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Bildmaterial: W-film Distribution
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South
(R: Gerhard Fillei,
Joachim Krenn)
Österreich 2009, Buch, Schnitt, Production Design, Art Direction: Gerhard Fillei, Joachim Krenn, Kamera: Jarrod Kloiber, Joachim Krenn, Musik: Sascha Selke, mit Matthew Mark Meyer (Bruce McGray), Claudia Vick (Dana), Sal Giorno (Al), Tim Kirkpatrick (Robert), Jimena Hoyos (Maria), Bryan Hanna (Travis), 105 Min., Kinostart: 11. November 2010
Es gibt ja nichts langweiligeres und dümmeres, als die vorgefertigten Inhaltsangaben aus Presseheften zu übernehmen, aber in diesem Fall scheint es mir angebracht. Wer nicht zu viel zu früh wissen will, überspringt die nächsten Absätze.
Nach einem dramatisch gescheiterten Raubüberfall auf eine Bank in Los Angeles steht Bruce McGray (Matthew Mark Meyer) am Tiefpunkt seines Lebens. Gejagt vom FBI und schwer verletzt flieht er nach New York.
In ihm brennt die Sehnsucht, alles hinter sich zu lassen und ein neues Leben zu beginnen. Vielleicht sogar an jenem Ort in Südamerika, den eine junge, ihm unbekannte Frau in ihrem Tagebuch so eindringlich beschreibt. Dieses Tagebuch erhielt Bruce von Maria (Jimena Hoyos) aus Del Rio. Vor zehn Jahren hatten die beiden eine intensive Liebesbeziehung. Bruce versucht verzweifelt herauszubekommen, wer die Frau aus dem Tagebuch ist und warum Maria ihm dieses Buch gerade jetzt gesendet hat.
Als Bruce in diesem Buch einige verstörende Fotografen findet, die ihm seltsam vertraut erscheinen, ahnt er, dass ihn etwas mit dieser mysteriösen jungen Frau verbindet. Ein Geheimnis aus seiner Vergangenheit, dessen Bilder plötzlich immer wieder aus der Tiefe seiner längst verloren geglaubten Erinnerung auftauchen.
In New York trifft er Dana (Claudia Vick), die Nachbarin seines Unterschlupfs, deren Schicksal sich auf dramatische Weise mit seinem verbindet.
Als er Maria endlich erreichen kann, erfährt Bruce nur sehr wenige, dafür aber umso beunruhigendere Dinge über sich selbst. Während ihm die Bundesbehörde und die New Yorker Polizei immer dichter auf den Fersen sind, beginnt für ihn eine verzweifelte Suche nach seiner wahren Identität.
Die Presseagentur preist den Film als ein »atmosphärisches Independent-Werk, bildgewaltig und mit hohem ästhetischen Anspruch.«
Hmm, wenn man mit Unschärfen und Schwarzweiß-Material arbeitet, ist das ja noch nicht automatisch ästhetisch (oder sonstwie) anspruchsvoll. Die Produktionsumstände des Films sollen sehr abenteuerlich sein, aber eigentlich interessiert mich das nicht, weil das Resultat einfach so arty-farty und öde ist, dass man es kaum fassen kann. Frauen wälzen sich im Schlamm oder bekommen Schläge. Der Banküberfall zeichnet sich durch Wackelkamera und vermeintliche Brutalität aus, der ganze Film hängt sich an das mysteriöse Tagebuch, einige Nacktzeichnungen und bandagierte oder zerkratzte Arme. Alles ist ganz bedeutsam und traumatisch, die Krimi- und die Liebesgeschichte sind gleich langweilig, und irgendwie sieht der Film aus, als ob zwei Psychologiestudiums-Abbrecher (spätestens im zweiten Semester) sich Memento (oder Following) und Carlito's Way angeschaut haben, und jetzt im Alleingang einen nahezu weltumspannenden Film drehen wollen. Einiges, wie die Figur des Al, und seine Beziehung zu seiner Angestellten Dana, hätte ohne das ganze Brimborium drumherum vielleicht sogar abendfüllend werden können, aber stattdessen geht es um »mich und die Dunkelheit«, »Spuren der Seele« oder ähnlichen esoterischen Schnickschnack.
Auch die ästhetisch ja so anspruchsvolle Schwarzweiß-Fotografie kann einem den Film nicht schmackhaft machen (eine Figur ist übrigens farbenblind, oho!), und wenn man dann noch versucht, die zeitliche Abfolge des »Showdowns« (nein, so kann man es eigentlich nicht nennen ...) nachzuvollziehen, oder sich fragt, warum Flüssigkeiten in Schwarzweißfilmen sehr viel langsamer trocknen, oder um wie viel Uhr die Sonne in New York im November eigentlich aufgeht, dann wird es wirklich anspruchsvoll ...