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Bildmaterial: Kinowelt Filmverleih
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Piranha
(R: Alexandre Aja)
USA 2010, Buch: Peter Goldfinger, Josh Stolberg, Kamera: John R. Leonetti, Schnitt: Baxter, Musik: Michael Wandmacher, mit Elisabeth Shue (Julie Forester), Steven R. McQueen (Jake Forester), Jessica Szohr (Kelly), Jerry O'Connell (Derrick Jones), Kelly Brook (Danni), Riley Steele (Crystal), Adam Scott (Novak), Brooklynn Proulx (Laura Forester), Ving Rhames (Deputy Fallon), Christopher Lloyd (Mr. Goodman), Richard Dreyfuss (Matt Boyd), Sage Ryan (Zane Forester), Eli Roth (Wet T-Shirt Host), Gianna Michaels (Parasailing Girl), Genevieve Alexandra (Propeller Girl), 88 Min., Kinostart: 14. Oktober 2010
Schon Joe Dantes Piranha hatte sich stark an Spielbergs Jaws angelegt, und wenn in der Neubearbeitung gleich zu Beginn Richard Dreyfuss das erste Opfer der nach 2 Millionen Jahren Kannibalismus sehr beißfreudigen prähistorischen Piranhas ist, so ist das der beste »Intro-Kill« seit Drew Barrymore in Scream (wenn die Effekte nicht so schlampig wären, hätte man auch noch diesen übertreffen können).
In Pressemitteilungen zu Piranha 3D (inoffizieller Titel) wurde mit »zwei Tonnen Brüste und ein Quadratkilometer Blut« geworben, was natürlich eine Übertreibung ist. Aber in der Menge an Gore und Filmblut ist der Film wirklich rekordverdächtig, und was hier in Sachen Zurschaustellung von weiblichen Brüsten (und verschiedentlichen anderen Geschlechtsteilen) dargeboten wird, zeugt davon, dass die Filmemacher nicht kleckern, sondern klotzen wollten - wenn man schon keine Jugendfreigabe bekommt, kann man auch alles auffahren, was die Jugend gefährden würde: feierwütige Studenten beim Springbreak, Saufen bis man auf die Kamera kotzt, ein Erotikregisseur in seinem Element und unzählige Variationen dazu, wie man Körper anknabbern, zerplatzen, durchtrennen undsoweiter kann.
Die 3D-Effekte, die beispielsweise den anspruchslosen Funsplatterfilm The Final Destination zu einem kleinen Ereignis machten, werden hier für offensichtliche Effekte eingesetzt, aber die »ganz normalen« Szenen wirken häufig sehr zweidimensional, man könnte sagen: so flach wie die Figuren.
Es gibt tatsächlich so etwas wie eine Story, und man versucht sogar, das plötzliche Auftauchen der Piranhas zu erklären (ein See unter einem See), aber ernst nehmen kann man an diesem Film nichts. Weshalb es mir auch spare, die diversen Unstimmigkeiten aufzuzählen, dies würde einen eigenen Text mindestens gleicher Länge tragen.
In vielerlei Hinsicht könnte man Piranha mit Snakes on a Plane vergleichen (Samuel L. Jackson hatte wohl keine Zeit und Ving Rhames musste seine Rolle übernehmen), doch Piranha macht trotz einiger geschmacklicher Entgleisungen zumindest Spaß. Irgendwann heißt es mal »Today we're gonna be making movie history«, und auch, wenn man nicht jede Schnapsidee mit halbgaren CGI-Effekten umsetzen sollte (wer sich den Film antut, wird wissen, was ich meine), bringt der Streifen immerhin einige Szenen, die man SO noch nicht gesehen hat (aber vielleicht auch nicht sehen wollte). Mein persönlicher Favorit sind die letzten Worte einer Filmfigur: »Wet t-Shirt. Wet t-shirt.« An »Rosebud« reicht das noch nicht heran, aber wie es bei Loriot heißt: »Im Ansatz nicht ganz rein, aber was zählt, ist das künstlerische Gesamtkonzept.«