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Bildmaterial © 2010 Warner Bros. Ent.
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Yogi Bär
(R: Eric Brevig)
USA / Neuseeland 2010, Originaltitel: Yogi Bear, Buch: Jeffrey Ventimilia, Joshua Sternin, Brad Copeland, Kamera: Peter James, Schnitt: Kent Beyda, Musik: John Debney, mit den Originalstimmen von Dan Aykroyd (Yogi Bear) und Justin Timberlake (Boo Boo) sowie den Darstellern Tom Cavanagh (Ranger Smith), Anna Faris (Rachel Johnson), TJ Miller (Ranger Jones), Andrew Daly (Mayor Brown), Nale Corddry (Brown's Aide), 80 Min., Kinostart: 23. Dezember 2010
Ich kann überhaupt nicht abschätzen, ob deutsche Kinder Yogi Bear noch kennen. Ich selbst hatte Anfang der 1970er bei meiner Oma ein Bilderbuch mit dem Bären, die Zeichentrickfilme von Hanna-Barbera habe ich nie gesehen, wahrscheinlich war die ganze Sache mit dem Nationalpark, den Picknickkörben und den freilebenden Bären für deutsche Verhältnisse schon damals zu realitätsfern. Und dass Yogi Bär und sein kleiner Kumpel Boo Boo im Grunde genommen genau so aussehen wie Fred Feuerstein und Barney Geröllheimer (und sich von der Paar-Dynamik her auch sehr ähnlich verhalten), hat wahrscheinlich auch nicht geholfen. Ich glaube, die Jetsons (im Grunde genommen dasselbe wie die Flintstones, nur statt in die Steinzeit in die Zukunft extrapoliert) kennt hier auch längst nicht jeder.
Aber da sowohl liebenswert dumpfe und gefräßige Bären (Winnie the Pooh) als auch zivilisationsgeschädigte Petze (Over the Hedge, Open Season) sich weltweit in Animationsfilmen gut verkaufen, kommt jetzt auch Yogi Bear in Deutschland an - natürlich in 3D!
Kurze Exkursion. Wie schon vor Cats and Dogs - The Revenge of Kitty Galore und Zack Snyders Legend of the Guardians: The Owls of Ga'Hoole gibt es auch vor Yogi Bear einen neuen Roadrunner-Dreiminüter - ebenfalls in 3D. Nachdem ich die ersten beiden verpasst hatte, bin ich vor allem wegen Wile E. Coyote überhaupt zu Yogi Bear gegangen (auch wenn man von den Klassikern von Chuck Jones schon noch eine Ecke weg ist). Erstaunlich finde ich aber nicht nur, dass diese im Ansatz dokumentarischen Tieraufnahmen von Warner geschickt immer ins Vorprogramm anderer animierter Tierabenteuer gesetzt wurden - gerade bei Yogi Bear gibt es eine gewisse Dynamik zwischen den Filmen, die einerseits die (zumeist erfolglose) Nahrungssuche in US-amerikanischen Naturlandschaften zeigen - und andererseits in beiden Fällen auf den Erfindungsreichtum der Tiere ein besonderes Augenmerk richten. Ich weiß nicht, inwiefern das schon in den Zeichentrickfilmen eine Rolle spielte, aber ganz wie der Koyote sich bei Jones einen Kühlschrank mit Skiern kombiniert, so bastelt sich Yogi im teilanimierten Realfilm Hilfsmittel wie den »Korbschnapper 2000«, was zwar immer etwas vorhersehbar ausfällt, aber zu einigen der besten Gags des Films führt.
Yogi steht neben seiner neuesten Erfindung und bemerkt stolz: »Ich bin so schlau, dass es weh tut!« Boo Boo dazu vorsichtig: »Ähh, du stehst auf dem Lötkolben.« Yogi meint dazu nur lapidar »Ach so, deswegen ...« und springt mit schmerzverzerrter Miene auf einem Bein davon.
Die Geschichte, die man für einen abendfüllenden (bzw. eher nachmittagfüllenden) Spielfilm darum herumbasteln musste, entspricht der üblichen Disney-Familienfilm-Formel seit diversen Jahrzehnten: Ein skrupelloser Bürgermeister will den »Jellystone Park« schließen, und Yogi, sein Ranger und der obligate love interest (Anna Faris als Dokumentarfilmerin, die ihren Job im Grunde genommen durch eine bei Boo Boo in der Krawatte eingebaute Kamera ausführt) müssen irgendwie versuchen, den Park zu retten. Das lief damals schon bei Herbie und dem Haus der alten Dame genau so.
Neben einigen gelungenen Gags (na gut, es könnten durchaus mehr sein) hat Yogi Bear aber noch eine Geheimwaffe, das erste Tier, das es in meine monatliche »Schnuckelchen-Liste« geschafft hat. Die vermeintlich seit 100 Jahren ausgestorbene »Froschmaulschildkröte« (natürlich vollanimiert) verzückt nicht nur Kinder. Wie ein Dackel hält sie beim Autofahren den Kopf aus dem Seitenfenster und lässt ihre lange Zunge hinter sich her schlabbern. Und wenn sie ein Auto mal während der Fahrt verlassen will, weiß sie sich auch zu helfen. Yogi und der Ranger lassen den Film ganz nett vor sich hin plätschern (vor allem aus Kindersicht), aber die Schildkröte verleiht dem Film - so paradox das jetzt klingen mag - Sandwichgeschwindigkeit.