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Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen




10. Februar 2011
Thomas Vorwerk
für satt.org


  Freundschaft Plus (Ivan Reitman)
Freundschaft Plus (Ivan Reitman)
Bildmaterial: Paramount Pictures International
Freundschaft Plus (Ivan Reitman)
Freundschaft Plus (Ivan Reitman)
Freundschaft Plus (Ivan Reitman)


Freundschaft Plus
(Ivan Reitman)

Originaltitel: No Strings Attached, USA 2011, Buch: Elizabeth Meriwether, Kamera: Rogier Stoffers, Schnitt: Dana E. Glauberman, Musik: John Debney, mit Natalie Portman (Emma), Ashton Kutcher (Adam), Kevin Kline (Alvin), Greta Gerwig (Patrice), Cary Elwes (Dr. Metzner), Olivia Thirlby (Katie), Lake Bell (Lucy), Chris »Ludacris« Bridges (Wallace), Mindy Kaling (Shira), Jake Johnson (Eli), Talia Balsam (Sandra Kurtzman), Ophelia Lovibond (Vanessa), Guy Branum (Guy), Ben Lawson (Sam), Jennifer Irwin (Megan), Elizabeth Meriwether (Writer), Ivan Reitman (TV Director), 108 Min., Kinostart: 17. Februar 2011

RomComs und kein Ende. Immerhin beinhaltet der deutsche Titel »Freundschaft Plus« keines der sonst üblichen Signalworte »Braut«, »Hochzeit«, »Verlieben« usw., aber das Thema ist ganz implizit vertreten, und dies ist eine der etwas »moderneren« RomComs, die nicht mit einem Kuss und / oder Heiratsantrag enden, sondern eigentlich mit einem gemeinsamen Schäferstündchen beginnen. Was auf den ersten Blick realistischer wirkt, aber genauso verlogen ist.

In der »erwachseneren« Version von RomComs darf man schon Teenager fragen lassen »Can I finger you?«, und ähnlich wie zuletzt in Love & Other Drugs gibt es auch hier jede Menge Beischlafszenen, nur dass Natalie Portman dabei nicht ganz so textilfrei auftritt wie Anne Hathaway. Die Geschichte: Emma (Portman) und Adam (Ashton Kutcher) kennen sich noch aus einem Feriencamp (»I just had a one night stand with him when I was 14«) und kommen auf die Idee, eine »Freundschaft mit Nebenleistungen« einzurichten, was im Klartext bedeutet, dass die vielbeschäftigte Medizinerin jederzeit kurzfristig ihren GV-Kumpel anrufen kann, der für’s Publikum u. a. über das Kompliment »You have a nice penis« charakterisiert wird.

Der Film thematisiert den Geschlechterwechsel desbezüglich, wer das »benutzte« Sexobjekt ist und wer sich hier verliebt und mehr will (der Mann!), nicht besonders. Im Grunde geht es um schusseligen Humor und hin und wieder vermeintlich bezauberndes Einfühlungsvermögen des bindungswilligen Adam. Wenn Emmas komplette WG (inclusive Alibi-Schwulen) ihre Tage hat, kommt Adam mit »Cupcakes« und wird natürlich eingelassen. Übersetzung: Jeder in der WG würde ihn sofort heiraten, nur Emma begreift es noch nicht. Und so tritt der Film viel zu lange viel zu zäh auf der Stelle, humoristische Höhepunkte sind beispielsweise der dekorative Wandschmuck: ein gerahmtes Filmplakat von Meatballs (dt. Titel: Babyspeck und Fleischklößchen), einer frühen Regiearbeit von Ivan Reitman, der eigentlich in seiner kompletten Filmographie abgesehen vom Ghostbusters-Erfolg nie einen besonderen Eindruck machte.

Einen guten Überblick über Adams Einfühlungsvermögen, das Niveau des Filmhumors und die Neuinterpretation des Begriffs »Romantik« gibt ein besonderes Geschenk, ein Mixtape passend zu Emmas Periode mit Songs wie Slow Flow (oder so ähnlich), Red Red Wine oder Sunday Bloody Sunday. Sehr zähflüssig, dieses Filmchen.

Übrigens beginnt der Film »15 Jahre zuvor« 1996 mit dem vermutlich im Sommer stattfindenden Camp, und der Zeitraum der Filmhandlung sowie markante Zeitpunkte im Verlauf der Handlung legen es nahe, dass das Ende des Films im Frühjahr 2012 oder sogar 2013 spielt. Mathe ist auch nicht jedermanns Sache.