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1. Oktober 2009
Thomas Vorwerk
für satt.org


  Es kommt der Tag (R: Susanne Schneider)
Es kommt der Tag (R: Susanne Schneider)
Es kommt der Tag (R: Susanne Schneider)
Es kommt der Tag (R: Susanne Schneider)
Es kommt der Tag (R: Susanne Schneider)
Es kommt der Tag (R: Susanne Schneider)


Es kommt der Tag
(R: Susanne Schneider)

Buch: Susanne Schneider, Kamera: Jens Harant, Schnitt: Jens Klüber, mit Katharina Schüttler (Alice), Iris Berben (Judith), Jacques Frantz (Jean Marc), Sebastian Urzendowsky (Lucas), Sophie-Charlotte Kaissling-Dopff (Francine), Andrée Damant (Claire), Jean-Claude Arnaud (Robert), Kinostart: 1. Oktober 2009

Es kommt der Tag ist so ein Film, wo einem potentiellen Zuschauer jeder Kurzinhalt im Grunde genommen die ersten zwanzig Minuten versaut. Das Standardbeispiel für solche Filme ist Absolute Power von und mit Clint Eastwood, bei dem jeder aus dem Trailer wusste, dass Gene Hackman den Präsidenten der Vereinigten Staaten spielt. Im Film selbst kommt das aber erst nach ca. einer halben Stunde raus, und wenn man mit diesem Vorwissen in den Film geht, ist es ein wenig so, als lese man einen Roman von Agatha Christie, bei dem einen der Mörder bekannt ist.

Also werde ich in dieser Kritik nur von den ersten zwanzig Minuten schreiben.

Mia (Katharina Schüttler) ist eine rätselhafte junge Frau. Man lernt sie kennen beim Parkplatz-Sex, etwas später fabriziert sie absichtlich einen Autounfall und dann sucht sie nach einer Übernachtungsmöglichkeit, und man ahnt bereits, dass sie irgendeinen perfiden Plan verfolgt. Jutta (Iris Berben), die Frau, bei der Mia übernachtet, scheint es aber auch faustdick hinter den Ohren zu haben, und sehr bald entspinnt sich eine Art und Katz-und-Maus-Spiel zwischen den beiden Frauen, bei der man nur nicht genau weiß, wer die Katze und wer die Maus ist ...

Susanne Schneiders Film ist auch ansonsten hochwertig besetzt mit Sebastian Urzendowsky (zuletzt in Berlin 36), dem französischen Charakterdarsteller Jacques Frantz oder der vielversprechende Newcomerin Sophie-Charlotte Kaissling-Dopff, deren komplizierten Namen man sich aber nicht so ohne weiteres wird merken können. Die Geschichte an der deutsch-französischen Grenze erinnert ein wenig an Christian Petzold, nur dass die Regisseurin und Autorin wenig von Ellipsen hält und stattdessen am liebsten auch im Dialog alles ausdiskutiert und kaum etwas ungesagt lässt. Außerdem ist da die Sache mit den Symbolen. Wenn die Tochter ihre Mütze wegwirft oder der Sohn plötzlich deutsch spricht, ist das genau so überdeutlich in seiner Bedeutung wie beispielsweise eine Hundehütte, die akkurat zu einigen Kindheitserinnerungen von Mia passt. Der Film lässt dem Zuschauer kaum Platz, die einzige große Ausnahme ist allerdings die (wenn vielleicht auch nur im relativen Vergleich) Schlusseinstellung. Der Film ist im Grunde genommen vorbei, es gab bereits eine Schwarzblende, und dann sieht man eine idyllische Flusslandschaft, deren Bezug zu allem zuvor gesehenen nicht annähernd offensichtlich ist, die aber zur Kontemplation einlädt, zum darüber nachdenken "Was will uns die Künstlerin damit sagen?" Hiervon gab es in Es kommt der Tag leider viel zu wenig.