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Bildmaterial © 2009 Warner Bros. Ent.
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Final Destination 4
(R: David R. Ellis)
Originaltitel: The Final Destination, USA 2009, Buch: Eric Bress, nach Figuren von: Jeffrey Reddick , Kamera: Glen MacPherson, Schnitt: Mark Stevens, Musik: Brian Tyler, Special Make-Up Effects: Greg Nicotero, mit Bobby Campo (Nick O’Bannon), Shantel VanSanten (Lori Milligan), Nick Zano (Hunt Wynorski), Haley Webb (Janet Cunningham), Mykelti Williamson (George Lanter), Krista Allen (MILF / Samantha), Andrew Fiscella (Charlie “Gearhead” Kewzer), Justin Welborn (Racist), Stephanie Honore (Nadja, Gearhead's Girlfriend), Lara Grice (Racist’s Wife), Jackson Walker (Cowboy), Phil Austin (Samantha’s Husband), William Aguillard (Kid #1), Brendan Aguillard (Kid #2), Harold X. Evans (Homeless Man), Chris Fry (Greensman), Tina Parker (Cheyenne), Cecile Monteyne (Dee Dee), Stacey Dizon (Pedicurist), Gabrielle Chapin (Girl on Top), Camille E. III Bourgeois (Water Gun Brat), 82 Min., Kinostart: 3. September 2009
David R. Ellis hat sich jahrelang als Action-Regisseur der “2nd Unit” von Filmen wie Master & Commander, The Matrix Reloaded usw. profiliert, und zeigt auch in seiner “richtigen” Regiekarriere vor allem ein glückliches Händchen bei Filmen wie Cellular (dt.: Final Call, mit Kim Basinger) oder eben Final Destination 2. Dass er Autos besser in Szene setzen kann als Flugzeuge und Schlangen, bewies der unterirdische Trash-Hype Snakes on a Plane. (Und in The Final Destination gibt es in einer Traumsequenz auch mal kurz eine CGI-Schlange, die wahrscheinlich für die schlechtesten zwei Sekunden des Films sorgt.)
Nachdem Final Destination 2, der meiner unmassgeblichen Meinung nach beste Film der Reihe, mit einer Massenkarambolage auf dem US-Äquivalent einer Autobahn begann, scheint der Beginn von Ellis’ Rückkehr zum Franchise handverlesen. Diesmal rummst es gewaltig bei einem Autorennen und die halbe Tribüne (man baute extra ein 43 Meter langes Stück einer realen Tribüne nach) bricht zusammen. Ellis kann gut mit cinematographischen Räumen umgehen, und so bringt die Eingangssequenz insbesondere in 3D (kann nur jedem Fan empfehlen, den Film unbedingt in 3D zu sehen, man verpasst sonst wirklich was) den Film schnell in Fahrt. Stärker als in jedem zuvorigen Film der Reihe nutzt man diesmal auch die Todesfälle in der “Vision” der Hauptfigur, um bereits früh die Möglichkeiten der Make-Up-Effects-Leute mit Unterstützung von CGI vorzuführen. Zwar wird etwas häufig etwas langes und / oder spitzes in Kamerarichtung geworfen, doch man hat auch den Gebrauch von negativem Raum für das Medium und insbesondere einen Splatter-Film in 3D entdeckt, und so gibt es auch ein paar nette Szenen, wo das Fehlen einer Portion Fleisch im Körper eines Opfers eindrücklich vorgeführt wird.
Mein Text hat sich bereits verselbstständigt, denn offenbar geht es ja vor allem um Effekte und Thrill. Was sicher auch damit zusammenhängt, dass die Figuren oder die Handlung nicht eben eine gesteigerte Identifikation antreiben. Man weiß, welches Pärchen die besten Chancen hat, zumindest bis zum Ende des Films (und vielleicht darüber hinaus?) zu überleben, aber abgesehen davon, dass die beiden gut aussehen, erfährt man nicht einmal, ob sie einen Job haben oder noch zu Schule gehen / studieren. Was womöglich auch mit Absicht so gemacht wurde, denn auch das Alter der Hauptfiguren könnte irgendwo von 17 bis 25 liegen, was keinen aus dem Zielpublikum “außen vor” lässt. Das war in FD2, der übrigens auch vom selben Drehbuchautoren stammt (Eric Bress von The Butterfly Effect) sehr viel besser, da gab es sehr unterschiedliche Figuren, während hier zwar auch ein schwarzer Security-Tip, eine Mutter und ein KfZ-Mechaniker zu den verhältnismäßig frühen Opfern gehören, aber einige Figuren nicht einmal einen Rollennamen haben, sondern beispielsweise mit “Cowboy” oder “Racist” bereits ausreichend umschrieben scheinen. In den ungeraden Filmen der Serie gab es immer viele Figuren, deren Familiennamen bei klassischen, dem Horror-Umfeld zugehörigen Filmemachern stibitzt waren (Murnau, Browning, Hitchcock, Polanski, Romero), doch schon in FD2 hielt man sich mit Corman und Carpenter halbwegs zurück und auch diesmal gibt es nur O’Bannon (u. a. Drehbuch / Produzent von Alien) und Cunningham (Friday the 13th).
Noch stärker als in FD2 nehmen die Splatter-Momente hier fast absurde Ausmaße an, ein oder zwei Szenen wirken wie aus einem Tom & Jerry- oder Itchy & Scratchy-Cartoon.
Während man lange Zeit den Eindruck hat, der sonst so kranke Drehbuchautor hat hier einen Gang zurückgeschaltet, hat er zumindest einen Kniff, der eine echte Bereicherung für die Serie ist, und der bei weiteren Filmen sicher noch häufiger verwendet wird. Die 3D-Sache nimmt man übrigens ziemlich ernst, so wird hier mit Überblendungen und Unschärfen (Gruppen im Hintergrund) experimentiert, und das Ganze funktioniert auch recht gut. Stärker als jeder zuvorige (mir bekannte) 3D-Film versucht man auch, das Format innerhalb der Handlung zu bewerben, denn man geht gegen Ende tatsächlich innerhalb des Films in einen 3D-Film, der erstaunlich viele Säle in einem Cineplex einnimmt (einer der “ferner liefen”-Filme heißt “Alibi”), und ähnlich wie bei Inglourious Basterds explodiert dann auch irgendwann die Leinwand. Nur halt in 3D!
Was gibt es noch zu sagen? Zum Abschluss noch ein wenig Stückchenware. Wer den Trailer nicht kennt, wird weitaus mehr Spaß mit der Szene im Schönheitssalon haben. Blödester Satz der Synchronfassung (man musste wohl Silben sparen): “Einfühlvermögen bringt ein nicht um.” Die Spielereien mit diversen Münzen überzeugen nicht wirklich und auch die mehrfach eingebrachten Nachrichten “It’s coming” bzw. “It’s here” wirken unausgegoren. Schön ist die Reklame für “Clear Rivers Water” (Fans der Serie werden den Gag verstehen), und sowohl Taubenmist als auch ein Bus mit einer 180 tauchen auf. Was ich etwas seltsam finde, ist, dass sowohl in FD2 als auch hier es immer die Farbigen sind, die sich (erfolglos) versuchen umzubringen. Ich habe auch nicht verstanden, warum man Blut spucken sollte, wenn man den Unterschenkel verliert. Gehört ja nicht unbedingt zu den inneren Organen. Der schönste Satz des Films ist “Wenn wir einfach die Augen für jede Art von Gefahr offenhalten, haben wir ‘ne Chance.” Und der Vorspann bzw. auch Nachspann ist graphisch sehr schön gelöst: Eine Art 3D-Röntgen-Skelette demonstriert noch mal die Todesarten der früheren Filme. Und als allerletztes will ich noch auf eine der größten Lügen / Dummheiten hinweisen, die ich je in einem Presseheft gelesen habe. Auf S. 4 heißt es: “Ellis dreht bereits seinen zweiten Film innerhalb der Serie. Damit ist er der erste Regisseur, der mehrere Beiträge zur Serie geleistet hat.” Und was ist mit James Wong, der den ersten und dritten Film inszenierte? Außerdem steht im Presseheft (selbe Seite): “Und zum zweiten Mal dreht sich die Story um Nick, [...]” In keinem früheren Film spielte irgendein Nick eine Rolle. Wenn die (wahrscheinlich amerikanische) Presseagentur den Film schon nicht ernst nimmt, wie kann sie dann erwarten, dass Kritiker oder Zuschauer es tun? Tadel.