|
Bilder © 2008 Warner Bros. Ent.
|
Er steht einfach
nicht auf Dich
(R: Ken Kwapis)
Originaltitel: He’s just not that into you, USA 2009, Buch: Abby Kohn, Marc Silverstein, Lit. Vorlage: Greg Behrendt, Liz Tuccillo, Kamera: John Bailey, Schnitt: Cara Silverman, Musik: Cliff Eidelman, mit Ginnifer Goodwin (Gigi), Jennifer Aniston (Beth), Jennifer Connelly (Janine), Bradley Cooper (Ben), Scarlett Johansson (Anna), Justin Long (Alex), Drew Barrymore (Mary), Kevin Connolly (Conor), Ben Affleck (Neil), Kris Kristofferson (Beth’s Father), Mike Beaver (Cousin Jay), Luis Guzman (Xavier), Joan Blair (Emotionless Cashier), Morgan Lily (Crying girl in park), Peter O'Meara (Bill), Annie Ilonzeh (Alex's Date), Jocelin Donahue (Pretty Girl), Carly Steel (Waitress), 129 Min., Kinostart: 12. Februar 2009
Bücher, die zu Bestseller wurden, waren zu keinem Zeitpunkt automatisch auch Qualitätslektüre, was früher mal Simmel und Konsalik in Deutschland waren, sind heutzutage weltweit auch oft Bücher wie He’s just not that into you von den Autoren von Sex and the City (man möge mir verzeihen, dass ich nicht genügend Journalistenethik oder Interesse aufbringe, um Recherchezeit aufzuwenden, hier zwischen Fernsehserie, Kinofilm und etwaigen Spin-Off-Romanen zu unterscheiden). Und wie bei The Devil wears Prada, P. S. I love you, The Jane Austen Book Club, 27 Dresses, The Nanny Diaries oder Confessions of a Shopaholic ist es nur eine Frage der Zeit bis zur Verfilmung.
In den drei bis vier miteinander verwobenen Episoden hier nimmt man dem Zielpublikum und Filmtitel entsprechend vorerst einen vor allem weiblichen Standpunkt ein, wobei zunächst die in der Liebe unglückliche Gigi (Ginnifer Goodwin) von ihren Freundinnen immer wieder gute Tips über die Verhaltensmuster von Männern zu hören bekommt (z. B. einige Variationen von “wie schnell ruft er zurück, wenn er interessiert ist?”), die dann je nach Situation sofort wieder über den Haufen geworfen werden. Beth (Jennifer Aniston) wartet hingegen darauf, dass ihr langjähriger Freund Neil (Ben Affleck) sie endlich heiratet, während Janine (Jennifer Connelly) bereits verheiratet ist und entsprechend mit Problemen in ihrer Ehe kämpfen muss, die sich vor allem darin äußern, dass ihr Gatte Ben (Bradley Cooper, sowas wie der nächste Jude Law) sich gerade sehr für Anna (Scarlett Johansson, die momentan immer dasselbe Rollenschema bedient) interessiert, und sich versucht, einzureden, dass das kein Problem für seine Ehe bedeutet. Wenn wir Drew Barrymore als Mary mal außen vor lassen, gibt es also drei Ausgangssituationen: Glücklich, aber nicht verheiratet; verheiratet, aber nicht glücklich; weder noch. Die Geschichte mit dem Gatten zwischen den zwei Frauen hat noch am ehesten Potential für unerwartete Entwicklungen, wirkt aber am uninteressantesten (unter anderem, weil man für Scarlett Johansson in ihren immergleichen Rollen immer schwieriger Interesse aufbringen kann), die Episode mit Jennifer Aniston und Ben Affleck ist am vorhersehbarsten und langweiligsten besetzt, und bis es zwischen Ginnifer Goodwin und Justin Long (der sich immerhin langsam in die A-Klasse vorspielt, aber dabei immer mehr von seinem ursprünglichen Charme verliert) endlich funkt und klappt, wird aus der vielleicht interessantesten Episode die vorhersehbarste. Allesamt keine guten Zeichen.
Was man darüber hinaus sogar als ärgerlich einstufen kann, obwohl es den gängigen Vorgaben entspricht, ist die pathetische Märchenwelt, in der fast alles spielt. Wie bei Friends sind alle Hauptfiguren etwa gleich alt, gleich kaukasisch, gleich gutaussehend und gleich wohlhabend (Inneneinrichtungen und Bekleidung entsprechen eher einem Katalog als dem realen Leben), Personen mit Migrationshintergrund oder körperlichen Defekten (mir ist die politisch zutiefst unkorrekte Brisanz dieses Halbsatzes bewusst, aber die Aufzählung entspricht ganz dem Filmbeispiel) findet man hier nur als Kassiererin, Bauarbeiter, oder - wenn sie gut genug aussehen - als One-Night-Stand. Schwule hingegen (weil zum Zielpublikum zugehörig) sind überrepräsentiert, aber nur als Klischee des gutaussehenden, hilfsbereiten Vertreters der selben Steuerklasse, abgesehen von wenigen lauen Gags am Rande wird die Sexualität dieser Gruppe nicht im geringsten thematisiert, sie könnte ja vom Friede-Freude-Eierkuchen-Hetero-Märchenland ablenken. Das Fatale ist, dass all diese Punkte am Erfolg des Films nicht das geringste ändern werden, und dass das Zielpublikum sich daran auch nicht im geringsten stören wird, weil die Differenz zwischen Fernseh- und Kino-Fantasiewelt und realer Umwelt aufgrund der Dauerkonditionierung immer weniger wahrgenommen wird. Beziehungsweise Männchen und Weibchen schon ab dem Kindergartenalter versuchen, das im Fernsehen konsumierte Weltbild im eigenen Umfeld nachzukreieren. Aber Romantic Comedies über Hartz-IV-Empfänger (oder zumindest echte Menschen) werden leider immer die Ausnahme bleiben ...