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Bildmaterial © Central Film / Senator
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Whatever Works
(R: Woody Allen)
USA / Frankreich 2009, Dt. Titel: Whatever Works - Liebe sich wer kann, Buch: Woody Allen, Kamera: Harris Savides, Schnitt: Alisa Lepselter, mit Larry David (Boris Yellnikoff), Evan Rachel Wood (Melodie St. Ann Celestine), Patricia Clarkson (Marietta), Ed Begley Jr. (John), Henry Cavill (Randy James), John Gallagher Jr. (Perry), Adam Brooks (Boris’ Friend #1), Lyle Kanouse (Boris’ Friend #2), Michael McKean (Joe - Boris’ Frined #3), Conleth Hill (Leo Brockman), Olek Krupa (Morgenstern), Carolyn McCormick (Jessica), 92 Min., Kinostart: 3. Dezember 2009
Abgesehen davon, dass der neue Woody-Allen-Film wieder in New York spielt (unterstützt von französischen Geldern), ist die wichtigste Neuigkeit, dass der Stellvertreter jener männlichen Hauptrolle, die Woody in jungen Jahren immer selbst gespielt hat, diesmal nicht Kenneth Branagh, Jason Biggs oder Will Ferrell ist, sondern Larry David, der aus Curb Your Enthusiasm bekannte, sämtlichen Allen-Standards (intellektueller, kulturpessimistischer, jüdischer, neurotischer, hypochondrischer New Yorker) entsprechende und nur zwölf Jahre nach Allen geborene Komiker. Die weibliche Hauptrolle hingegen konnte mal wieder nicht jung genug besetzt werden, und mit Evan Rachel Wood, die vor gar nicht so langer Zeit durch Thirteen bekannt wurde, hat man eine den Altherrenfantasien entsprechende Schönheit, die aber mal wieder einen geringen IQ abbekam (vgl. Scarlett Johannson in Scoop oder Mira Sorvino in Mighty Aphrodite) und einzig durch den Südstaatenakzent der Schauspielerin ein wenig abverlangt. Gepaart mit dem selbst für Allen-Verhältnisse ziemlich verbitterten und körperlich angeschlagenen Boris Yellnikoff (Larry David) scheint es somit ein wenig, als solle die Allen-Komödie mit der Tragödie à la Philip Roth gepaart werden.
Damit ist ideenmäßig bereits fast alles gesagt. Zwar tauchen später noch die Eltern die Südstaatenschönheit auf und bieten Patricia Clarkson und Ed Begley jr. zwei wunderschöne Nebenrollen, bei denen Allen sogar mal kurz sein heterozentrisches Weltbild verlässt, doch eigentlich erschöpft sich ein Großteil des Films im Dialog zwischen Boris und “Melodie St. Ann Celestine” (Evan Rachel Wood), angereichert durch den Running Gag, dass Boris sich immer wieder direkt an das Kinopublikum wendet und versucht, auch die Personen um ihn herum auf den Zustand hinzuweisen, dass man für ein Publikum agiert.
Das Standard-Repertoire an Allen-Gags zündet insbesondere bei manchen Dialogen, die die fehlende Intelligenz der jüngeren Figuren demonstrieren soll, nicht wirklich, aber selbst bei den misslungeneren Gags stellt sich noch die alte, über Jahrzehnte etablierte Behaglichkeit ein, die (zumindest für uns Fans) eine Standard-Allen-Komödie mit sich bringt, und man ist geneigt, dem alten Herrn seine Verfehlungen nachzusehen und einfach trotzdem zu lachen.
Aber man findet in dem Film auch die vielleicht am schlampigsten inszenierte Szene der letzten dreißig Jahre Allens. Als “Dogwalker” mit vier Hunden voll ausgelastet, prallt Melodie an einer Straßenecke mit einem gleichaltrigen Herrn zusammen, der ebenfalls mit einem Hund unterwegs ist. Und während dieser die Situation mit einem vordergründig auf die Hunde gemünztes “New Friends!” kommentiert, ist sein Hund an denen ihm vermeintlich völlig unbekannten Artgenossen so dermaßen uninteressiert, wie es überhaupt nur möglich ist. Hier wäre es wahrscheinlich besser (aber für die Inszenierung nicht unbedingt einfacher) gewesen, tatsächlich Hunde zu nehmen, die sich noch nicht kennen bzw. diese Szene nicht schon zum zwölftenmal durchexerzieren. Ferner bin ich mir auch nicht sicher, ob man am Times Square an Silvester schon vor Mitternacht lauter Lichtreklamen “Happy New Year” verlauten lässt, aber im Alter kann Woody halt auch nicht mehr auf jedes kleine Detail achten.