltsam langsamen Sleestak, bei denen man in der Kinoversion auf die Reißverschlüsse an den Gummianzügen verzichtet hat, ein aus heiterem Himmel fallender Eiswagen, ein mittelalterliches Katapult, eine riesige Krabbe und vieles anderes.
Zur präpubertären Abenteuerlichkeit gesellt sich nun aber noch die gediegene Infantilität von Will Ferrell und Danny McBride (bekannt aus Tropic Thunder, Pineapple Express etc.), die sich perfekt ergänzen und mit dem Höhlenjungen Chaka (Jorma Taccone hat ebenfalls Erfahrung aus Saturday Night Live) eine etwas andere Jungsfreundschaft aufbauen, wie man sie aus diversen Filmen von Judd Apatow oder mit Will Ferrell kennt. Land of the Lost ist zwar extrem trashig, aber selbst der langsamste T-Rex der Filmgeschichte macht hier noch Spaß, und selbst wenn es mal in den Fäkalbereich abgleitet, verhält sich der Film zu beispielsweise Year One so wie Audrey Hepburn zu Sonya Kraus.