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Bilder © 2010 Warner Bros. Ent.
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Valentinstag
(R: Garry Marshall)
Originaltitel: Valentine’s Day, USA 2010, Buch: Katherine Fugate, Kamera: Charles Minsky, Schnitt: Bruce Green, Musik: John Debney, mit Ashton Kutcher (Reed Bennett), Jennifer Garner (Julia Fitzpatrick), Anne Hathaway (Liz), Topher Grace (Jason), Bradley Cooper (Holden), Julia Roberts (Captain Kate Hazeltine), Patrick Dempsey (Dr. Harrison Copeland), Shirley MacLaine (Estelle), Hector Elizondo (Edgar), Bryce Robinson (Edison), George Lopez (Alphonso), Jamie Foxx (Kelvin Moore), Eric Dane (Sean Jackson), Jessica Biel (Kara Monahan), Queen Latifah (Paula Thomas), Kathy Bates (Susan), Emma Roberts (Grace), Jessica Alba (Morley Clarkson), Carter Jenkins (Alex), Taylor Swift (Felicia), Taylor Lautner (Willy), Paul Williams (Romeo Midnight), Katherine LaNasa (Pamela Copeland), Megan Suri (Rani), Jonathan Morgan Heit (Tough Franklin), Brooklyn Proulx (Madison), Erin Matthews (Flight Attendant), Larry Miller (Oversized Baggage Agent), Anna Aimee White (Weather Girl), 120 Min., Kinostart: 11. Februar 2010
So wie insbesondere in den Vereinigten Staaten bestimmte Filme gerne zu Weihnachten, Halloween oder dem 4. Juli gestartet werden, so wird auch der Valentinstag immer deutlicher zu einem Termin, der sich besonders eignet, thematisch verwandte Filme pünktlich zu diesem Termin anlaufen zu lassen, wie es beispielsweise mit Hitch geschah, aber weitaus auffälliger im letzten Jahr mit He’s just not that into you. Abby Kohn und Marc Silverstein, die das Drehbuch zu He’s just not ... schrieben, lieferten auch Storyideen zu Valentine’s Day, beim Casting des Ensemblefilms wählte man aber mit einer Ausnahme (Bradley Cooper) andere Superstars aus.
Wahrscheinlich inspiriert durch Love, Actually beschränkte man sich diesmal auch nicht auf die Twenty- und Thirtysomethings, sondern schöpfte das volle Spektrum der Generationen aus, vom süßen Fratz, der in seine Lehrerin verschossen ist (und das - ohne zuviel verraten zu wollen - aus allzu nachvollziehbaren Gründen), über High School-Schüler (Emma Roberts, Taylor Swift, Taylor Lautner - womit auch das minderjährige Zielpublikum zum Interesse verdammt sein dürfte) bis hin zu Großmutter Estelle (Shirley MacLaine) und ihr Musterbild an Monogamie, Edgar (Hector Elizondo).
Geringfügig mehr Augenmerk wirft man aber natürlich auf die Paradebeispiele junger Attraktivität (natürlich wie üblich sämtlich in gutbezahlten und sie erfüllenden Jobs), die zu Beginn des Valentinstages, der den zeitlichen Rahmen des Films bildet, vielfach gemeinsam aus dem Bett steigen. Nacheinander Ashton Kutcher und Jessica Alba, Jennifer Garner und Patrick Dempsey sowie Topher Grace und Anne Hathaway. Ferner sieht man die bereits erwähnten Großeltern am Frühstückstisch, und Julia Roberts darf bei einem Langzeitflug immerhin ihren Kopf an den ihr zuvor unbekannten Sitznachbar Bradley Cooper lehnen. Zwei dieser fünf Paare (und es gibt im Film noch einige mehr) müssen im Verlauf dieses Tages große Hürden überwinden, doch weil das “happily ever after” für den Zuschauer (bzw. die Zuschauerin und ihr aus nicht ganz uneigennützigen Gründen mit ins Kino kommender Begleiter) meist nicht so spannend anzuschauen ist, werden an diesem Valentinstag auch drei neue Paare gebildet, und die Filmemacher geben sich Mühe, auch ein oder zwei Überraschungen einzubringen. Apropos Filmemacher: Regisseur ist übrigens Garry Marshall, sowas wie der ungekrönte König der Romantic Comedy, der nach einer langen TV-Karriere (Happy Days, The Odd Couple, Mork & Mindy) unter anderem Frankie and Johnny, The Princess Diaries (1+2) oder - last but not least - Pretty Woman auf die Leinwand brachte. Ein Routinier für reibungslos funktionierende Liebesfilme nach Schema F. Und in dieses Schema reiht sich auch Valentine’s Day ein. Wenn man mal über die Vielzahl von Herzen (u. a. eine Blutspende-Reklame und das Logo einer Fluggesellschaft) hinwegsieht und die Übermacht der Farben Rot und Rosa auszublenden versucht, wird man auch noch akustisch vom Liebeslied-Marathon des Radio-DJs “Romeo Midnight” erschlagen (lässt in der zweiten Hälfte des Films glücklicherweise etwas nach), und auch wenn der Streifen nicht ganz so ärgerlich wie He’s just not ... geriet, wirkt er doch wie ein riesiger Werbefilm für einen komplett kommerzialisierten Tag, der sich von der Möglichkeit zur Aufmerksamkeit längst zum heimtückisch lauernden Fettnäpfchen entwickelt hat.
Und während der schönste Moment des Films (Jennifer Garner zerschlägt tobsuchtartig eine herzförmige Piñata auf einer “I hate Valentine’s Day”-Party) schnell zur reinen Alibifunktion verkommt, gibt es viele kleine Momente, die die Absurdität des Valentinstags als Kommerzevent und Film hervorstechen lassen. Da kostet ein Dutzend Rosen 55 Dollar, die einzige Person, die sich vom Valentinstagsrummel nicht hat beirren lassen und am Ende allein in ihrem Hotelzimmer sitzt, wird frühzeitig aus dem Film ausgeblendet, und überall tauchen Hunde auf (Sinnbild der Treue), während die einzige erwähnte Katze des Films (Individualität) aufgrund ihres Namens (Babs) für einen Witz über die sexuelle Orientierung ihres Herrchens herhalten muss. Um noch mal zur Alibifunktion zu kommen: Es gibt auch ein schwules Pärchen in dem Film (Man darf sich dieser Publikumsgruppe ja nicht verschliessen), es ist aber das einzige, dass sich nicht küssen darf.
Und übrigens: “Let’s get naked” sind nicht drei, sondern vier Worte. Hier hat ausnahmsweise die Synchronisation die Chance, einen Fehler auszumerzen. Ich schlage vor: “Mach Dich nackig!”. Schönes Schlusswort.